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Hepp!-Hepp!-Unruhen 1819 (Hep-Hep)

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Hepp!-Hepp!-Unruhen 1819 (Hep-Hep)

Antijüdische Ausschreitungen in Würzburg am 2. August 1819 breiteten sich rasch in Franken und dann in anderen deutschen Gegenden aus. Begleitet wurden die gewalttätigen Tumulte mit Rufen wie "Hepp! Hepp! Jud verreck". Die Herkunft des Begriffs Hepp Hepp ist unklar. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt, dass er sich von dem Zuruf "hüpf", oder "hau ab" ableitete, mit dem auch Tiere angetrieben wurden. Die Unruhen fanden vor dem Hintergrund schwieriger politischer, wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen sowie der Frage der Emanzipation der Juden statt, die für tatsächliche und angebliche Probleme verantwortlich gemacht wurden.

Die Hepp-Hepp-Ausschreitungen erreichten in Baden unter anderem auch Mannheim, Bruchsal, Pforzheim und Karlsruhe. Am 27. August 1819 rotteten sich abends Menschen in der Langen Straße (heute Kaiserstraße) und der Kronenstraße vor Wohnhäusern von Juden zusammen, skandierten den antijüdischen Ruf und warfen Steine auf die Fensterläden. Stadtkommandant Generalmajor Josef Ludwig Brückner lies die Menge mit Militär auseinander treiben. Etwa zehn Tage zuvor waren an der Synagoge und einigen Häusern von Juden Zettel angeheftet worden mit dem Text: "Tod und Verderben den Juden!".

Im Gesellschaftsverein der gehobenen Stände, dem Museum, hatte es zeitgleich einen Vorfall gegeben, bei dem ein Gardeoffizier das Dienstpersonal veranlasst hatte, Hepp-Hepp gegen ein jüdisches Museumsmitglied zu rufen, das daraufhin zum Austritt aufgefordert wurde.

Am 17./18. September 1830 kam es wie in anderen Städten Deutschlands erneut zu antijüdischen Ausschreitungen mit Hepp-Hepp-Rufen und zum Sturm der Synagoge, gegen die Stadtkommandant Brückner abermals sofort energisch einschritt, was ihm Kritik aus der Bürgerschaft einbrachte.

Am 5. September 1843 kam es zu Ausschreitungen vor dem Haus des Bankiers Moritz von Haber, wobei wiederum Hepp-Hepp-Rufe erschallten (Haber-Skandal).

Jürgen Schuhladen-Krämer 2012

Quellen

Rahel Varnhagen: Gesammelte Werke, Bd. IX. Briefe und Tagebücher aus verstreuten Quellen, hrsg. von Konrad Feilchenfeld. München 1983, S. 579-585 (Bericht über Vorfälle in Brief an Bruder); GLA 233/17706-17708, 17711, 17716 (Ausschreitungen 1830).

Literatur

Susanne Asche: Residenzstadt - Bürgerstadt - Großstadt. Auf dem Weg von der Residenz zum Industrie- und Verwaltungszentrum 1806-1914, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 191-353, S. 200 f., Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 21. Juli 2022); Rainer Wirtz: Widersetzlichkeiten, Excesse, Crawalle, Tumulte und Skandale, Baden-Baden 19982, S. 71-87, S. 130-145.