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Herlan & Co Maschinenfabrik GmbH & Co KG

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Herlan & Co Maschinenfabrik GmbH & Co KG

Im Dezember 1917 gründeten der Ingenieur Erwin Berner und der nach einer Verwundung als Soldat kriegsentlassene Handwerker Bernhard Herlan (1888-1948) die Maschinenfabrik Berner & Herlan. Zunächst wurden vor allem Zulieferteile für die Reichsbahn produziert. Anfang der 1920er-Jahre begann auf dem 1901/02 errichteten Fabrikgelände der Werkzeug- und Waagenfabrik Brand & Ritz (Hermann Brand Waagen- und Maschinenbau GmbH) in der Gerwigstraße 53 die Fertigung von Werkzeugmaschinen. 1924 erwarb die Firma das Patent für die erste liegende Tubenpresse, deren Produktion die kommenden Jahrzehnte das Rückgrat der Firma darstellte.

Bernhard Herlan war ab 1932 alleiniger Firmeninhaber, als Unternehmer war er darüber hinaus beispielsweise auch am Autohaus Herlan & Gramling (Gramling) beteiligt. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Firma durch Rüstungsaufträge unter anderem für Munitionshülsen. Wegen Bernhard Herlans NSDAP-Mitgliedschaft wurde der Betrieb ab 1945 vom Sohn Friedrich (1920-2005) geführt. Nach dem Tod des Firmengründers waren Gesellschafter die Erbengemeinschaft Witwe Luise Herlan, Tochter Hanna Langsdorf geb. Herlan und Sohn Friedrich Herlan, der 1962 Alleininhaber wurde. Als Unternehmer gründete er die Tochterunternehmen Herlan Wohnbau GmbH und Herlan GrundstücksGdbR, die für die Verwaltung und Verwertung der Immobilien sorgten und nach dem Firmenverkauf 1973 unter anderem die Grundstücks- und Gebäudevermietung an die neuen Firmenbetreiber verwaltete. Außerdem war er Kommanditist der Firma Alfred Meerguth in Verden/Aller sowie Alleininhaber der Firma Hans Samel, Maschinenbau und Apparatebau für Vakuum-Tiefziehpressen für Kunststoffteile in Frankenthal/Pfalz mit 25 Beschäftigten. Als Tochterunternehmen mit 55 % Gesellschaftsanteil von Herlan galt die Firma des Schwagers Langsdorff Elometa GmbH. 1973 veräußerte er das Werk an die Rheinmetall-AG-Gruppe, welche dieses unter dem eingeführten Namen wie auch alle seine Beteiligungen als Einzelunternehmen weiterführte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Herlan & Co kräftig expandieren, das Firmengelände wurde um die Nachbargrundstücke bis Gerwigstraße 57 erweitert und mit modernen Fabrik- und Sozialräumen bebaut. 1955 fand man zusätzliches Gelände unweit entfernt in der heutigen Käppelestraße. Produziert wurden nun auch vollautomatische Anlagen für fertig bedruckte Tuben mit Tagesleistung von über 100.000 Stück und vollautomatische Linien für die Herstellung fertig bedruckter Aerosoldosen. 75-90 % der hergestellten Tuben und Dosen wurden exportiert, so wickelte die Firma in den 1980er-Jahren große Aufträge mit osteuropäischen Ländern ab. 1948 arbeiteten dort 106 Beschäftigte, 1952 dann 210 und 1957 schon fast 500. Bis 1980 konsolidierte sich die Zahl durch Rationalisierung auf etwa 400.

1987 ging das Werk nach internen Querelen von Rheinmetall auf die Sprimag-Gruppe/Kirchheim-Teck über. Eine Fusion mit dem direkten Konkurrenten in der Region, der Firma Alfons Mall Maschinenfabrik GmbH & Co in Pfinztal-Berghausen wurde als Mall + Herlan GmbH & Co Maschinenfabrik KG 1987 noch im Handelsregister eingetragen, in demselben Jahr aufgrund des Beschlusses der Gesellschafterversammlung aber wieder aufgelöst und als Gesellschaft in Liquidation weitergeführt. Deren Gesellschafterversammlung beschloss 1995 die Gesellschaft fortzusetzen. Herlan & Co, das nur noch in der Käppelestraße produzierte, führte 1986/87 ein Rationalisierungsprogramm durch, bei dem die Belegschaft gegenüber 1980 auf 200 halbiert wurde bei Verdoppelung des Umsatzes. Dieser wurde bis 1990 nochmals um 67 % bei gleichem Beschäftigtenstand erhöht. Die im Jahr 1997 vollzogene Verschmelzung der 1995 wieder erstandenen Mall + Herlan GmbH & Co Maschinenfabrik KG mit Herlan & Co zur Mall + Herlan GmbH - gegenwärtig (2012) zugehörig zur Schweizer Holding wifag/polytype - mit Standort Pfinztal-Berghausen beendete die Herlan-Tradition in Karlsruhe.

Auf dem Gelände in der Käppelestraße errichtete der Baumarkt Max Bahr eine Filiale. Der größere Teil des ehemaligen Firmengeländes in der Gerwigstraße wurde bis 2002 mit der Heinrich-Coblenz-Wohnanlage des Mieter- und Bauvereins überbaut. Im einzig stehen gebliebenen früheren Büro- und Wohnhaus von 1901/02 residieren die Herlan Wohnbau GmbH und Herlan GrundstücksGdbR sowie die 2007 gegründete Herlanco GmbH international metalworking network für Consulting und Management, das durch den Firmeninhaber Thomas B. Herlan auf die Herlan-Tradition abhebt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2021

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 9487, 1/Wi-ko-Amt 45, 8/ZGS und zahlreiche Unterlagen in 1/BOA.