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De:Lexikon:ins-1322: Unterschied zwischen den Versionen

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1911 hatte der Verein bereits 56 Häuser mit 411 Wohnungen nun auch außerhalb der Südstadt gebaut und damit einen wesentlichen Beitrag zur Linderung des Wohnungsproblems geleistet. Die Wohnungen wurden trotz der hohen Grundstückspreise zu einem günstigen Preis vermietet. Im <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> stellte der Verein seine Bautätigkeit ein, nachdem es ihm gelungen war, vier kurz vor der Fertigstellung stehende Häuser in <lex id="top-3073">Beiertheim</lex> trotz der Einberufung des Architekten, des Vorstandsvorsitzenden Paul Nestle und zahlreicher Handwerker zum 1. Oktober 1914 zu übergeben. Nach dem Krieg setzte die Bautätigkeit trotz enormen Wohnungsmangels wegen fehlender Baumaterialien erst 1920 wieder ein. In den folgenden Jahren wurden dann aber wieder zahlreiche Wohnhäuser gebaut, bis 1926 entstanden 46 Häuser mit 271 Wohnungen. 1929 konnte man die tausendste Wohnung übergeben, wobei mehr als 500 Wohnungen in den ersten zehn Nachkriegsjahren gebaut worden waren. Damit hatte der Verein wesentlich zur Linderung der Wohnungsnot beigetragen, die nach dem Ersten Weltkrieg auch in Karlsruhe herrschte. Eine Beteiligung an dem Wettbewerb zum Bau der <lex id="top-3075">Dammerstocksiedlung</lex> lehnte der Verein ab, da er die dort geplanten Wohnungen für zu klein hielt. Die Häuser zum Beispiel in der <lex id="top-1302">Hübschstraße</lex>, am <lex id="top-3139">Gottesauer Platz</lex> oder in der <lex id="top-2301">Rheinstrandsiedlung</lex>, das größte Projekt des Mieter- und Bauvereins in der <lex id="ereig-0016">NS-Zeit</lex>, aber auch die Nachkriegs-, <lex id="ereig-0283">Wiederauf</lex>- und Neubauten gehören bis heute zu den markanten Bauten der Stadt.
1911 hatte der Verein bereits 56 Häuser mit 411 Wohnungen nun auch außerhalb der Südstadt gebaut und damit einen wesentlichen Beitrag zur Linderung des Wohnungsproblems geleistet. Die Wohnungen wurden trotz der hohen Grundstückspreise zu einem günstigen Preis vermietet. Im <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> stellte der Verein seine Bautätigkeit ein, nachdem es ihm gelungen war, vier kurz vor der Fertigstellung stehende Häuser in <lex id="top-3073">Beiertheim</lex> trotz der Einberufung des Architekten, des Vorstandsvorsitzenden Paul Nestle und zahlreicher Handwerker zum 1. Oktober 1914 zu übergeben. Nach dem Krieg setzte die Bautätigkeit trotz enormen Wohnungsmangels wegen fehlender Baumaterialien erst 1920 wieder ein. In den folgenden Jahren wurden dann aber wieder zahlreiche Wohnhäuser gebaut, bis 1926 entstanden 46 Häuser mit 271 Wohnungen. 1929 konnte man die tausendste Wohnung übergeben, wobei mehr als 500 Wohnungen in den ersten zehn Nachkriegsjahren gebaut worden waren. Damit hatte der Verein wesentlich zur Linderung der Wohnungsnot beigetragen, die nach dem Ersten Weltkrieg auch in Karlsruhe herrschte. Eine Beteiligung an dem Wettbewerb zum Bau der <lex id="top-3075">Dammerstocksiedlung</lex> lehnte der Verein ab, da er die dort geplanten Wohnungen für zu klein hielt. Die Häuser zum Beispiel in der <lex id="top-1302">Hübschstraße</lex>, am <lex id="top-3139">Gottesauer Platz</lex> oder in der <lex id="top-2301">Rheinstrandsiedlung</lex>, das größte Projekt des Mieter- und Bauvereins in der <lex id="ereig-0016">NS-Zeit</lex>, aber auch die Nachkriegs-, <lex id="ereig-0283">Wiederauf</lex>- und Neubauten gehören bis heute zu den markanten Bauten der Stadt.


Im Zweiten Weltkrieg wurden 351 Wohnungen total zerstört, 676 schwer beschädigt. 1957 waren diese enormen Kriegsschäden behoben, der Verein hatte 8.201 Mitglieder. Deren Zahl stieg bis zum Jubiläumsjahr 1997 auf 24.517 Mitglieder, der Verein verfügte über 6.709 Wohnungen. 2019 war die Zahl der Wohnungen auf 7.016 gestiegen, dazu gehörten auch das 2008 fertiggestellte erste <lex id="top-1482">Pflegeheim Karlsruher Weg</lex>, 2012 fertiggestellte Passivhäuser im <lex id="top-2449">Schliffkopfweg</lex> 45 sowie 2018 bezogene Wohnungen am <lex id="top-0027">Albufer</lex> in <lex id="top-1022">Grünwinkel</lex>.
Im <lex id="ereig-0074">Zweiten Weltkrieg</lex> wurden 351 Wohnungen total zerstört, 676 schwer beschädigt. 1957 waren diese enormen Kriegsschäden behoben, der Verein hatte 8.201 Mitglieder. Deren Zahl stieg bis zum Jubiläumsjahr 1997 auf 24.517 Mitglieder, der Verein verfügte über 6.709 Wohnungen. 2019 war die Zahl der Wohnungen auf 7.016 gestiegen, dazu gehörten auch das 2008 fertiggestellte erste <lex id="top-1482">Pflegeheim Karlsruher Weg</lex>, 2012 fertiggestellte Passivhäuser im <lex id="top-2449">Schliffkopfweg</lex> 45 sowie 2018 bezogene Wohnungen am <lex id="top-0027">Albufer</lex> in <lex id="top-1022">Grünwinkel</lex>.


<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2021''</div>
<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2021''</div>

Version vom 28. Juni 2021, 09:30 Uhr


Mieter- und Bauverein

Am 18. Februar 1897 trafen sich auf Einladung von sieben Bahnbeamten über 800 Personen im Café Nowack und gründeten den Mieter- und Bauverein. Dezidiertes Ziel war die Bekämpfung des Mietwuchers und des Wohnungsmangels. Auch in Karlsruhe war mit der Industrialisierung eine deutliche Verschlechterung des Wohnungsmarktes eingetreten. Darauf hatten zunächst die größeren Arbeitgeber, darunter die Maschinenbaugesellschaft, die Papierfabrik Vogel & Schnurmann und seit den 90er-Jahren auch die Stadt selbst reagiert und für ihre Arbeiter Wohnhäuser gebaut. Eine erste, 1871 gegründete Baugesellschaft zur Herstellung von Kleinwohnungen war dagegen gescheitert.

Die erste Generalversammlung des Mieter- und Bauvereins, die als Gründungsversammlung gilt, fand am 25. März 1897 im Reichshallentheater, der heutigen Schauburg, statt. Erster Vorsitzender wurde bis 1907 Oberingenieur Karl Delisle, der wesentlichen Anteil am Erfolg der Baugenossenschaft hatte. Bereits im ersten Jahr traten dem neuen Verein rund 700 Mitglieder bei. Die ersten zehn Wohnhäuser mit insgesamt 162 Wohnungen entstanden in den Jahren 1898 bis 1901 in der Südstadt im Bereich Scherr-/Augartenstraße mit einem unmittelbaren Zugang zum Treppenhaus, Gasanschluss, eigenem Abort, Ausguss sowie Gas- und Wasserversorgung. Diese Wohnungen waren zum überwiegenden Teil von Bahnbediensteten bewohnt, darunter allein 92 Handwerker und Arbeiter und 39 Lokomotivführer und Heizer. Auch innerhalb der Mitgliedschaft des Vereins besaßen die Eisenbahner eine starke Position. 1901 gehörte mehr als ein Drittel der 823 Mitglieder dieser Gruppe an. Es folgten Häuser in der Weststadt, der Südweststadt, Mühlburg und der Oststadt.

1911 hatte der Verein bereits 56 Häuser mit 411 Wohnungen nun auch außerhalb der Südstadt gebaut und damit einen wesentlichen Beitrag zur Linderung des Wohnungsproblems geleistet. Die Wohnungen wurden trotz der hohen Grundstückspreise zu einem günstigen Preis vermietet. Im Ersten Weltkrieg stellte der Verein seine Bautätigkeit ein, nachdem es ihm gelungen war, vier kurz vor der Fertigstellung stehende Häuser in Beiertheim trotz der Einberufung des Architekten, des Vorstandsvorsitzenden Paul Nestle und zahlreicher Handwerker zum 1. Oktober 1914 zu übergeben. Nach dem Krieg setzte die Bautätigkeit trotz enormen Wohnungsmangels wegen fehlender Baumaterialien erst 1920 wieder ein. In den folgenden Jahren wurden dann aber wieder zahlreiche Wohnhäuser gebaut, bis 1926 entstanden 46 Häuser mit 271 Wohnungen. 1929 konnte man die tausendste Wohnung übergeben, wobei mehr als 500 Wohnungen in den ersten zehn Nachkriegsjahren gebaut worden waren. Damit hatte der Verein wesentlich zur Linderung der Wohnungsnot beigetragen, die nach dem Ersten Weltkrieg auch in Karlsruhe herrschte. Eine Beteiligung an dem Wettbewerb zum Bau der Dammerstocksiedlung lehnte der Verein ab, da er die dort geplanten Wohnungen für zu klein hielt. Die Häuser zum Beispiel in der Hübschstraße, am Gottesauer Platz oder in der Rheinstrandsiedlung, das größte Projekt des Mieter- und Bauvereins in der NS-Zeit, aber auch die Nachkriegs-, Wiederauf- und Neubauten gehören bis heute zu den markanten Bauten der Stadt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden 351 Wohnungen total zerstört, 676 schwer beschädigt. 1957 waren diese enormen Kriegsschäden behoben, der Verein hatte 8.201 Mitglieder. Deren Zahl stieg bis zum Jubiläumsjahr 1997 auf 24.517 Mitglieder, der Verein verfügte über 6.709 Wohnungen. 2019 war die Zahl der Wohnungen auf 7.016 gestiegen, dazu gehörten auch das 2008 fertiggestellte erste Pflegeheim Karlsruher Weg, 2012 fertiggestellte Passivhäuser im Schliffkopfweg 45 sowie 2018 bezogene Wohnungen am Albufer in Grünwinkel.

Ernst Otto Bräunche 2021

Quellen

Festschrift zum dreißigjährigen Bestehen des Mieter- und Bauvereins Karlsruhe in Karlsruhe 1897 – 1927, Karlsruhe 1927; Festschrift zum 40jährigen Bestehen des Mieter- und Bauvereins Karlsruhe, Karlsruhe 1937; 60 Jahre Mieter- und Bauverein Karlsruhe. Sonderausgabe des "Mitteilungsblatts des Mieter- und Bauvereins Karlsruhe eGmbH", September 1957; 75 Jahre Mieter- und Bauverein Karlsruhe. 75 Jahre im Dienste der Wohnungsversorgung und der Wohnungsreform. 75 Jahre Sozialer Wohnungsbau, Karlsruhe 1972; Sozial bauen Gesund wohnen. Die Chronik zum Jubiläum 100 Jahre Mieter- und Bauverein Karlsruhe, Karlsruhe 1996; Homepage des Vereins https://www.mbv-ka.de/home.html (Zugriff am 16. Mai 2021).

Literatur

Jürgen Schuhladen-Krämer: „Wohnungsneubau. Die gestellte Aufgabe ist riesengroß" – Städtische Wohnungspolitik 1918-1933, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer: Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 277-324 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).