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Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)


Ankündigung einer öffentlichen Versammlung der KPD (Ortsgruppe Karlsruhe) im kleinen Festhallesaal, 31. März 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 1272.
Plakat zur KPD-Veranstaltung "Karl Marx - Gedenkfeier im Schauspielhaus Karlsruhe", 15. März 1953, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 1847.

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)

Die aus der Spartakusgruppe um Rosa Luxemburg und Wilhelm Liebknecht hervorgegangene KPD spielte in der Anfangsphase der Weimarer Republik in Karlsruhe noch keine Rolle und trat erst im Frühjahr 1919 als Konkurrenz zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Erscheinung. Die badische KPD hatte ihre Zentrale nicht in der Landeshauptstadt Karlsruhe, sondern in ihrer Hochburg Mannheim. Karlsruhe war nur Sitz einer Unterbezirksleitung. Ende 1923 hatte dieser Unterbezirk aber mehr als 2.000 Mitglieder. In so genannten Betriebshundertschaften, die Kampforganisation der KPD, waren in Karlsruhe 100 Personen organisiert. Die ab April 1922 erscheinende Mannheimer Arbeiter-Zeitung wurde nun auch das Organ der Karlsruher KPD, sie hatte aber erst seit 1926 eine Geschäftsstelle in der Luisenstraße 50. Auch nach dem Verbot der KPD am 23. November 1923 arbeitete diese trotz der polizeilichen Überwachung weiter. So wurden im Februar 1924 zwei Arbeiter festgenommen, die illegales Werbematerial und Zeitungen der KPD verbreiteten.

Nach Aufhebung des Ausnahmezustandes und des Verbots gegen die KPD erholte sich die Partei relativ rasch und erzielte bei der Reichstagswahl im Mai 1924 ihr bis dahin bestes Ergebnis. Der als Nachfolgerin der Betriebshundertschaften gegründete Rotfrontkämpferbund, die im Juli 1924 gegründete paramilitärische Organisation der KPD, fasste aber erst im Frühjahr 1925 in Karlsruhe Fuß. Schon im folgenden Jahr wurde aber ein Rückgang der Mitglieder von 171 auf 72 vermeldet. Zur Unterstützung dieser KPD-Kampforganisation fand am Ostermontag ein Roter Frontkämpfertag mit Bannerweihe statt, an dem rund 800 Personen aus fünf Orten teilnahmen.

Auch Betriebszellen entstanden erst nach großen Anlaufschwierigkeiten im Städtischen Gaswerk, bei Junker & Ruh und den Berlin-Karlsruher Industriewerken, den vormaligen Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken. Mitte 1925 war Karlsruhe zwar immer noch die zweitgrößte Ortsgruppe in Baden, doch kam es immer wieder, so im Sommer 1925 zu Auseinandersetzungen innerhalb der Ortgruppe, so dass die Mannheimer Bezirksleitung diese kurzerhand auflöste. Die Krise hing nicht zuletzt mit dem Wegzug der örtlichen KPD-Führer Dagobert Lubinski und Rudolf Podubecky nach Frankfurt zusammen. Erst nach einigen Wochen wurde die Ortsgruppe neu gegründet, womit die internen Schwierigkeiten aber nicht behoben waren. Die Karlsruher KPD war offensichtlich so verärgert über die Nichtberücksichtigung ihres Kandidaten für die Landtagswahl, des Stadtverordneten Fabrikarbeiter Oskar Westenfelder, dass sie die Wahlkampfarbeit boykottierte. Schließlich übernahm der Landtagsabgeordnete Georg Lechleiter vorübergehend die Leitung des Unterbezirks.

Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder Querelen, so trat Ende 1926 der Unterbezirksleiter Alfred Sälzler zurück. Nachfolger wurde Karl Bauer. Trotz der Entsendung von Mitgliedern der Bezirksleitung Mannheim und der Parteizentrale in Berlin blieben die Verhältnisse in Karlsruhe unbefriedigend. Mitgliederversammlungen waren schlecht besucht, es kam häufig zu verbalen und auch zu tätlichen Auseinandersetzungen. Widerstand gab es vor allem gegen das Zellensystem, das für Karlsruhe unzweckmäßig sei. Im März 1927 waren dann erste Fortschritte festzustellen, im Unterbezirk Karlsruhe waren drei neue Ortsgruppen gegründet worden, 117 neue Mitglieder in die Partei eingetreten. Man tat sich aber weiterhin schwer, Arbeiter zu gewinnen, auf die die Sozialdemokratie nach wie vor einen großen Einfluss ausübte. Die innerparteilichen Flügelkämpfe der KPD, die 1929 endeten, als sich der stalinistische Flügel um Ernst Thälmann durchsetzte, fanden in Karlsruhe einen deutlichen Niederschlag. 1929 wurde der frühere Führer des Rotfrontkämpferbundes (RFB) Otto Schwarz, Karlsruhe, aus der KPD ausgeschlossen. Der Untergau 3 Karlsruhe hatte inzwischen drei Abteilungen und neun Ortsgruppen.

Dennoch brachte die Landtagswahl 1929 ein enttäuschendes Ergebnis. Karlsruhe war auch in der Führungsspitze der badischen KPD in der Weimarer Republik kaum vertreten. Erst als 1929 Hermann Böning für die KPD in den Badischen Landtag (Wahlkreis 20, Heidelberg) gewählt wurde, änderte sich dies vorübergehend. Böning übernahm die Stelle des hauptamtlichen Gewerkschaftssekretärs der KPD-Unterbezirksleitung in Karlsruhe und zog in die Landeshauptstadt um. 1930 wurde er auch in den Stadtrat gewählt, wo er einer der Hauptbeteiligten bei der so genannten Rathausschlacht war. Im Frühjahr 1932 ordnete ihn die Bezirksleitung der KPD in Mannheim als Instruktor in den Unterbezirk Lörrach-Waldshut ab.

Der Schwerpunkt der Partei lag nach wie vor eindeutig in Mannheim. Kommunalpolitisch trat neben den Genannten nur noch der Lederarbeiter Ludwig Hofmann hervor, der als Stadtrat am 2. April Nachfolger von Hermann Böning wurde. Erst 1931 ist eine Geschäftsstelle der KPD und eine Arbeiterbuchhandlung in Karlsruhe in der Kronenstraße 31 nachzuweisen, auch dies ein Indiz für die organisatorische Schwäche der Partei.

Das Landespolizeiamt, das die links- und rechtsextremen Parteien seit seiner Gründung im Jahr 1922 überwachte und seit 1924 regelmäßig darüber berichtete, stellte deshalb auch am 7. September 1931 fest, „dass die kommunistische Bewegung in Baden in ihrer Gesamtheit derzeit eine akute Gefahr für die staatliche Sicherheit und die öffentliche Ordnung nicht bildet. Die K.P.D. ist nach ihrer Mitgliederzahl, ihrer Führung, dem Ausbau der Organisation, den finanziellen Mitteln und ihrer Ausrüstung nicht befähigt, ihre hochverräterischen Ziele zu verwirklichen.“ Bei den Wahlen der Weimarer Republik lag die KPD bis auf 1932, als sie bei den beiden Reichstagswahlen im Mai und November 10,3 bzw. 13 Prozent erreichte, immer unter 10 Prozent.

Schon vor der Reichstagswahl am 5. März 1933 wurde die Partei verboten. Noch im März gingen die nicht in sogenannte Schutzhaft genommenen KPD-Funktionäre und -Mitglieder in den Widerstand zum NS-Regime und bauten eine illegale Parteiorganisation auf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die KPD im September 1945 wiedergegründet, erster Vorsitzender wurde der Elektriker Adolf Betz. Im ersten, am 26. Mai 1946 gewählten Nachkriegsgemeinderat erhielt die KPD zwei von 24 Sitzen, ein Jahr später vier von 48. Mit knapp 10 Prozent der Stimmen lag sie 1946 im Bereich des Wahlergebnisses von 1930. Danach sanken die Zahlen bis auf nur noch 3,1 Prozent im Jahr 1953. Kurz, von August 1945 bis 1948, stellte die KPD mit Bertold Riedinger einen Bürgermeister. Riedinger blieb bis zum Verbot der Partei 1956 aber im Stadtrat.

Wahlergebnisse KPD %
Nationalversammlung Baden 1919, 5. Januar ---
Deutsche Nationalversammlung 1919, 19. Januar ---
Reichstag 1920, 6. Juni 0,9
Landtag 1921, 30. Oktober 5,4
Stadtverordnete 1922, 22. November 6,1
Reichstag 1924, 4. Mai 8,7
Reichstag 1924, 7. Dezember 6,0
Landtag 1925, 25. Oktober 5,8
Stadtverordnete 1926, 14. November 7,2
Reichstag 1928, 20. Mai 7,9
Landtag 1929, 27. Oktober 5,4
Reichstag 1930, 14. September 9,7
Stadtverordnete 1930, 16. November 9,8
Reichstag 1932, 31. Juli 10,3
Reichstag 1932, 6. November 13,0
Reichstag 1933, 5. März 9,6
Gemeinderat 1946, 26. Mai 9,6
Verfassunggeb. Landesversammlung 1946, 30. Juni 9,7
Landtag 1946, 24. November 9,1
Gemeinderat 1947, 7. Dezember 8,3
Bundestag 1949, 14. August 9,8
Landtag 1950, 19. November 5,4
Verfassunggeb. Landesversammlung 1952, 9. März
Wahlkreis Karlsruhe Ost
Wahlkreis Karlsruhe West

6,4
5,7
Bundestag 1953, 6. September 2,6
Gemeinderat 1953, 15. November 3,1
Ernst Otto Bräunche 2021

Literatur

Ernst Otto Bräunche: „Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen“ – Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer (Hrsg.): Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 89-115, S. 33-34 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020).