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Schlosshotel


Schlosshotel am Bahnhofplatz 2, um 1940, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 1009.

Schlosshotel

Im Zuge des Baues des neuen Hauptbahnhofs und der Gestaltung des Bahnhofplatzes entstand das Schlosshotel, das am 27. Mai 1914 den Betrieb aufnahm. Die Planung und den Innenausbau des neoklassizistischen Gebäudes (1912-1914) übernahm der Architekt Wilhelm Vittali, der zugleich für die Gesamtkonzeption des Bahnhofplatzes verantwortlich zeichnete.

Begründerin des Schlosshotels war die Hotelbaugesellschaft m.b.H., zu der sich Vittali, die Karlsruher Brauereigesellschaft vormals K. Schrempp, das Baugeschäft Wilhelm Stober, die Kunst- und Bauschreinerei Markstahler und Barth sowie das Malergeschäft Detlev Behncke und Wilhelm Zschache zusammengeschlossen hatten. Als Grand-Hotel konzipiert, waren die Suiten, Ein- und Zweibettzimmer in den oberen drei Etagen für insgesamt 120 Gäste äußert komfortabel mit Einbauschränken, Telefonanlagen und Bädern mit fließend Kalt- und Warmwasser ausgestattet sowie mit elektrischem Lift zu erreichen. Im Erdgeschoss befand sich eine elegante Eingangshalle mit reich vergoldeter Decke und dunkler Eichentäfelung sowie die Gesellschafts- und Restaurationsräume, nämlich ein Lese-, ein Wein- und ein vornehmer Speisesaal, ein Café sowie ein Bier- und Restaurationssaal.

Mit der Führung des Hauses wurden die beiden erfahrenen Hoteliers Wilhelm Dippe vom Grand-Hotel Krefelder Hof und Karl Wielandt vom Berliner Grand-Hotel Esplanade betraut. 1920 übernahm Christian Wälde die Leitung des Schlosshotels, das in den Goldenen Zwanzigern als "vornehmstes Haus am Platze" galt. Zum 7. August 1941 verkaufte die Hotelbaugesellschaft das Anwesen an den Tiroler Geschäftsmann Alois Tanzer senior, der erstmals Eigentümer und Betreiber zugleich war. Bis 1944 konnte er den Hotel- und Gaststättenbetrieb eingeschränkt fortführen, dann musste das von Luftangriffen schwer getroffene Haus geschlossen werden.

1947/48 nahm Tanzer den Gastronomie- und den zunächst auf 30 Betten beschränkten Hotelbetrieb wieder auf. Nach Abschluss der Wiederaufbau- und Umbaumaßnahmen fand am 21. Oktober 1950 die offizielle Wiedereröffnung des Hotels statt, das mit seiner luxuriösen Ausstattung, dem vornehmen Speiselokal und der Schwarzwaldstube weiterhin als Hotel ersten Ranges galt. Stadtempfänge durch Oberbürgermeister Günther Klotz und kulturelle Veranstaltungen fanden hier in den 1950er-Jahren statt. Internationalen Ruhm erhielt das Schlosshotel aber vor allem durch die nationalen und internationalen Schauspielergrößen, die von 1954-1964 zur Bambi-Verleihung nach Karlsruhe kamen und hier logierten (unter anderen O. W. Fischer, Maria Schell, Horst Buchholz, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, Rock Hudson).

Alois Tanzer junior, der zum 1. April 1966 die Leitung des Hauses übernahm, konnte das hohe Niveau nicht halten und verkaufte Anfang der 1980er-Jahre den Komplex an die Kölner Lammerting Immobilien GmbH. Nach umfangreicher Renovierung (1980-1981) wurde der Betrieb von 1981-1987 von Jacques Marin geleitet, von 1987-1993 von der Hotel Treff-Gruppe sowie nach zweijähriger Schließung und abermaliger Renovierung von 1996-2012 von Karl Brüggemann. Seit 2012 gehört das Schlosshotel der französischen LFPI Hotels Management Deutschland GmbH.

Katja Förster 2014

Literatur

Schlosshotel Karlsruhe. 95 Jahre. 1914-2009, ein Stück Hotelgeschichte ..., hrsg. von der Schlosshotel-Betriebs-GmbH, Karlsruhe 2009; Adressbücher Karlsruhe https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 27. Dezember 2020).