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Weltwirtschaftskrise


Arbeitslose, um 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oVI 482.

Weltwirtschaftskrise

Als am 25. Oktober 1929, dem so genannten Schwarzen Freitag, die Weltwirtschaftskrise begann, wirkte sich diese sehr rasch auch in Karlsruhe aus. Schon zu Beginn des Jahres 1930 war die Arbeitslosigkeit dramatisch gestiegen, wozu vor allem der Konkurs der Maschinenbaugesellschaft Anfang 1930 beitrug. Das städtische Fürsorgeamt betreute Ende des Jahres mit Familienangehörigen 18.000 Personen oder 11,5 % der Karlsruher Bevölke­rung.

Im Dezember 1932 waren fast 29.000 Menschen, das heißt 18,5 % der Karlsruher Bevölkerung von einer Unterstüt­zung durch das Fürsorgeamt abhängig. Mit den Perso­nen, die Arbeits­losengeld oder Krisenunterstützung erhielten und deren Familienangehörigen, waren es über 35.000 Menschen, die auf Arbeits­losenversicherung oder Sozialhilfe angewiesenen waren. Karlsruhe rangierte mit über 22 % der Gesamtbevölkerung noch unter dem Durchschnitt deutscher Großstädte, der 1932 zwischen einem Viertel und einem Drittel der Einwohner schwankte. ­­1933 lag Karls­ruhe unter 49 deut­schen Großstädten bei der Ar­beitslosigkeit mit 21 % der Erwerbspersonen an 40. Stelle. Die Versuche der Stadt, über die gesetzlich vorgesehenen und in der Regel nicht ausreichenden Unterstützungen hinaus mit Notstandsarbeiten und mit der Gründung der Karlsruher Notgemeinschaft zu helfen, konnten nur wenig Abhilfe schaffen.

Auch in Karlsruhe kam es als Folge der Weltwirtschaftskrise zu einer Radikalisierung der Wähler und Wählerinnen. Bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) stärkste Partei, ebenso bei der Wahl der Stadtverordneten am 16. November 1930. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland besserte sich seit der zweiten Jahreshälfte 1932, wovon dann die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme am 31. Januar 1933 profitieren konnten.

Ernst Otto Bräunche 2015

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945. in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 402-413 https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020).