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De:Lexikon:ins-1543: Unterschied zwischen den Versionen

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Das auf der Schützenwiese errichtete Schützenhaus war allerdings schon nach wenigen Jahren baufällig, so dass die Stadt 1738 ein neues Schützenhaus bauen ließ. Die Stadt durfte die Wirtschaft des Schießhauses jährlich versteigern. Auch dieses Schützenhaus wurde im Laufe der Jahre baufällig und musste 1782 abgerissen werden. Zunächst schossen die Schützen im Freien weiter, ehe auch dies im Zuge der Ereignisse nach der Französischen Revolution eingestellt wurde. Erst 1795 entstand am alten Platz ein neues Schützenhaus. Die Schützen trugen nun auch Uniformen: grauer Rock mit grünem Tuchkragen, Hut mit Schleife, schwarzer Kokarde und Federbusch, Hirschfänger mit schwarzem Griff und Lederkoppel mit viereckigem, versilbertem Schloss. Nun fanden auch wieder zahlreiche Preis- und Festschießen statt, die der Verein seit seiner Gründung regelmäßig abhielt. Markgräfliche bzw. später großherzogliche Feierlichkeiten wurden gern zum Anlass von Preisschießen genutzt, so zum Beispiel als Markgraf <lex id="bio-0564">Karl Friedrich</lex> 1746 für mündig erklärt wurde. Zum regierenden Fürstenhaus bestanden seit der Gründung auch im 19. Jahrhundert gute Beziehungen, was sich zum Beispiel in der Beteiligung Großherzog <lex id="bio-0569">Leopolds</lex> 1838 an einem Festschießen anlässlich des Landwirtschaftlichen Zentralfests niederschlug. Dieser übernahm 1844 auch das Protektorat über den Verein. In demselben Jahr bekamen die Schützen auch neue Uniformen aus grauer Hose, grünem Rock und Filzhut mit badischer Kokarde und Gemsbart. Diese über mehr als ein Jahrhundert gewachsene Verbundenheit mit dem badischen Fürstenhaus zeigte sich auch während der <lex id="ereig-0225">Revolution von 1848/49</lex>: "'In Treue fest' hielten aber auch die Schützen in Freud und Leid allezeit zu ihrem Fürsten, und dieser Wahlspruch hat sich in stürmischer Zeit glänzend bewährt." schreibt ein Chronist der Schützengesellschaft. Als 4. Banner der <lex id="ins-0678">Bürgerwehr</lex> verteidigten die Schützen das Karlsruher <lex id="top-3035">Zeughaus</lex> 1849 gegen die Revolutionäre. Dieser Einsatz wurde belohnt: Großherzog <lex id="bio-0571">Friedrich</lex> übernahm 1852 bei seinem Regierungsantritt das Protektorat über den Verein, der nun alljährlich am Geburtstag des Großherzogs um einen von diesem gestifteten Preis schoss.
Das auf der Schützenwiese errichtete Schützenhaus war allerdings schon nach wenigen Jahren baufällig, so dass die Stadt 1738 ein neues Schützenhaus bauen ließ. Die Stadt durfte die Wirtschaft des Schießhauses jährlich versteigern. Auch dieses Schützenhaus wurde im Laufe der Jahre baufällig und musste 1782 abgerissen werden. Zunächst schossen die Schützen im Freien weiter, ehe auch dies im Zuge der Ereignisse nach der Französischen Revolution eingestellt wurde. Erst 1795 entstand am alten Platz ein neues Schützenhaus. Die Schützen trugen nun auch Uniformen: grauer Rock mit grünem Tuchkragen, Hut mit Schleife, schwarzer Kokarde und Federbusch, Hirschfänger mit schwarzem Griff und Lederkoppel mit viereckigem, versilbertem Schloss. Nun fanden auch wieder zahlreiche Preis- und Festschießen statt, die der Verein seit seiner Gründung regelmäßig abhielt. Markgräfliche bzw. später großherzogliche Feierlichkeiten wurden gern zum Anlass von Preisschießen genutzt, so zum Beispiel als Markgraf <lex id="bio-0564">Karl Friedrich</lex> 1746 für mündig erklärt wurde. Zum regierenden Fürstenhaus bestanden seit der Gründung auch im 19. Jahrhundert gute Beziehungen, was sich zum Beispiel in der Beteiligung Großherzog <lex id="bio-0569">Leopolds</lex> 1838 an einem Festschießen anlässlich des Landwirtschaftlichen Zentralfests niederschlug. Dieser übernahm 1844 auch das Protektorat über den Verein. In demselben Jahr bekamen die Schützen auch neue Uniformen aus grauer Hose, grünem Rock und Filzhut mit badischer Kokarde und Gemsbart. Diese über mehr als ein Jahrhundert gewachsene Verbundenheit mit dem badischen Fürstenhaus zeigte sich auch während der <lex id="ereig-0225">Revolution von 1848/49</lex>: "'In Treue fest' hielten aber auch die Schützen in Freud und Leid allezeit zu ihrem Fürsten, und dieser Wahlspruch hat sich in stürmischer Zeit glänzend bewährt." schreibt ein Chronist der Schützengesellschaft. Als 4. Banner der <lex id="ins-0678">Bürgerwehr</lex> verteidigten die Schützen das Karlsruher <lex id="top-3035">Zeughaus</lex> 1849 gegen die Revolutionäre. Dieser Einsatz wurde belohnt: Großherzog <lex id="bio-0571">Friedrich</lex> übernahm 1852 bei seinem Regierungsantritt das Protektorat über den Verein, der nun alljährlich am Geburtstag des Großherzogs um einen von diesem gestifteten Preis schoss.


1865 pachteten die Schützen das Gelände der ehemaligen Faseläcker an der <lex id="top-1940">Mühlburger Allee</lex>, dem späteren <lex id="top-1045">Gutenbergplatz</lex>, und errichteten dort eine Festhalle, eine Schießhalle und einen Gabenpavillon, in dem sie ihre Preise entgegennahmen. Dies war aber immer noch nicht der letzte Umzug, denn schon 1891 wurde das neue Schießhaus im <lex id="top-0749">Hardtwald</lex> mit einem Verbandschießen eingeweiht. Nach der <lex id="ereig-0068">kriegsbedingten</lex> Einstellung des Sportbetriebs 1914 wurden die Schießübungen erst im April 1920 wieder aufgenommen. Der nach der <lex id="ereig-0016">nationalsozialistischen</lex> <lex id="ereig-0223">Machtübernahme</lex> <lex id="ereig-0111">gleichgeschaltete</lex> Verein nahm am Deutschen Bundesschießen 1934 in Leipzig, - letztmals in der traditionellen Schützentracht, bestehend aus schwarzer Hose, dunkelgrauer Jacke, weißer Weste und Binde, weißen Handschuhen und grünem Schützenhut mit Adlerflaum teil. Im folgenden Jahr wurden die Kleinkaliberschießstände im Hardtwald eingeweiht. Die Vereinsanlage wurde zur zentralen Veranstaltungsstätte für Schießwettbewerbe. Die Nationalsozialisten förderten den Schießsport im Dienste der Kriegsvorbereitungen massiv. Die vor allem von <lex id="bio-0502">Walter Gehmann</lex> errungenen deutschen und internationalen Meisterschaften sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen.
1865 pachteten die Schützen das Gelände der ehemaligen Faseläcker an der <lex id="top-1940">Mühlburger Allee</lex>, dem späteren <lex id="top-1045">Gutenbergplatz</lex>, und errichteten dort eine Festhalle, eine Schießhalle und einen Gabenpavillon, in dem sie ihre Preise entgegennahmen. Dies war aber immer noch nicht der letzte Umzug, denn schon 1891 wurde das neue Schießhaus im <lex id="top-0749">Hardtwald</lex> mit einem Verbandschießen eingeweiht. Nach der <lex id="ereig-0068">kriegsbedingten</lex> Einstellung des Sportbetriebs 1914 wurden die Schießübungen erst im April 1920 wieder aufgenommen. Der nach der <lex id="ereig-0016">nationalsozialistischen</lex> <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> <lex id="ereig-0111">gleichgeschaltete</lex> Verein nahm am Deutschen Bundesschießen 1934 in Leipzig, - letztmals in der traditionellen Schützentracht, bestehend aus schwarzer Hose, dunkelgrauer Jacke, weißer Weste und Binde, weißen Handschuhen und grünem Schützenhut mit Adlerflaum teil. Im folgenden Jahr wurden die Kleinkaliberschießstände im Hardtwald eingeweiht. Die Vereinsanlage wurde zur zentralen Veranstaltungsstätte für Schießwettbewerbe. Die Nationalsozialisten förderten den Schießsport im Dienste der Kriegsvorbereitungen massiv. Die vor allem von <lex id="bio-0502">Walter Gehmann</lex> errungenen deutschen und internationalen Meisterschaften sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen.


Nach der Zerstörung des Schützenhauses, der Vernichtung des gesamten Archivguts bei <lex id="ereig-0037">Luftangriffen</lex> und dem Verbot der Schützenvereine durch die <lex id="ereig-0091">Besatzungsmacht</lex>, dauerte es bis 1950, als der Verein mit einem Eröffnungsschießen mit Luftgewehren und Tanzabend im <lex id="ins-0293">Kühlen Krug</lex> wiedergegründet wurde. Da das wiederhergestellte Schützenhaus aber noch beschlagnahmt war und von den amerikanischen Besatzungstruppen genutzt wurde, verkaufte man das Gelände schließlich an den Bund. Erst 1957 erhielt der Verein sein neues Schützenhaus an der Linkenheimer Landstraße.
Nach der Zerstörung des Schützenhauses, der Vernichtung des gesamten Archivguts bei <lex id="ereig-0037">Luftangriffen</lex> und dem Verbot der Schützenvereine durch die <lex id="ereig-0091">Besatzungsmacht</lex>, dauerte es bis 1950, als der Verein mit einem Eröffnungsschießen mit Luftgewehren und Tanzabend im <lex id="ins-0293">Kühlen Krug</lex> wiedergegründet wurde. Da das wiederhergestellte Schützenhaus aber noch beschlagnahmt war und von den amerikanischen Besatzungstruppen genutzt wurde, verkaufte man das Gelände schließlich an den Bund. Erst 1957 erhielt der Verein sein neues Schützenhaus an der Linkenheimer Landstraße.

Version vom 30. November 2021, 15:50 Uhr


Karlsruher Schützengesellschaft

Am 25. Juli 1721 überließ Markgraf Karl Wilhelm auf Bitte der Schützenmeister Günzer und Wielandt der Stadt tatsächlich den Schießplatz auf den Gottesauer Wiesen im Bereich der heutigen Schützenstraße und bewilligte sogar noch einen jährlichen Zuschuss von 15 Gulden. Damit kann die Karlsruher Schützenkompagnie das Jahr 1721 als ihr Gründungsjahr ansehen. Die Schützengesellschaft, wie sie seit 1756 heißt, ist somit der älteste Karlsruher Verein.

Das auf der Schützenwiese errichtete Schützenhaus war allerdings schon nach wenigen Jahren baufällig, so dass die Stadt 1738 ein neues Schützenhaus bauen ließ. Die Stadt durfte die Wirtschaft des Schießhauses jährlich versteigern. Auch dieses Schützenhaus wurde im Laufe der Jahre baufällig und musste 1782 abgerissen werden. Zunächst schossen die Schützen im Freien weiter, ehe auch dies im Zuge der Ereignisse nach der Französischen Revolution eingestellt wurde. Erst 1795 entstand am alten Platz ein neues Schützenhaus. Die Schützen trugen nun auch Uniformen: grauer Rock mit grünem Tuchkragen, Hut mit Schleife, schwarzer Kokarde und Federbusch, Hirschfänger mit schwarzem Griff und Lederkoppel mit viereckigem, versilbertem Schloss. Nun fanden auch wieder zahlreiche Preis- und Festschießen statt, die der Verein seit seiner Gründung regelmäßig abhielt. Markgräfliche bzw. später großherzogliche Feierlichkeiten wurden gern zum Anlass von Preisschießen genutzt, so zum Beispiel als Markgraf Karl Friedrich 1746 für mündig erklärt wurde. Zum regierenden Fürstenhaus bestanden seit der Gründung auch im 19. Jahrhundert gute Beziehungen, was sich zum Beispiel in der Beteiligung Großherzog Leopolds 1838 an einem Festschießen anlässlich des Landwirtschaftlichen Zentralfests niederschlug. Dieser übernahm 1844 auch das Protektorat über den Verein. In demselben Jahr bekamen die Schützen auch neue Uniformen aus grauer Hose, grünem Rock und Filzhut mit badischer Kokarde und Gemsbart. Diese über mehr als ein Jahrhundert gewachsene Verbundenheit mit dem badischen Fürstenhaus zeigte sich auch während der Revolution von 1848/49: "'In Treue fest' hielten aber auch die Schützen in Freud und Leid allezeit zu ihrem Fürsten, und dieser Wahlspruch hat sich in stürmischer Zeit glänzend bewährt." schreibt ein Chronist der Schützengesellschaft. Als 4. Banner der Bürgerwehr verteidigten die Schützen das Karlsruher Zeughaus 1849 gegen die Revolutionäre. Dieser Einsatz wurde belohnt: Großherzog Friedrich übernahm 1852 bei seinem Regierungsantritt das Protektorat über den Verein, der nun alljährlich am Geburtstag des Großherzogs um einen von diesem gestifteten Preis schoss.

1865 pachteten die Schützen das Gelände der ehemaligen Faseläcker an der Mühlburger Allee, dem späteren Gutenbergplatz, und errichteten dort eine Festhalle, eine Schießhalle und einen Gabenpavillon, in dem sie ihre Preise entgegennahmen. Dies war aber immer noch nicht der letzte Umzug, denn schon 1891 wurde das neue Schießhaus im Hardtwald mit einem Verbandschießen eingeweiht. Nach der kriegsbedingten Einstellung des Sportbetriebs 1914 wurden die Schießübungen erst im April 1920 wieder aufgenommen. Der nach der nationalsozialistischen Machtübernahme gleichgeschaltete Verein nahm am Deutschen Bundesschießen 1934 in Leipzig, - letztmals in der traditionellen Schützentracht, bestehend aus schwarzer Hose, dunkelgrauer Jacke, weißer Weste und Binde, weißen Handschuhen und grünem Schützenhut mit Adlerflaum teil. Im folgenden Jahr wurden die Kleinkaliberschießstände im Hardtwald eingeweiht. Die Vereinsanlage wurde zur zentralen Veranstaltungsstätte für Schießwettbewerbe. Die Nationalsozialisten förderten den Schießsport im Dienste der Kriegsvorbereitungen massiv. Die vor allem von Walter Gehmann errungenen deutschen und internationalen Meisterschaften sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen.

Nach der Zerstörung des Schützenhauses, der Vernichtung des gesamten Archivguts bei Luftangriffen und dem Verbot der Schützenvereine durch die Besatzungsmacht, dauerte es bis 1950, als der Verein mit einem Eröffnungsschießen mit Luftgewehren und Tanzabend im Kühlen Krug wiedergegründet wurde. Da das wiederhergestellte Schützenhaus aber noch beschlagnahmt war und von den amerikanischen Besatzungstruppen genutzt wurde, verkaufte man das Gelände schließlich an den Bund. Erst 1957 erhielt der Verein sein neues Schützenhaus an der Linkenheimer Landstraße.

Auch in der Nachkriegszeit gab es Erfolge zu feiern, so errang Walter Gehmann 1953 seine zwanzigste (von 24) Deutsche Meisterschaft, zwei Jahre später folgte die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft mit einem neuen Deutschen Rekord im Kleinkaliberschießen, 1958 gehörte Helmut Schlenker der Nationalmannschaft an, die die Silbermedaille im Kleinkaliberschießen bei der Weltmeisterschaft in Moskau errang, bei den Deutschen Meisterschaften in München 1975 gewannen Sportler der Schützengesellschaft 3 Gold-, 4 Silber- und 1 Bronzemedaille, 1989 wurde Emil Müller Deutscher Meister in der Disziplin Perkussionsrevolver, in der Disziplin 50 m Perkussionsgewehr errang die Mannschaft die Meisterschaft.

Ernst Otto Bräunche 2021

Quellen

Chroniken der Karlsruher Sportvereine: Schützengesellschaft Karlsruhe 1721 e. V. (SG Karlsruhe 1721), https://web1.karlsruhe.de/sportarchiv/detail.php?verein=SG (Zugriff am 16. Mai. 2021); Ferdinand Haag: Aus der Chronik der Karlsruher Schützengesellschaft, in: Festzeitung zum 24. Verbandsschießen Baden-Pfalz-Mittelrhein vom 3.-10. Juli 1910 in Karlsruhe, StadtAK 8/StS 20/15; Ferdinand Haag: Festschrift zum 200-jährigen Jubiläum der Schützengesellschaft Karlsruhe: 1721-1921, 1921, Fotokopie StadtAK 8/StS 20/453; Festschrift zum 250-jährigen Jubiläum der Schützengesellschaft Karlsruhe 1721 e. V am 17. April 1971, StadtAK 8/StS 20/797; 275 Jahre Schützengesellschaft Karlsruhe 1721 e. V. Festbuch, 1996, StadtAK 8/StS 20/768.

Literatur

Peter Pretsch: Schießsport, in: Ernst Otto Bräunche/Volker Steck (Hrsg.): Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, Karlsruhe 2006, S. 331-336 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28).