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Prinz-Max-Palais

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Gesamtansicht des Prinz-Max-Palais, 1951, Stadtarchiv Karlsruhe 11/Dig B 45.
Front des Prinz-Max-Palais zur Akademiestraße, 2014, Stadtarchiv Karlsruhe (Foto: ONUK).

Prinz-Max-Palais

Das Prinz-Max-Palais (PMP) in der Karlstraße 10 wurde 1881-1884 als Palais Schmieder von Josef Durm erbaut. Bauherr war August Schmieder (1824-1897), ein gebürtiger Karlsruher, der – nachdem er als Leiter einer Karlsruher Brauerei 1850 Konkurs anmelden musste – nach Breslau ging und dort als Bankier zu einem Vermögen kam. Nach 30 Jahren kehrte Schmieder nach Karlsruhe zurück und ließ sich für über 1 Million Goldmark eine Villa im Stil des Neobarock als Alterswohnsitz bauen.

Nach Schmieders Tod kaufte Prinz Max von Baden 1899 das Anwesen und bewohnte es ab dem folgenden Jahr mit seiner kurz zuvor geheirateten Frau Maria-Luise von Hannover und Cumberland. Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich der Prinz ins Privatleben nach Salem zurück und begann, immer mehr Teile des Gebäudes zu vermieten. Zunächst fand im Erdgeschoss die Museumsgesellschaft, deren Haus 1918 einem Brand zum Opfer gefallen war, eine neue Unterkunft. Ab 1922 kamen und gingen eine Vielzahl an Unternehmen, Vereinen und Verbänden, darunter die Continentale Handelsvereinigung GmbH, die Kohlenhandlung Hansen, Neuerburg und Co., der Verband der Metallindustriellen Mittelbadens, die Pax Industrie- und Handels-AG, der Verein Karlsruher Börse sowie die Bezirksdirektion der Neptunus Assekuranz.

1930 kaufte die Industrie- und Handelskammer für die Kreise Karlsruhe und Baden, die ebenfalls seit 1922 dort ihren Sitz hatte, das PMP und vermietete Räume an die Karlsruher Eisen- und Metallwarenmanufakturen, den Badischen Verkehrsverband, den Kaufmännischen Verein und an die Lebensversicherung Phönix. In der Zeit des Nationalsozialismus sind im PMP die Tanzschule Olga Mertens-Leger, das Büro des amtlichen Getreidegroßmarkts, die Karlsruher Immobilien- und Hypothekenbörse, die Wirtschaftskammer Baden bzw. die Gau-Wirtschaftskammer Oberrhein – Kammerbezirk Karlsruhe sowie das Amt für Handel und Handwerk der Gauleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) nachweisbar.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das PMP bei Luftangriffen am 26./27. September 1944 stark beschädigt. Nach seinem Wiederaufbau diente es von 1951-1969 dem Bundesverfassungsgericht als Amtssitz. 1969 erwarb die Stadt Karlsruhe das seit 1968 unter Denkmalschutz stehende Gebäude für 3 Millionen DM von der Industrie- und Handelskammer und vermietete es bis 1975 an die Pädagogische Hochschule (PH), die in den Räumen Lehrveranstaltungen abhielt. In der Folgezeit reifte bei der Stadtverwaltung der Plan, im PMP die Städtischen Kunstsammlungen, heute Städtische Galerie, die Stadtgeschichtlichen Sammlungen, heute Stadtmuseum und die Jugendbibliothek, für die allesamt Bedarf an größeren und besser geeigneten Räumen bestand, unterzubringen. Nachdem die PH Karlsruhe einen Campus mit neuen Gebäuden in der Bismarckstraße erhalten hatte und die Planungsarbeiten für die neue Nutzung des Palais abgeschlossen waren, begann im März 1978 der Umbau, der nach zwei Jahren im Wesentlichen fertig gestellt war. Seit 1981 waren im PMP die Städtische Galerie, das Stadtmuseum, die Jugendbibliothek der Stadtbibliothek und die Kinemathek untergebracht.

1997 zog die Städtische Galerie in den Hallenbau A; die Kinemathek zog 2009 aus und nahm im folgenden Jahr ihr Domizil in der Kurbel am Passagehof. Seit 1998 sind das Museum für Literatur am Oberrhein und die Literarische Gesellschaft Karlsruhe/Scheffelbund im Haus. Überlegungen der letzten Jahre, ein eigenes Stadtmuseum einzurichten und so die räumliche Enge des Hauses zu beheben, wurden bisher nicht realisiert.

René Gilbert 2015

Quelle

StadtAK 8/ZGS 26a.

Literatur

Erika Bierhaus-Rödiger: Von der Villa Schmieder zum Prinz-Max-Palais. Zur Geschichte des Prinz-Max-Palais von 1880 bis 1944, in: Prinz-Max-Palais. Schrift zur Eröffnung der Jugendbibliothek, der Städtischen Galerie und der Stadtgeschichte im Prinz-Max-Palais Karlsruhe, Karlstraße 10, am 8. Mai 1981, hrsg. von der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1981, S. 9-25; Gerhard Assem: Die jüngere Baugeschichte des Prinz-Max-Palais, in: ebenda, S. 26-32; Helga Walter-Dressler: Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1988-1993, Karlsruhe 1994, S. 156-159, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022).