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Markstahler & Barth

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Das Möbelverkaufsgeschäft Markstahler & Barth in der Karlstraße 30, Foto aus: Adressbuch der Stadt Karlsruhe 1961, S. 69.

Markstahler & Barth

Der Glasermeister Christian Markstahler (1816-1873) gründete 1838 in der Kleinen Herrenstraße 13 (seit 1882 Bürgerstraße) seinen Handwerksbetrieb für Fenster- und Spiegelglas. 1860 erhielt er das Prädikat Hofglaser und vergrößerte dadurch seinen Kundenkreis und in der Folge seine Werkstatt. Er verlegte die Fabrik für Glaserei und Bauschreinerei, wie die Firma inzwischen hieß, in ein größeres Wohn- und Werkstattgebäude in der Blumenstraße 9. Mit Dampfmaschinen und modernen Holzbearbeitungsmaschinen wurde die Fabrikation um Rollläden erweitert, auch die "vollständige Herstellung von Schaufenstern" wurde angeboten. 1871 trat der Sohn Karl Friedrich Markstahler (1844-1920) in den nunmehr als Christian Markstahler & Sohn firmierenden Betrieb ein. Nach der völligen Zerstörung durch einen Brand im April 1882 konnte nahtlos mit dem Eintritt von Jakob Barth (1851-1909) im Mai 1882 ein Neuanfang gestartet werden. Der Kauf eines neuen, großen Fabrikanwesens in der Karlstraße 67 am damals südlichen Stadtrand ging mit abermaliger Vergrößerung einher.

Markstahler schied 1902 aus der nunmehrigen Firma Markstahler & Barth aus und Jakob Barth blieb unter Beibehaltung des eingeführten Namens alleiniger Firmeninhaber. Als bedeutenden Zweig nahm er die Möbelanfertigung hinzu. 1909 übernahm sein Sohn Hermann Barth (1885-1956) die inzwischen weit über Baden hinaus bekannte Firma für Bauschreinerei, Innenausbau und Möbelschreinerarbeiten. 1919 trat Hermanns Bruder Hans Barth (1890-1936) als gleichberechtigter Teilhaber in die Firma ein.

Eine notwendige Betriebsvergrößerung wurde 1913 an der Neureuter Straße 4 mit dem Erwerb des Grundstücks der Dyckerhoff & Widmann AG 1913 auf den Weg gebracht. Notwendige Fabrikhallenneubauten auf der fast 50.000 Quadratmeter umfassenden Fläche mussten auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verschoben werden. Die Gesamtfabrikationsverlegung dorthin war 1928 abgeschlossen.

1934 wurde das Möbelverkaufsgeschäft aus der Neureuter Straße in ein neues Geschäft in der Innenstadt, Karlstraße 30, verlegt, wo die hochwertig gefertigten Möbel ansprechend präsentiert werden konnten und außerdem die qualitätsvollen und formschönen Möbel der Marke "WK" der 1912/13 gegründeten Interessengemeinschaft Deutsche Werkstätten für Wohnungskunst vertrieben wurden. 1960 erfolgte die Verlegung des Einrichtungshauses in die Karlstraße 36-38.

Im Zweiten Weltkrieg konnte der Betrieb, der zuvor bis zu 325 Menschen beschäftigte, fortgeführt werden durch die Produktion einfacher Möbelstücke und die Anfertigung von Munitionskisten. Unter den noch rund 200 Beschäftigten befanden sich zeitweise bis zu einem Viertel Zwangsarbeitskräfte. Nach Kriegsende konnte die Produktion durch Lieferungen an die Militärregierung sowie an die Stadtverwaltung rasch wiederaufgenommen, die schwer zerstörten Fabrikräume bis Ende 1949 wiederaufgebaut und in der Wirtschaftswunderzeit erweitert werden.

Nach Hermann Barths Tod 1956 führte sein bereits seit 1937 im Betrieb tätiger Neffe und Mitinhaber, der Architekt Werner Stober (1904-1990), die Firma fort. Neben den Aufträgen für Ausstattung von Behörden, Schulen und Firmen mit stabilen Funktionsmöbeln, sowie dem gehobenen Möbelsortiment gab es zum Beispiel in den 1960er-Jahren immer noch Großaufträge im Fensterbau im In- und Ausland. Die Firma war eine der bedeutendsten der Branche im Innenausbau, führend im Segment der Ladeneinrichtungen in der Phase der Expansion der Kaufhäuser. Beispiele ihrer hochwertigen Innenausstattung sind Holzarbeiten im Bürgersaal des Karlsruher Rathauses oder im Bundesverfassungsgericht und im Bundesgerichtshof.

In die Krise geriet das Unternehmen in den 1980er-Jahren durch die Geschäftsabwicklung hauptsächlich über Kaufhäuser, davon zu rund 80 % mit der Kaufhof AG. 1985 hatte die Firma noch 55 Beschäftigte. Stober veräußerte mangels Nachfolge das Unternehmen 1985 und 1988, das neben einer Markstahler & Barth GmbH Verwaltungsgesellschaft seit 1981 in die zwei separaten Firmen Laden + Innenausbau Markstahler & Barth GmbH & Co und Markstahler & Barth Einrichtungshaus GmbH gesplittet worden war. Der Produktionsbetrieb ging an die Baufirma Heberger GmbH aus Schifferstadt, ein in Europa und im Nahen Osten wirkender Konzern, für den Markstahler & Barth bis heute eines von circa 15 Tochterunternehmen ist. Das Einrichtungshaus in der Karlstraße wurde von der Firma Schildknecht aus Stuttgart übernommen. Das noch circa 44.000 Quadratmeter große Grundstück an der Neureuter Straße wurde von der Heberger GmbH für große Einzelhandelsmärkte veräußert, der Produktionsbetrieb auf einem von der Stadt erworbenen Grundstück im Gewebegebiet Neureut, im Kleinen Bruch 3, bis 1987 neu aufgebaut. 2016 zählt das im Innen- und Ladenausbau renommierte Unternehmen circa 110 Beschäftigte.

Das Markstahler & Barth GmbH Einrichtungshaus wurde 2014 liquidiert und unter anderen Eigentümern mit Zitierung des Traditionsnamens als Markstahler GmbH elegantes wohnen unter der alten Adresse Karlstraße 36-38 neu konzipiert.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2016

Quellen

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 67 und 5866; zahlreiche Bauakten in 1/BOA; 8/ZGS; Firmenfestschrift: Ein Jahrhundert Markstahler & Barth Karlsruhe, 1838-1938, o. O. [Karlsruhe], o. D. [1938] (Gestaltung Bogislav Groos).