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Infanteriekaserne


Blick von Norden auf die Infanteriekaserne von Friedrich Weinbrenner mit den nördlichen Kopfbauten von Friedrich Arnold, Ausschnitt aus dem Würfelspiel "Die Stadt Karlsruhe und ihre Umgebung" von Christian Wilhelm Doering, 1831, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIIIa 73.
Ansicht von Norden mit angetretener Infanterie, um 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS 589.

Infanteriekaserne

Mit der Erhebung der Markgrafschaft Baden-Durlach zum Kurfürstentum 1803 ging eine erhebliche territoriale Vergrößerung einher, aus der auch eine Aufstockung und Umstrukturierung des Militärs resultierte. Unter anderem sollten die Soldaten nicht mehr privat einquartiert, sondern kaserniert werden. Von 1804-1808 entstand daher nach Plänen von Friedrich Weinbrenner an der südwestlichen Ecke von Karl- und Langen Straße (heute Kaiserstraße) eine Infanteriekaserne für ca. 1.400 Mann. Erst nach der Verlegung des Mühlburger Tors an den heutigen Platz gleichen Namens 1817 lag die dreiflügelige Anlage innerhalb der Stadt. Da der geplante vierte Flügel mit monumentalem Eingangstor entlang der Langen Straße aus Kostengründen nicht ausgeführt wurde, war der nach Norden geöffnete Bau zunächst deutlich von der Straße zurückgesetzt.

1824/25 wurde die Kaserne um einen dreiflügeligen Anbau nach Süden erweitert, für den der Weinbrenner-Schüler Friedrich Arnold verantwortlich zeichnete. Dieser entwarf auch die beiden nördlichen Kopfbauten, die 1829 den Weinbrennerflügeln vorangestellt und über einen eisernen Staketenzaun miteinander verbunden wurden. In dem nun von vier Seiten gefassten Kasernenhof stand seit 1824 ein von Weinbrenner entworfener Brunnen, der spätestens beim Abbruch des Weinbrennerbaues 1897 beseitigt wurde. Neben dem Kasernenhof nutzten die Soldaten auch den durch Abweissteine und Eisenketten zwischen Kopfbauten und Langer Straße ausgewiesenen Casernen Vorplatz zum Exerzieren.

Die Kaserne war für das Leib-Infanterie-Regiment, den Stammtruppenteil des späteren 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109, bestimmt. Allerdings reichte der ursprüngliche Bau zur Aufnahme von vier Kompanien nicht aus, weswegen 1824/25 die Erweiterung nach Süden durch Arnold erfolgte. Auch wenn in der Kaserne wiederholt Einheiten anderer Infanterie-Regimenter untergebracht waren, blieb sie Stammsitz des Leib-Infanterie(Grenadier)-Regiments. Nach der Badischen Revolution von 1848/49 wurde aus dem 1. Bataillon des Infanterie-Regiments "Großherzog" 1850/51 das I. Infanterie(Grenadier)-Regiment gebildet, welches Großherzog Friedrich I. 1856 zum "Leib-Grenadier-Regiment" erhob. Ab 1870 (Militärkonvention mit Preußen) führte es den Zusatz "Nr. 109".

Der durch die westliche Stadterweiterung zunehmend ins innerstädtische Zentrum rückende Kasernenkomplex wurde als störend empfunden, weswegen von 1893-1897 an der nordwestlichen Stadtperipherie eine neue Infanteriekaserne (Grenadierkaserne) errichtet wurde. Nach ihrem Bezug durch das 1. Badische Leib-Grenadier-Regiment 109 wurden der Weinbrennerbau sowie Teile der Seitenflügel des Arnoldbaues abgerissen und an deren Stelle von 1897-1900 das Reichspostgebäude (Architekt Wilhelm Walter; heute Postgalerie) erbaut. 1901 folgte der Abbruch des Arnold'schen Südflügels, wodurch der nach dem 1897 verstorbenen Generalpostdirektor des Deutschen Reiches Heinrich von Stephan benannte Stephanplatz entstehen konnte.

Katja Förster 2015

Literatur

Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zus.gestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Masch.schriftl. Manuskript], S. 34-36, StadtAK 8/StS 11/103; Susanne Stephan-Kabierske: Europaplatz, in: Stadtplätze in Karlsruhe, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Manfred Koch, Karlsruhe 2003, S. 154-163, bes. S. 155-157 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 26); Manfred Großkinsky: Brunnen im Kasernenhof, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merke/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 186 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7) https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmmY1PdXpuoNV/Denkm%C3%A4ler%20Brunnen%20und%20Freiplastiken%20in%20Karlsruhe%201715-1945.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020).