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Lederfabrik Herrmann & Ettlinger

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Ansicht der Lederfabrik Durlach, 1948, Pfinzgaumuseum Durlach U I 687.

Lederfabrik Herrmann & Ettlinger

1882 gründeten Heinrich Herrmann und Theodor Ettlinger an der Pfinz in Durlach die Glacélederfabrik Herrmann & Ettlinger. Die sehr beliebten Glacélederhandschuhe aus weichem Ziegenleder wurden von Durlach nach Österreich, England und Nordamerika geliefert. Aufgrund der guten Auftragslage wuchs die Belegschaft schnell von 30 Mitarbeitern im Gründungsjahr auf 106 Mitarbeiter im Jahr 1888. Die Arbeit war schwer, viele der dort beschäftigten Gerber erkrankten an Ausschlag an den Beinen, zudem beschwerten sich die Anwohner über die Verschmutzung der Pfinz und den Gestank. Dies mag auch der Grund gewesen sein, dass Herrmann & Ettlinger als eine der ersten Firmen in Durlach 1907 eine Urlaubsregelung und ab 1912 eine Gewinnbeteiligung für Arbeiter und Angestellte einführte. Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm mit Friedrich und Max Ettlinger sowie Ludwig Herrmann die nächste Generation die Geschäfte der 1913 in Lederfabrik Durlach Herrmann & Ettlinger umbenannten Firma.

Der Erste Weltkrieg unterbrach die weit reichenden internationalen Beziehungen, Herrmann & Ettlinger stellte auf Heereslieferungen um, fertigte nun Pelzfelle und imprägniertes Leder für Gasmasken. In den 1920er-Jahren produzierte der jetzt als GmbH geführte Betrieb auch Mochaleder, das für die Herstellung von Handschuhen sowie Brieftaschen und Aktenmappen verwendet wurde. Außerdem nahm man die Produktion von Leder für Schuhe, Bekleidung, Hüte und Musikinstrumente auf. 1929 wurde Herrmann & Ettlinger wie viele andere Firmen auch von der Weltwirtschaftskrise getroffen; Friedrich Ettlinger, nach dem Tod seines Bruders und Rückzug seines Kompagnons alleiniger Geschäftsführer, musste viele Arbeiter entlassen und auf neue Innovationen setzen. Die Entwicklung von Spezialledersorten mit den Namen "Mochetto", "Caletto" und "Etto" sowie technische Erneuerungen erzielten am Beginn der 1930er-Jahre den gewünschten Erfolg. Aber bereits 1934 starb der auch als Gründer der Karlsruher Gartenstadt bekannte Friedrich Ettlinger. 1938 wurde der Betrieb "arisiert" und als Zweigniederlassung von der Lederfabrik Carl Loesch in Endingen übernommen, der Familie von Friedrich Ettlinger gelang die Flucht in die USA. Im Zuge des Rückerstattungsverfahrens wurde 1949 die Lederfabrik Durlach GmbH gegründet, die 1970 geschlossen wurde.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Anke Mührenberg: Kleine Geschichte Durlachs, Leinfelden-Echterdingen 2009.