Menü
Suche

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold


Aufmarsch des Reichsbanners vor dem alten Bahnhof, um 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 7/Nl Sammet 57/5.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

Am 22. Februar 1924 gründeten die Parteien der Weimarer Koalition, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Deutsche Demokratische Partei (DDP) und das Zentrum das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold zum Schutze der Republik. Aus ihm ging im Dezember 1931 die von der SPD, den Gewerkschaften und Arbeitersportverbänden getragene Organisation Die eiserne Front hervor, die in der Endphase der Weimarer Republik als Gegengewicht zur rechten Harzburger Front aus Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei (NSDAP) und Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) gegen den von den Nationalsozialisten ausgeübten Terror der Straße ankämpfte.

Am 2. Juli 1924 warb die sozialdemokratische Parteizeitung Volksfreund auf der Titelseite für die Verteidigung der Weimarer Republik. Chefredakteur Georg Schöpflin (Pseudonym Isegrim) sah zwar Baden im Kampf gegen die zerstörerischen Tendenzen von rechts und links bestens gerüstet, rief aber dennoch zur Wachsamkeit.

Der Gau Baden des Reichsbanners mit Sitz in Mannheim war im Juni 1924 gegründet worden, die erste Ortsgruppe entstand in der nordbadischen Industriestadt am 27. Juni. Karlsruhe folgte am 10. Juli 1924. Der neu gegründeten Karlsruher Ortsgruppe schlossen sich gleich am Gründungsabend rund 500 Mitglieder an. Die feierliche Bannerweihe fand dann am 7. September in der Festhalle statt.

Erster Vorsitzender wurde Schulinspektor Edmund Reinmuth, der 1930 von Rechtsanwalt Franz August Hoffmann abgelöst wurde. Im Adressbuch 1932/33 wird das Reichsbanner als Organisation noch aufgeführt, allerdings ohne Vorsitzenden. Dieser war Erwin Sammet, der in der Karlsruher Ortgruppe seit deren Gründung am 10. Juli 1924 aktives Mitglied war und bald eine führende Rolle zunächst als „Kameradschaftsführer“, seit 1928 als Technischer Leiter, dann ab 1932 als Ortsgruppenleiter übernommen hatte. Den Nationalsozialisten traten die Reichsbannerleute unter Sammets Führung in der Endphase der Weimarer Republik entschieden in zahlreichen handgreiflichen Auseinandersetzungen entgegen - der Kampf um die Straße wurde auch in Karlsruhe geführt. Reichsbannerleute übernahmen darüber hinaus Wahlkampfarbeit für die SPD, fuhren mit werbewirksam mit Plakaten beklebten Lastwagen durch die Straßen, plakatierten, sicherten eigene Veranstaltungen vor Störungen durch gegnerische Parteien und deren paramilitärische Organisationen, vor allem die Sturmabteilung (SA) der NSDAP und den der rechtskonservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestehenden Stahlhelm. Seine Bewährungsprobe hatte das Reichsbanner am Tag der Verfassungsfeier, am 11. August 1924 bestanden, als 300 uniformierte Mitglieder durch die Stadt marschierten.

Schon wenige Tage nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 wurde stellvertretend für das Reichsbanner Erwin Sammet am 15. März 1933 verhaftet und mit sechs weiteren führenden Sozialdemokraten am 16. Mai in einer von den Nationalsozialisten inszenierten Schaufahrt quer durch Karlsruhe in das als Konzentrationslager genutzte Gefängnis Kislau transportiert. Auch der Einsatz des Karlsruher Reichsbanners für die Weimarer Demokratie hatte die Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht verhindern können.

Ernst Otto Bräunche 2021

Literatur

Ernst Otto Bräunche: „Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen“ – Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer (Hrsg.): Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 17-67 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35); Marcel Böhles: Im Gleichschritt für die Republik. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Südwesten 1924 bis 1933, Essen 2016.