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Marshall-Plan (European Recovery Program - ERP)

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Propaganda-Zug: Leistungsschau des Marshall-Plans am 5.-7. Juni 1950 am Karlsruher Güterbahnhof, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger B1/S. 26/Bild 2.

Marshall-Plan (European Recovery Program - ERP)

Der Marshall-Plan war ein auf vier Jahre angelegtes amerikanisches Förderprogramm zum Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Der US-Kongress verabschiedete am 3. April 1948 das European Recovery Program“ (ERP), das nach dem Initiator und US-Außenminister George C. Marshall benannt wurde. Dieses kam vor allem den kriegsgeschädigten westeuropäischen Ländern zugute. In diesem Zusammenhang entstand als ein erster Schritt im europäischen Integrationsprozess die „Organization for European Economic Cooperation“ (OEEC - OECD). Die Sowjetunion hatte, wie erwartet, wegen befürchteter Einmischung in die staatliche Souveränität eine Teilnahme der mittel- und osteuropäischen Staaten ihres Einflussbereichs am Marshall-Plan ausgeschlossen.

Die Hilfe des Marshall-Plans bestand in der Lieferung von Rohstoffen, Sachgütern und Lebensmitteln sowie Sonderkrediten. Der Gegenwert der empfangenen Hilfen wurde in den einzelnen Ländern in Investitionsfonds gesammelt, aus denen wiederum Kredite für die Wirtschaft gewährt wurden. Bis zum Auslaufen des Marshall-Plans im Jahr 1952 erhielt Westdeutschland ca. 10 % der insgesamt rund 14 Milliarden Dollar Kreditgelder. Die organisatorische Abwicklung lief in Deutschland über die dazu von den Banken des Bundes und der Länder im Dezember 1948 eingerichteten „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ in Frankfurt a. M., die den ERP-Fonds mit 2007 12 Milliarden Euro als Sondervermögen des Bundes bis heute verwaltet.

Die Wirkung des Marshall-Plans für die Wirtschaftsentwicklung Westeuropas wird von der Forschung heute im Gegensatz zu zeitgenössischen Stimmen als nicht besonders groß eingestuft. Für die amerikanische Wirtschaft bedeutete er erhöhte Absatzmöglichkeiten und die Erschließung des europäischen Marktes. Nicht zuletzt wurde der Marshall-Plan im Kalten Krieg Bestandteil der Politik des Containment, der Eindämmung des kommunistischen Ostblocks und der Bindung Westeuropas an die USA.

Die wirtschaftliche Entwicklung verlief in Karlsruhe nach 1945 schlechter als etwa in den vergleichbaren großstädtischen Regionen Mannheim und Stuttgart. Das Wirtschaftswachstum war auch 1949 geringer, die Erwerbslosenzahl höher, da die Stadt durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und die Grenzlage zu Frankreich mit dem dadurch fehlenden wirtschaftlichen Austausch benachteiligt war.

Bei einer Besprechung mit der Württemberg-Badischen Regierung am 4. Juli 1949 in Karlsruhe legte die Stadtverwaltung ein Investitionsprogramm von 18 Millionen DM vor, für das sie Mittel des Marshall-Plans wünschte:

Wiederaufbau Schulen, 1,3 Millionen
Städtisches Krankenhaus 1,2 Millionen
Schutträumung 2,4 Millionen
Straßenbau 1,0 Millionen
Elektrizitäts-Werk 1,2 Millionen
Gaswerk 2,2 Millionen
Wasserwerk 1,5 Millionen
Straßenbahn 1,0 Millionen
Rheinhafen 2,0 Millionen

Die letztlich bewilligten Tranchen lagen deutlich darunter, dennoch erfolgte ein Teil des Wiederaufbaus von Karlsruhe auch über Marshall-Plan-Mittel.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2012

Quelle

StadtAK 1/H-Reg 8240.

Literatur

Gerd Hardach: Der Marshall-Plan: Auslandshilfe und Wiederaufbau in Westdeutschland 1948–1952, München 1994; Charles S. Maier (Hrsg.): Deutschland und der Marshall-Plan, Baden-Baden 1992.