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Karlsruher Tagblatt

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Jahreskalender des Karlsruher Tagblatts, 1912, Stadtarchiv Karlsruhe 8/C. F. Müller L 305.
Werbepräsentation des Karlsruher Tagblatt der C. F. Müllerschen Buchhandlung, Ritterstraße 1, vor 1914, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schmeiser 637.

Karlsruher Tagblatt (1843-1937)

Am 18. Juni 1803 erhielt der Buchhändler Christian Friedrich Müller das Privileg zu Druck und Verlag des "Carlsruher Wochenblatts. Provincial-Blatt der Badischen Markgravschaft". Am 6. Januar 1810 gab er das Karlsruher Intelligenz- und Wochenblatt heraus, aus dem nach verschiedenen Umbenennungen und Zeiten des Verbots 1843 das Karlsruher Tagblatt hervorging. Seinen Charakter als mit Texten angereichertes Anzeigenblatt behielt es bis 1910 bei. Es gab allerdings seit dem 1. März 1844 als Beiblatt den Karlsruher Beobachter, der die Absicht, im Tagblatt „auch unterhaltende Aufsätze, Besprechungen von Lokalverhältnissen und anderen Artikeln zu bringen“ umsetzte und zweimal in der Woche sonntags und donnerstags erschien. Nach dem 31. Dezember 1848 sind allerdings keine Ausgaben mehr nachzuweisen, so dass davon auszugehen ist, dass das Beiblatt nicht mehr erschien.

Das Karlsruher Tagblatt war in der Weimarer Republik keine reine Parteizeitung, vertrat aber rechtsliberale Positionen und neigte damit der Deutschen Volkspartei (DVP) zu. 1928 ging das Tagblatt, das als Zeitung der gebildeten Stände galt, in den Besitz des Konkordiaverlags über, an dem der Verlag Thiergarten der Badischen Presse beteiligt war. Mit dieser Übernahme einher ging eine Verkleinerung der Redaktion, nicht übernommen wurde die damals vermutlich einzige Karlsruher Journalistin "Fräulein Dr. C. Zimmer", die für die Frauenbeilage zuständig war. Feuilletonist Karl Joho, der zum guten Ruf des Blattes durch die Wochenbeilage Pyramide wesentlich beigetragen hatte, wurde dagegen übernommen. Das Tagblatt hatte eine Krise hinter sich, von der man sich langsam erholte. In der Endphase der Weimarer Republik stabilisierte sich die Auflage bei knapp 22.000 Exemplaren, ging nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aber innerhalb eines Jahres um ein Drittel zurück.

Nach der Übernahme durch den G. Braun Verlag zum 1. Januar 1934 wurde das Tagblatt nun Verkündigungsblatt für die Bezirke Karlsruhe, Bruchsal, Bretten und Ettlingen. Der Verleger der Karlsruher Zeitung Eberhard Knittel, Verlag G. Braun, führte mit der Übernahme auch die traditionsreiche Karlsruher Zeitung in das Tagblatt über, das nun im Untertitel die Karlsruher Zeitung führte. Dies verhinderte aber nicht, dass das "Karlsruher Tagblatt" zum 1. Mai 1937 eingestellt werden musste. Als Ursache wird in der letzten Ausgabe die mangelnde Rentabilität der Zeitung angegeben. Tatsächlich war seine jährliche Auflagenstärke inzwischen von 21.600 Exemplaren im Jahre 1931 nach und nach auf 9.088 Exemplare im Jahre 1937 gesunken. Das nur kurzlebige neue Karlsruher Tagblatt (1967-1968) hatte mit dem traditionreichen Tagblatt nur den Namen gemeinsam.

Ernst Otto Bräunche 2016

Quellen

StadtAK 8/Ze 2; http://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/zeitungen/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 23. März 2016).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: "Schon wieder eine neue Zeitung!" Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Manfred Koch (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022, S. 187-216 (= Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21); Hubert Doerrschuck: Vom "Blätterwald" zum "Einzelblatt". Kleine Geschichte des Karlsruher Zeitungswesens, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge Bd. 1, 1988-1993, Karlsruhe 1994, S. 32-35, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 10. März 2023); Zwischen Autor und Leser. Karlsruher Verlage von der Stadtgründung bis heute, hrsg. vom Stadtmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1999; Konrad Dussel: Pressebilder in der Weimarer Republik: Entgrenzung der Information, Münster 2012 (= Kommunikationsgeschichte Bd. 29); Konrad Dussel: Die Nazifizierung der deutschen Presse. Eine Fallstudie am Beispiel der Presse Badens 1932 bis 1944, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 161, 2013, S. 427-456 http://www.boa-bw.de/bsz469296682.html (Zugriff am 3. August 2016).