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De:Lexikon:ins-1674: Unterschied zwischen den Versionen

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==Quelle==
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Karlsruher Adressbücher 1887 ff. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020).
Karlsruher Adressbücher 1887 ff. https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/485648 (Zugriff am 10. März 2023).
==Literatur==
==Literatur==
Peter Albrecht: Das Café Bauer in Karlsruhe. „Eine großstädtische Einrichtung“, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, Karlsruhe 2013, S. 18-23.
Peter Albrecht: Das Café Bauer in Karlsruhe. "Eine großstädtische Einrichtung", in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, Karlsruhe 2013, S. 18-23.

Aktuelle Version vom 10. März 2023, 12:40 Uhr


Café Bauer in der Lammstraße 7, im Hintergrund der Rathausturm, 1938, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Bildstelle III 520.

Café Bauer

Nachdem der Wiener Cafetier Matthias Bauer (1833-1894) 1877 in Berlin und 1885 in Frankfurt a. M. jeweils an exponierter Lage ein Café im mondänen Wiener Kaffeehausstil eröffnet hatte, folgte das Karlsruher Café Bauer, das am 22./23. Oktober 1887 im neu erbauten Gebäudekomplex Lammstraße 7 a-d seinen Gastbetrieb aufnahm. Die Planung und die Bauträgerschaft des mehrgeschossigen Baues, der sich westlich des Rathauses zwischen der Turm-, Zähringer-, Lamm- und Hebelstraße erstreckte und über mehrere Eingänge verfügte, hatten der Grünwinkler Architekt Rudolf Herrmann und der Karlsruher Architekt Fridolin Vivel (auch Vivell) übernommen, die bis zum Verkauf des Anwesens 1895 an Georg Sinner Eigentümer des Baukomplexes waren.

Die Bewirtungsräume erstreckten sich mit dem Cafésaal an der Hebel-, dem Billardsaal und dem türkischen Salon an der Lamm-, einem weiteren Restaurationssaal an der Zähringer- und dem im romanischen Stil errichteten Ratskeller an der Turmstraße über das gesamte Erdgeschoss. Für die Innengestaltung zeichnete der Architekt Hugo Slevogt verantwortlich, der einen Teil der Arbeiten an Karlsruher Handwerksmeister übertrug. Je nach Funktion zeigten die Räumlichkeiten exquisite Tapeten, Draperien, Leuchter, filigrane Holzarbeiten und -vertäfelungen, Wandmalereien und vermittelten ein gewisses großstädtisches Flair. Nach Wiener Vorbild gab es im Café Bauer neben vielfältigen Kaffeevariationen, Kuchen und Torten ein riesiges Konvolut an internationalen Tageszeitungen und Journalen. 183 Zeitungen aus 21 Ländern, darunter auch außereuropäische Blätter wie die Chicago Tribune, The Straits Times (Singapur) und die Asahi Shimbun (Tokio), lagen anfangs zur Lektüre aus. Warme Speisen, badische Weine sowie Münchner, Pilsner und Seldeneck’sches Bier wurden im Restaurationssaal und Ratskeller serviert.

Sicherlich hatte auch die familiäre Verbindung zwischen Preußen und Baden, die durch die Verheiratung von Prinzessin Luise, der einzigen Tochter Kaiser Wilhelms I., mit Großherzog Friedrich I. entstanden war, Bauer dazu veranlasst, in der badischen Residenz- und Landeshauptstadt, die sich erst langsam zu einer modernen Großstadt entwickelte, ein Café zu eröffnen. Bauer, der sich lediglich bei der feierlichen Eröffnung des Cafés in Karlsruhe aufhielt, war vermutlich nur bis zum Ausscheiden des ersten Betreibers Anton Kühtreiber 1888 der Pächter. Danach war Friedrich (Fritz) Bauer, dessen verwandtschaftliche Beziehung zu Matthias Bauer ungeklärt ist, bis 1899 der neue Inhaber des Café-, Restaurant- und Spielbetriebs. Nachdem zwischen 1899 und 1905 dreimal die Inhaber des Café- und Gastronomiebetriebs gewechselt hatten, führten Hermann Wolff von 1905-1915, Siegfried Sinner von 1915-1934 sowie Otto Trescher von 1934 bis zur völligen Zerstörung des Gebäudekomplexes bei einem Luftangriff 1944 das Unternehmen. 1933 war das Café zwar in „Kaffee Vaterland“ umbenannt worden, aber bereits 1934 kehrte man zum alteingesessenen Namen zurück.

Lange Zeit blieb das Grundstück nach dem Zweiten Weltkrieg unbebaut und wurde als Parkplatz für Autos und Fahrräder genutzt. 1959 baute das Warenhaus Karstadt auf dem Anwesen eine Tiefgarage für seine Kunden, die bereits 1960 um zwei oberirdische Parkdecks erweitert und nun auch von der Stadtverwaltung genutzt wurde. Durch den im Oktober 1993 fertig gestellten Erweiterungsbau des Rathauses (Technisches Rathaus) an der Lammstraße, der auch Raum für eine Ladenpassage und einen weiteren Zugang zu Karstadt bietet, erhielt das Anwesen seine heutige Gestalt.

Katja Förster 2020

Quelle

Karlsruher Adressbücher 1887 ff. https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/485648 (Zugriff am 10. März 2023).

Literatur

Peter Albrecht: Das Café Bauer in Karlsruhe. "Eine großstädtische Einrichtung", in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, Karlsruhe 2013, S. 18-23.