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Lutherkirche

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Lutherkirche, Nordwestansicht, um 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVc 141.

Lutherkirche

Mit der Erschließung eines neues Wohn- und Industriegebiets östlich des Durlacher Tors ab 1890 stieg die Zahl der Protestanten in der Oststadtgemeinde rasch an. 1900 wurde die Gemeinde in eine Alt-Oststadt- und eine Neu-Oststadtgemeinde geteilt, wobei letzterer bis zum Erhalt eines eigenen Kirchengebäudes die Turnhalle der Karl-Wilhelm-Schule am Durlacher Tor als Gottesdienstraum diente. Bereits 1895 hatte die evangelische Gemeinde eine Kommission für das Kirchenneubauprojekt gegründet.

Seit 1897 stand das Gelände an der Durlacher Allee, Ecke Georg-Friedrich-Straße als künftiger Bauplatz fest. Im selben Jahr wurde Kirchenbauinspektor Rudolf Burckhardt mit dem Entwurf der aus Kirche, Gemeindesaal und Pfarrhaus bestehenden Anlage betraut. Dessen im neogotischen Stil konzipiertes Projekt fand zwar keine Zustimmung, aber sein Vorschlag, entlang der Nordwestseite des Grundstücks eine Wohnstraße (heute Melanchthonstraße) anzulegen, wurde in die weitere Planung aufgenommen. Aus einer beschränkten Konkurrenz, die den Baukomplex in architektonischer und künstlerischer Hinsicht als Pendant zur nahe gelegenen Bernharduskirche verstanden wissen wollte, ging die Architektengemeinschaft Curjel & Moser als Sieger hervor. Nach einigen Abänderungen gelangte ihr Entwurf zur Ausführung.

Am 15. März 1905 erfolgte der erste Spatenstich zum Kirchenbau und am 31. Mai die Grundsteinlegung in Anwesenheit des Großherzogpaares. Am 11. September 1906 waren die Rohbauarbeiten abgeschlossen und am 10. November 1907, dem Geburtstag von Martin Luther, fand die Einweihung der Lutherkirche statt. Robert Curjel und Karl Moser berücksichtigten bei ihrer Konzeption die jüngsten Grundsatzforderungen des protestantischen Kirchenbaus: Sowohl die für das Gemeindeleben vorteilhafte räumliche Konzentration von Kirche, Gemeindesaal und Pfarrhaus als auch den im Wiesbadener Programm geforderten Aufbau der Kirche als homogenen Versammlungsraum ohne Seitenschiffe und Chorapsis. In diesem sind sämtliche Sitzplätze auf den Altar ausgerichtet, welcher mit Kanzel und Orgelempore die vertikale, die Einheit von Abendmahl, Predigt und Musik verdeutlichende Mittelachse ergibt. Während der Kirchenraum selbst eine Kreuzform bildet – in den Kreuzarmen befinden sich die Emporen –, wirkt der erhöht stehende Außenbau durch die Anordnung weiterer Raumeinheiten in den Winkeln der Kreuzarme (Treppenhaus etc.) als kubischer Block.

Lediglich die Vorbauten am südlichen Haupteingang und am östlichen Nebeneingang mit Fürstenauffahrt, die Giebelwände mit je einem Rundbogenfenster und der 53 Meter hohe Glockenturm, dessen Untergeschoss die monumentale Lutherstatue aufnimmt, lockern den massiven Sandsteinbau im neoromanischen Stil auf. Das grob behauene Mauerwerk erfährt an den baugestaltenden Elementen (Säulenarkade mit fantasievoll gestalteten Kapitellen, dekorativ profilierte Tür- und Fenstergewände, ornamentale Gesims- und Wandbänder, Lutherstatue, Zehn Gebote-Relief im Tympanon des südlichen Seiteneingangs etc.) eine feine, reizvoll kontrastierende Oberflächenbearbeitung. Die aus vegetabilen und animalischen Formen entwickelten Kapitelle sind vom Jugendstil geprägt, der im Kircheninneren in der Verbindung von Architektur, Kunsthandwerk und Kunst zum ästhetischen Gesamtkunstwerk seine volle Entfaltung erfuhr (Ausmalung, Beleuchtung, Inventar: Curjel & Moser; bauplastischer Schmuck, Außenreliefs: Oskar Kiefer; Bergpredigtrelief: Hermann Binz; Glasmalerei: Max Laeuger).

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erfolgte von 1946-1951 der Wiederaufbau der Lutherkirche; der Außenbau wurde dabei in seiner ursprünglichen Form, der Innenraum dagegen in einfacherer Weise (Weißfärbung der Wände, schlichte Verglasung etc.) wiederhergestellt. 1960/61 erhielt die Lutherkirche neue, von Klaus Arnold ausgeführte Glasfenster und 1971 einen von Kurt Wesch gefertigten Taufstein. 1983/84 wurde der Innenraum bis auf die Fenster originalgetreu restauriert. Die 1907 aufgestellte Orgel (Orgelfabrik H. Voit & Söhne, Durlach) wurde 1953 durch ein Instrument der Orgelfabrik Walker, Ludwigsburg und 2001 durch eine Orgel der Orgelbaufirma Mönch in Überlingen ersetzt. Die ersten beiden Glockensätze der Glockengießerei Bachert von 1906/07 und 1924 fielen den zwei Weltkriegen zum Opfer; seit 1956 tönt das dritte, ebenfalls von der Firma Bachert gegossene Geläut.

Katja Förster 2013

Literatur

Dany Jacqueline Gotzmann: Die Lutherkirche in Karlsruhe, Karlsruhe 2007; Rundum Luther. Festschrift zum 100. Geburtstag der Lutherkirche Karlsruhe, hrsg. von der Evangelischen Luthergemeinde Karlsruhe durch Irene Burger/Dany Jacqueline Gotzmann/Jürgen Krüger/Ulrike Krumm, Karlsruhe 2007.