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De:Lexikon:ins-0330

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SPD Karlsruhe

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) Karlsruhe wurde 1876 gegründet. In diesem Jahr hatten sich der 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) und die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands (SDAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) vereinigt. Eine Karlsruher Ortsgruppe des ADAV hatte bereits seit 1869 bestanden. Nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes 1878 konnte die Parteiarbeit auch in Karlsruhe nur noch illegal in Ersatzorganisationen, sogenannten Pfeifenklubs, fortgeführt werden, Parteimitglieder wurden verfolgt. Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 gewann die Partei, die sich nun SPD nannte, in Karlsruhe erstmals drei Sitze im XYZBürgerausschuss der Stadt, deren Zahl trotz des undemokratischen Dreiklassenwahlrechts stetig größer wurde. 1908 stellte die SPD mit XYZWilhelm Kolb und XYZEugen Geck die ersten von 22 Karlsruher XYZStadträten. Im 1911 gewählten 96-köpfigen Bürgerausschuss waren 30 Sozialdemokraten vertreten. Sie setzten sich für den Ausbau des Karlsruher XYZRheinhafens, die Durchsetzung der Sonntagsruhe und für den Verbleib der XYZStraßenbahn in städtischem Besitz ein. Im Wahlkreis Karlsruhe konnte die SPD durch den Offenburger Adolf Geck und den Karlsruher XYZAugust Schaier 1897 erstmals zwei Mandate für die XYZBadische Ständeversammlung gewinnen.

Während der XYZrevolutionären Umbruchphase 1918/19 nahmen Mitglieder der Karlsruher SPD eine führende Rolle ein bei der Grundlegung der demokratischen XYZRepublik: XYZLudwig Marum, XYZAdam Remmele und XYZLeopold Rückert wurden Minister, XYZEduard Dietz verfasste den Entwurf der neuen badischen Verfassung. Mehrere Karlsruher SPD-Mitglieder zogen in das XYZLandesparlament ein, darunter XYZLeo Kullmann, XYZRichard Horter, XYZOskar Trinks und XYZKunigunde Fischer. In Karlsruhe wurde die SPD 1922 stärkste Fraktion und blieb es bis 1930. 1919-1933 amtierte XYZHeinrich Sauer als erster sozialdemokratischer XYZBürgermeister und im XYZStadtrat saßen nun mit Kunigunde Fischer und XYZLisa Müller auch sozialdemokratische Frauen.

Nach der XYZMachtübernahme der XYZNSDAP begannen ab März 1933 in Karlsruhe die Verfolgung und Verhaftung von SPD-Mitgliedern. In einer öffentlichen XYZSchaufahrt am 16. Mai 1933 wurden sieben führende Sozialdemokraten durch die Karlsruher Innenstadt in das XYZKonzentrationslager Kislau transportiert. Das offizielle Verbot der SPD erfolgte am 23. Juni 1933. Den schon vor 1933 geführten Kampf gegen die Nazis (XYZEiserne Front) setzten eine Reihe Sozialdemokraten im aktiven XYZWiderstand danach fort. Dazu gehörten unter anderen XYZFriedrich Weick, XYZHermann Walter, XYZKarl Konz, XYZHellmuth Stutz. Öffentliche Kritik artikulierten die SPD-Mitglieder Pfarrer XYZHanns Löw und Jugendpfarrer XYZHeinz Kappes. Zehn Sozialdemokraten fanden durch Verfolgung den Tod, über 50 wurden im KZ, Zuchthaus oder Gefängnis inhaftiert.

Schon bald nach Kriegsende wurden Sozialdemokraten wieder aktiv und nahmen beim Wiederaufbau unter anderem im XYZBezirksverwaltungsamt unter Leitung von XYZAugust Furrer sen. wichtige Aufgaben wahr. Die offizielle Wiedergründung der SPD erfolgte am 21. September 1945 in der Gaststätte XYZZum weißen Berg mit XYZFriedrich Töpper als erstem Vorsitzenden. In der Folgezeit war die SPD die dominierende politische Kraft in der Stadt. 1945-1970 stellte sie mit XYZHermann Veit (1945/46), Friedrich Töpper (1947-1952) und XYZGünther Klotz (1952-1970) die XYZOberbürgermeister, 1947-1975 gehörte die Mehrheit - 1959-1968 die absolute Mehrheit - der Karlsruher Stadträtinnen und Stadträte der SPD an. Bis heute blieb die SPD im Stadtrat die zweitstärkste Partei, stellte regelmäßig Bürgermeister und seit 2013 erneut den XYZOberbürgermeister. Auf Landes- und Bundesebene blieb die SPD bei den Wahlergebnissen in der Regel hinter der CDU zurück, erstmals gewann sie 1969 das Direktmandat für den Bundestag. Gleichwohl gelangten Mitglieder der Karlsruher SPD in den Landtag, den Bundestag und das Europaparlament, so bis zu den 1990er Jahren zum Beispiel Hermann Veit, XYZAlex Möller, XYZFritz und XYZPeter Corterier, XYZHanne Landgraf, XYZGerlinde Hämmerle und XYZHeinke Salisch.

Die Karlsruher Parteiorganisation wurde ab 1960 erstmals hauptamtlich von XYZHarald Foltin geleitet. Bis 1988 befand sich das Parteibüro in der XYZWaldstraße und seitdem residiert es unter der Anschrift XYZAm Künstlerhaus 30. Der SPD-Kreisverband Karlsruhe-Stadt ist heute in 20 Ortsvereinen organisiert und es bestehen sieben Arbeitsgemeinschaften, seit 1998 vergibt die Partei den XYZLudwig-Marum-Preis.

Manfred Koch 2016

Quellen

StadtAK 8/ZGS 29 Parteien, 8/StS 29 (Parteinachlass Peter Paepcke); Nachlass Frithjof Kessel (unverzeichnet).

Literatur

Josef Eisele: 70 Jahre Dienst am Volke. Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Ortsverein Karlsruhe, Karlsruhe 1959; Jutta Stehling (Red.): 100 Jahre SPD Karlsruhe. Dokumentation, Karlsruhe 1977; Monika Pohl/Manfred Koch: 125 Jahre SPD Karlsruhe, in: Manfred Koch (Hrsg.): Im Mittelpunkt der Mensch. Parlamentsreden Karlsruher SPD-Abgeordneter, Karlsruhe 2001, S. 16-44; Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe – Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, passim.