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Hermann Meinzer

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Hermann Meinzer, 1973, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A24/106/2/15.

Hermann Meinzer

Kommunalpolitiker, Bürgermeister, Turnfunktionär, * 19. Juni 1921 Neureut/Stadt Karlsruhe, † 15. Mai 2011 Karlsruhe, ev., ∞ 28. Juni 1945 Else Glutsch, 2 Töchter, 1 Sohn.

Hermann Meinzer war der Sohn eines Lebensmittelhändlers in der damals noch selbständigen Gemeinde Neureut. Nach der Volksschule und Höheren Handelsschule begann er bei der Finanzverwaltung eine Ausbildung für den gehobenen Dienst, die durch den Reichsarbeitsdienst und die Einberufung zum Wehrdienst unterbrochen wurde. 1941 wurde er in Russland schwer verwundet (Verlust eines Beines) und deshalb aus der Wehrmacht entlassen. Danach setzte er seine Ausbildung fort und beendete diese mit der Ernennung zum Steuerinspektor.

Meinzer war trotz seiner Verwundung ein aktiver Turner und Sportler. Der größte Neureuter Verein, die Turngemeinde Neureut, wählte ihn bereits 1950 zu ihrem 1. Vorsitzenden. Politisch fand er den Weg zur Freien Demokratischen Partei (FDP), wurde für diese Partei 1951 als jüngster Mandatsträger in den Gemeinderat gewählt und später ihr Fraktionsvorsitzender. Hermann Meinzer vertrat die FDP im Kreistag und übernahm auch dort den Fraktionsvorsitz.

1965 wählten die Neureuter den Finanzoberinspektor beim Finanzamt Karlsruhe zu ihrem Bürgermeister. Hermann Meinzer setzte kommunalpolitisch eine Vielzahl von Akzenten und realisierte Vorhaben, die als Leuchttürme zu bezeichnen sind, darunter das neue Ortszentrum, die Badnerland-Halle, der Schulbereich, die vielfältige Förderung der Vereine und Hilfsorganisationen, die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden sowie mit den in Neureut stationierten Soldaten der USA und der Bundeswehr. Sein Einsatz für die öffentlichen Einrichtungen und die Daseinsvorsorge honorierte die Neureuter Bevölkerung mit seiner wiederholten Wiederwahl zum Bürgermeister.

Als schwere Niederlage empfand der gesamte Neureuter Gemeinderat, an der Spitze Hermann Meinzer als Bürgermeister, den vergeblichen Kampf gegen die Eingemeindung nach Karlsruhe, die erst durch das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes 1975 vollzogen werden konnte. Damit endete zwangsläufig seine Amtszeit als Bürgermeister. Er wurde Ortsvorsteher und wirkte in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung 1985.

Hermann Meinzer war auch ein erfolgreicher Turnfunktionär. Bis zu seiner Wahl als Bürgermeister fungierte er als Vorsitzender der TG Neureut. Bei seinem Ausscheiden wurde er Ehrenvorsitzender. Im Karlsruher Turngau amtierte er von 1956 bis 1970 als stellvertretender Vorsitzender. 1977 wurde er als Nachfolger des legendären Freiburgers Dr. Rolf Kiefer zum Vorsitzenden des Badischen Turner-Bundes gewählt. In vielerlei Hinsicht prägte sein Wirken den größten gesamtbadischen Sportverband, der ihn am Ende seiner Amtszeit 1991 zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Auch der Badische Sportbund wählte ihn in seinen Bundesvorstand.

Hermann Meinzer erhielt für sein Lebenswerk 1978 das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie hohe Ehrungen der FDP und der Sportverbände. Zu Meinzers 100. Geburtstag erhielt der zu einem Stadtteilpark umgewandelte Neureuter Nordfriedhof den Namen Hermann-Meinzer-Park.

Gernot Horn 2020/2021

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten; Auskünfte der Familie.

Literatur

Hermann Ehmer: Geschichte von Neureut, Karlsruhe 1983, S. 229-238, 478-484.