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Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD)

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Werbeblatt der BMD, 1905, Pfinzgaumuseum Durlach U I 296,1.
Titelblatt einer Jubiläumsausgabe der BMD, 1905, Pfinzgaumuseum Durlach U I 296,2.
Frauen am Fließband bei der BMD, 1914, Pfinzgaumuseum Durlach U I 301,3.

Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD)

Johann Georg Sebold gründete 1855 die zunächst nach ihm benannte Fabrik, womit die Entwicklung Durlachs zur Industriestadt eingeleitet wurde. Er produzierte Zündholzmaschinen, Gießerei- und Gerbereimaschinen und beschäftigte in den Anfangsjahren 25 bis 30 Arbeiter. Zündhölzer erlebten nach ihrer Erfindung 1832 ab den 1840er-Jahren einen Aufschwung. Die zunächst mit Schwefel getränkten Hölzer wurden seit den 1830er-Jahren dann auch maschinell produziert. 1858 galt eine Arbeitszeit von 6 bis 19 Uhr mit einer Stunde Pause. Gearbeitet wurde an sechs Tagen in der Woche. Die Produkte der Firma fanden auch im Ausland großen Absatz. So schickte Sebold von Anfang an Monteure dorthin, um die Zündholzmaschinen vor Ort aufzubauen.

1872 gründete er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Friedrich Neff eine Eisengießerei unter dem Namen Sebold & Neff, in der nun auch Formmaschinen gebaut wurden. 1880 verkauften Sebold und Neff ihre Firma an den Ingenieur Emil Gerber, der sie 1885 unter dem Namen Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD) in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Die BMD spezialisierte sich von nun an neben der Herstellung von Zündholz- und Formmaschinen auch auf hochwertige Spezialmaschinen für die Brauerei-, Zucker- und Mühlenbranche.

Der Name Durlach wurde durch die BMD weltweit bekannt, insbesondere mit Russland pflegte die BMD vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1920er-Jahren Handelsbeziehungen. Während der zwei Weltkriege produzierte die BMD wie andere Durlacher Betriebe auch für die Rüstung, 1944 wurden große Teil der Fabrikgebäude zerstört. Im Zweiten Weltkrieg waren auch bis zu 3.111 Zwangsarbeiter im Jahr eingesetzt.

Nach Ende des Krieges knüpfte die BMD in den 1950er-Jahren wieder an ihre Erfolge an, allerdings bald ohne Zündholzmaschinen, deren Produktion 1952/53 eingestellt wurde. Bereits ab den 1970er-Jahren folgten diverse Besitzerwechsel: Zunächst 1977 an die Maschinenbaugruppe Arenco verkauft, gehörte die BMD ab 1983 der Münchner Riepl-Gruppe, bis die DISA AS aus Dänemark sie 1986 erwarb. Die daraus entstehende Georg-Fischer-DISA-GmbH schloss im Jahr 2002 den Standort Durlach. Bis dahin gab es in der BMD eine hohe, generationsübergreifende Identifikation der Arbeiter mit ihrer Firma, oft arbeiteten Großväter, Väter und Söhne einer Familie dort. Nach der Schließung verzogen die restlichen 70 Mitarbeiter unter dem Namen DISA Group nach Hagsfeld, auch dieser Betrieb wurde im Jahr 2007 geschlossen.

In den ehemaligen Fabrikgebäuden zwischen Pforzheimer Straße, Pfinztalstraße, Seboldstraße und Pfinzstraße sind heute zum Teil nach gründlichen Renovierungen bzw. Umbauten durch die Raumfabrik unterschiedliche Gewerbe und Firmen angesiedelt. Die frühere, 1928 errichtete Fabrikantenvilla in der Bergbahnstraße 16 ist Karlsruher Kulturdenkmal.

Anke Mührenberg 2012

Quellen

Hundert Jahre Badische Maschinenfabrik Seboldwerk Karlsruhe-Durlach 1855-1955; StadtAK 8/FA BMD; StadtAK 8/StS 24; Wirtschaftsarchiv BW; Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=01348 (Zugriff am 4. September 2017).

Literatur

Susanne Asche/Konstanze Ertel/Anke Mührenberg: Fabrik im Museum. Industrie und Gewerbe in Durlach, Karlsruhe 2003 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 27).