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Ringtennis


Blick auf die Ringtennisanlage in Rappenwört mit Spielern, 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A30/36/2/9.

Ringtennis

Ringtennis ist eine Sportart, die Ende der 1920er-Jahre von dem damaligen Karlsruher Baubürgermeister Hermann Schneider erfunden wurde. Schneider hatte die Idee zu diesem Spiel auf einer Schiffsreise in die USA bekommen, als an Bord Deck-Tennis, ein seinerzeit beliebter Sport auf Schiffen, gespielt wurde. Zurück in Karlsruhe, legte Schneider im Garten seines Hauses ein Spielfeld an, auf dem er mit Freunden und Bekannten eine Variante des Deck-Tennis spielte, der er den Namen Ringtennis gab. Ziel des Spiels ist es, einen etwa 220 Gramm schweren Moosgummiring so zu werfen, dass ihn der Gegenspieler nicht fangen kann. Das Ringtennis-Spielfeld hat die Maße 12,2 x 5,5 Meter (im Doppel), wobei die Spielfläche im Einzel 12,2 x 3,7 Meter beträgt. In der Mitte des Spielfelds ist ein 1,55 Meter hohes Netz gespannt.

Die Verbreitung dieses Sports Maßgeblich wurde maßgeblich durch den Bau des Karlsruher Rheinstrandbads Rappenwört 1929, das als erstes Zentrum des Ringtennissports gilt. Dort wurden auf Veranlassung Schneiders erst 20, später 60 Ringtennisfelder angelegt. In der Folgezeit breitete sich das Spiel zunächst im Südwesten, in den 1930er-Jahren in ganz Deutschland aus. Die Akzeptanz und die immer größere werdende Zahl an Ringtennisspielern machte indes eine erste Festlegung von Spielregeln notwendig. Diese wurden im August 1930 nach Vorarbeiten eines Stuttgarter Sportlehrers von Hermann Schneider aufgestellt und 1932 in einem verbindlichen Regelwerk festgehalten. Am 10. Oktober 1930 gründete sich mit dem Karlsruher Ringtennis-Club (KRC) der erste deutsche Fachverein. Im Hinblick auf eine einheitliche Organisation dieses Sports wurde am 18. Januar 1931 der Deutsche Ringtennis-Bund (DRB) mit Schneider als dessen erstem Präsident (bis 1933) gegründet. Am 5./6. September 1931 kam es in Karlsruhe-Rappenwört zur Austragung der ersten Deutschen Ringtennismeisterschaften, wobei der KRC vier von fünf Wettbewerben (Einzel, Doppel, Mixed) gewann. Im Februar 1935 ordneten die Nationalsozialisten die Auflösung des DRB und seine Eingliederung in die Deutsche Turnerschaft an. In deren Nachfolgeorganisation, dem Deutschen Turnerbund, ist Ringtennis bis heute organisiert.

In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik gehörten die Spielerinnen und Spieler der Ringtennisabteilungen der Karlsruher Vereine KTV 46, ESG Frankonia und Lb (Lichtbund) zu den erfolgreichsten Sportlern. So gewannen sie von 1948-2004 mit Ausnahme von vier Jahren jährlich mindestens einen deutschen Meistertitel. Bei den deutschen Meisterschaften 1988 in Detmold gelang es den Spielerinnen und Spielern der ESG Frankonia alle fünf Wettbewerbe für sich zu entscheiden, ein bislang einmaliger Erfolg im Ringtennis.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/StS 20/97, 305-309.

Literatur

Carola von Roth: Der Ursprung des Ringtennis liegt in Karlsruhe, in: Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Volker Steck, Karlsruhe 2006, S. 303-314 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28); Gernot Horn: Geburtsstätte Rappenwört. Die Wiege des Ringtennissports stand in Karlsruhe, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, Karlsruhe 2013, S. 160-163; Peter Meyer: Geschichte des Ringtennis: http://ringtennis.de/grundlagen/geschichte/#3.1 (Zugriff am 20. Oktober 2015).