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Gewerbeschule Karlsruhe

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Gewerbeschule (heute Carl-Hofer-Schule) in der Adlerstraße 29 am Lidellplatz, um 1915, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVd 15.

Gewerbeschule Karlsruhe

Am 3. Mai 1834, wenige Tage vor dem Großherzoglichen Erlass über die Errichtung von Gewerbeschulen in den gewerbereichen Städten Badens, wurde in Karlsruhe dank der finanziellen Unterstützung der Freiherren Karl Ludwig und Ferdinand von Lotzbeck die Gewerbeschule eröffnet. Der Schule für berufliche Weiterbildung von Handwerkslehrlingen diente zunächst das Zwangsversteigerungslokal des Rathauses als Unterrichtsraum. Der am Polytechnikum tätige Lehrer Karl Thierry übernahm den Vorstand des Lehrbetriebs, der in den ersten Jahren mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nach dem Bezug neuer Unterrichtsräume im nordwestlichen Rathausflügel, der Anstellung eines hauptamtlichen Lehrers in der Person des baukundigen Johann Egetmeyer 1843 sowie Nachbesserungen im Lehrplan zählte die Gewerbeschule bereits 1847 zu den führenden des Landes. 1863 bezog sie gemeinsam mit der Höheren Bürgerschule das neu erbaute Schulhaus im Inneren Zirkel 16 (später Nr. 22). Im selben Jahr wurde sie dem Oberschulrat unterstellt.

Die verstärkt einsetzende Industrialisierung nach der Einführung der Gewerbefreiheit in Baden 1862 wirkte sich auf das gewerblich-technische Bildungswesen zunächst negativ aus. Die Schülerzahl sank zwischen 1865 und 1872 von 230 auf 89 Schüler. 1878 löste der Architekt und Kunstgewerbler Leopold Gmelin Egetmeyer als Schulvorstand ab. Auf Gmelin folgte bereits 1879 der Architekt Thomas Cathiau nach, der während seiner 26-jährigen Dienstzeit die Gewerbeschule von Grund auf neu organisierte, das Lehrangebot kontinuierlich um neue Fachabteilungen und Ateliers ausbaute, eine Bibliothek sowie eine Sammlung von Mustern, Rohstoffen, Werkzeugen, physikalischen und chemischen Apparaten anlegte und den Kontakt mit den externen Lehrmeistern intensivierte. Das wachsende Ausbildungsangebot ließ nicht nur die Schülerzahl bis 1901 auf über 770 Schüler ansteigen, sondern machte die Lehranstalt auch für Schüler der Mittelschulen attraktiv. Ab 1886 erfolgte eine Spezialisierung der Jahreskurse zunächst in die vier Fachgruppen Metall-, Stein- und Holzarbeiter sowie Kunsthandwerker; ihre weitere Differenzierung ließ die Zahl der Werkstätten ansteigen.

Nach mehreren Ortswechseln bezog die Schule 1892 wieder das für 70.000 Mark umgebaute Schulgebäude am Zirkel. Mit der Einführung handelsgewerblicher Unterrichtskurse für Frauen und Mädchen ab dem 1. Januar 1883 kam ein neuer Schulzweig hinzu. 1905 folgte Karl Friedrich Kuhn als Gewerbeschuldirektor auf Cathiau nach. Dieser begann sofort das Weiterbildungsangebot durch die Einrichtung von Fachschulen und etlichen Fortbildungskursen für Gehilfen, Gesellen und Meister auszubauen. Das erweiterte Angebot und der 1905/06 verordnete Schulzwang für Lehrlinge beiderlei Geschlechts unter 18 Jahren ließ noch im selben Jahr die Schülerzahl auf 1.248 ansteigen. Obwohl Unterrichtsräume und Werkstätten völlig überbelegt waren, wurde erst 1912-1914 ein neues Schulgebäude nach Plänen von Eugen Beck in der Adlerstraße 29, direkt am Lidellplatz, errichtet. Da das Gebäude im Ersten Weltkrieg vom Deutschen Roten Kreuz für zwei Reservelazarette genutzt wurde, konnte die ab Oktober 1915 auf sechs Gebäude verteilte Schule erst im Januar 1919 das neue Schulhaus beziehen.

Bis Dezember 1925 stieg die Zahl der Auszubildenden auf 4.545 an. Da laut einer Verordnung des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 15. August 1925 Gewerbeschulen höchstens 1.500 Schüler umfassen sollten, wurde die Schule zum Jahresbeginn 1927 zunächst in zwei und zum 1. April 1928 in drei separate Schulen unterteilt: In die Gewerbeschule I (heute Heinrich-Hübsch-Schule), die Gewerbeschule II (heute Carl-Benz-Schule) und die Gewerbeschule III (heute Carl-Hofer-Schule), die alle drei weiterhin ihren Sitz in der Adlerstraße 29 hatten.

Katja Förster 2015

Literatur

Festschrift 150 Jahre Gewerbeschulen in Karlsruhe. 1834-1984, hrsg. vom Schulverwaltungsamt der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1984; Georg Rothe: Die Gewerbeschule des Großherzogtums Baden als frühes Modell einer Teilzeitschule im dual-alternierenden System. Einfluss der Polytechnischen Schule Karlsruhe auf die Entwicklung der badischen Gewerbeschule. Anstöße zur Beseitigung aktueller Defizite in der deutschen Berufsausbildung in Anlehnung an Empfehlungen der Europäischen Kommission. Mit vertiefenden und ergänzenden Beiträgen von Günter Besenfelder u. a., Karlsruhe 2011, S. 78-82 (= Materialen zur Berufs- und Arbeitspädagogik der Projektgruppe Vergleichende Berufspädagogik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) Bd. 15).