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Gymnasium Durlach

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Gymnasium Durlach

1583 beschloss die Vormundschaftsregierung für den minderjährigen Markgrafen Ernst Friedrich, die Mittelschule in Durlach zu einem Gymnasium zu erweitern. Bis 1586 wurde ein stattliches Schulgebäude, vermutlich nach Plänen von Johannes Schoch, in der Kirchgasse (heute Am Zwinger) errichtet sowie einzelne Klassen organisiert. Der im selben Jahr eröffnete Lehrbetrieb bestand aus dem Gymnasium classicum, das mit fünf (ab 1614 sechs) zweijährigen Klassen die gymnasiale Grundausbildung besorgte, sowie dem zweijährigen (später dreijährigen) Gymnasium publicum, das mit Vorlesungen in Philosophie und Rhetorik Voraussetzung für ein Universitätsstudium bildete. Angehende Theologen mussten noch das Biennium im hauseigenen Konvikt absolvieren, bevor sie an eine Universität wechseln konnten. Der neue Schultyp einschließlich Lehrplan und -methodik orientierte sich an den pädagogischen Vorstellungen des humanistischen Schulreformers Johannes Sturm. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein blieb das Gymnasium in der Auswahl der Fächer und der Methodik dem Geist des Humanismus und der Reformation verpflichtet. Neben der religiösen Erziehung galt allein die klassische Philologie als Maß der Bildung. Die Hälfte der Lektionen war dem Lateinunterricht gewidmet, Schüler der oberen Klassen (Sekunda und Prima) durften im Unterricht nur lateinisch sprechen. Als Rektor und als Professoren berief der Markgraf namhafte Gelehrte meist aus dem Ausland. Die Schülerschaft setzte sich aus Durlacher Bürgersöhnen sowie auswärtigen und ausländischen Adelssöhnen zusammen.

Der stetig wachsende Schulbetrieb mit anfänglich zehn Lehrern reduzierte sich im Dreißigjährigen Krieg bis auf eine Lehrkraft und wenige Schüler. Spätestens ab 1660 erlebte das Gymnasium mit bis zu zwölf Lehrern und 250 Schülern, darunter Württemberger, Franken, Hanseaten und Franzosen, seine eigentliche Blütezeit. Nach dem Stadtbrand 1689 lag der Unterricht bis zum Frieden von Ryswijk 1697 brach, danach ging er nur schleppend voran, da die ganze Aufmerksamkeit des Markgrafen, bis 1709 Friedrich Magnus, dann Karl Wilhelm, auf den Wiederaufbau von Durlach und seit 1715 auf den Aufbau der neuen Residenz Karlsruhe gerichtet war. Am 12. Juni 1724 ordnete Markgraf Karl Wilhelm die Verlegung des größeren Teils des Gymnasiums in das neu errichtete Schulgebäude an der Langen Straße (heute Kaiserstraße) in Karlsruhe an. Daraus entwickelte sich das heutige Bismarck-Gymnasium. Der in Durlach belassene Schulbetrieb wurde als Pädagogium (heute Markgrafen-Gymnasium) fortgeführt.

Katja Förster 2015

Literatur

Festschrift 375 Jahre Gymnasium Illustre – Lyzeum – Gymnasium Karlsruhe, hrsg. von der Vereinigung ehemaliger Schüler des Gymnasiums Karlsruhe e. V., Karlsruhe 1961; Festschrift Bismarck-Gymnasium Karlsruhe, hrsg. von der Fördergemeinschaft des Bismarck-Gymnasiums Karlsruhe, Karlsruhe 1986.