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De:Lexikon:ins-1724: Unterschied zwischen den Versionen

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=Bijouteriefabrik Oelenheinz=
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Nach einer Goldschmiede- und einer Uhrmacherlehre mit anschließender Lehrzeit in Genf gründete der 1772 in Karlsruhe geborene und seit 1794 als Bürger angenommene Theodor Oelenheinz gemeinsam mit einem Sozius namens Sievert 1796 ein Bijouterie-Geschäft, welches sich spätestens ab 1801 in der verlängerten <lex id="top-0009">Adlerstraße</lex> befand. Dank seiner Kunstfertigkeit und seines künstlerischen Geschmacks wurden die vor allem an die gehobene Gesellschaft gerichteten Erzeugnisse rasch bekannt. Der Betrieb, dessen Gold- und Silberfabrikate besonders auch in Norddeutschland regen Absatz fanden, beschäftigte vermutlich bereits in den 1810er-Jahren zwischen 70 und 100 Arbeiter und war damit größer als die beiden anderen Karlsruher Fabriken zu dieser Zeit, die Chaisenfabrik von Heinrich Reiß und die <lex id="ins-0152">Tabakfabrik Griesbach</lex>. Aus Platzgründen verlegte Oelenheinz, inzwischen alleiniger Geschäftsinhaber, seine Fabrik in die <lex id="top-3021">Zähringerstraße</lex> 21, wo ihm auch das Anwesen Nr. 23 und spätestens ab 1820 auch das der Nr. 25 gehörten.
Nach einer Goldschmiede- und einer Uhrmacherlehre mit anschließender Lehrzeit in Genf gründete der 1772 in Karlsruhe geborene und seit 1794 als Bürger angenommene Theodor Oelenheinz gemeinsam mit einem Sozius namens Sievert 1796 ein Bijouterie-Geschäft, welches sich spätestens ab 1801 in der verlängerten <lex id="top-0009">Adlerstraße</lex> befand. Dank seiner Kunstfertigkeit und seines künstlerischen Geschmacks wurden die vor allem an die gehobene Gesellschaft gerichteten Erzeugnisse rasch bekannt. Der Betrieb, dessen Gold- und Silberfabrikate besonders auch in Norddeutschland regen Absatz fanden, beschäftigte vermutlich bereits in den 1810er-Jahren zwischen 70 und 100 Arbeiter und war damit größer als die beiden anderen Karlsruher Fabriken zu dieser Zeit, die Chaisenfabrik von Heinrich Reiß (später <lex id="ins-0108">Schmieder & Mayer</lex>) und die <lex id="ins-0152">Tabakfabrik Griesbach</lex>. Aus Platzgründen verlegte Oelenheinz, inzwischen alleiniger Geschäftsinhaber, seine Fabrik in die <lex id="top-3021">Zähringerstraße</lex> 21, wo ihm auch das Anwesen Nr. 23 und spätestens ab 1820 auch das der Nr. 25 gehörten.


Von den neun renommierten Bijouteriefabriken im Großherzogtum Baden war die von Oelenheinz als einzige nicht in Pforzheim angesiedelt. Fünf seiner zwölf Kinder waren früh verstorben, von den übrigen sieben Kindern übernahm keines das gut eingeführte Unternehmen. Am 17. August 1835, im Alter von 62 Jahren, trat Oelenheinz die Fabrik an die Goldarbeiter und Bijoutieren Joseph Zuber und Friedrich Rupp ab, die allerdings erst mit finanzieller Unterstützung eines dritten Sozius, Friedrich Daler, 1837 oder 1838 rechtmäßige Besitzer der Firma wurden.
Von den neun renommierten Bijouteriefabriken im Großherzogtum Baden war die von Oelenheinz als einzige nicht in Pforzheim angesiedelt. Fünf seiner zwölf Kinder waren früh verstorben, von den übrigen sieben Kindern übernahm keines das gut eingeführte Unternehmen. Am 17. August 1835, im Alter von 62 Jahren, trat Oelenheinz die Fabrik an die Goldarbeiter und Bijoutieren Joseph Zuber und Friedrich Rupp ab, die allerdings erst mit finanzieller Unterstützung eines dritten Sozius, Friedrich Daler, 1837 oder 1838 rechtmäßige Besitzer der Firma wurden.
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<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2020''</div>
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==Quelle==
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Karlsruher Adressbücher 1818 ff. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020).
Karlsruher Adressbücher 1818 ff. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020).



Aktuelle Version vom 15. Februar 2021, 14:59 Uhr


Werbeblättchen der Bijouterie Oelenheinz, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 255 (Ausschnitt).

Bijouteriefabrik Oelenheinz

Nach einer Goldschmiede- und einer Uhrmacherlehre mit anschließender Lehrzeit in Genf gründete der 1772 in Karlsruhe geborene und seit 1794 als Bürger angenommene Theodor Oelenheinz gemeinsam mit einem Sozius namens Sievert 1796 ein Bijouterie-Geschäft, welches sich spätestens ab 1801 in der verlängerten Adlerstraße befand. Dank seiner Kunstfertigkeit und seines künstlerischen Geschmacks wurden die vor allem an die gehobene Gesellschaft gerichteten Erzeugnisse rasch bekannt. Der Betrieb, dessen Gold- und Silberfabrikate besonders auch in Norddeutschland regen Absatz fanden, beschäftigte vermutlich bereits in den 1810er-Jahren zwischen 70 und 100 Arbeiter und war damit größer als die beiden anderen Karlsruher Fabriken zu dieser Zeit, die Chaisenfabrik von Heinrich Reiß (später Schmieder & Mayer) und die Tabakfabrik Griesbach. Aus Platzgründen verlegte Oelenheinz, inzwischen alleiniger Geschäftsinhaber, seine Fabrik in die Zähringerstraße 21, wo ihm auch das Anwesen Nr. 23 und spätestens ab 1820 auch das der Nr. 25 gehörten.

Von den neun renommierten Bijouteriefabriken im Großherzogtum Baden war die von Oelenheinz als einzige nicht in Pforzheim angesiedelt. Fünf seiner zwölf Kinder waren früh verstorben, von den übrigen sieben Kindern übernahm keines das gut eingeführte Unternehmen. Am 17. August 1835, im Alter von 62 Jahren, trat Oelenheinz die Fabrik an die Goldarbeiter und Bijoutieren Joseph Zuber und Friedrich Rupp ab, die allerdings erst mit finanzieller Unterstützung eines dritten Sozius, Friedrich Daler, 1837 oder 1838 rechtmäßige Besitzer der Firma wurden.

Die neuen Eigentümer führten das Unternehmen, das nun mit „Zuber & Comp.“ firmierte, ebenso erfolgreich fort. Durchschnittlich 80 Arbeiter waren an der Fabrikation der Schmuckarbeiten in Bijouterie und Joaillerie beschäftigt. Um 1850/51 und um 1854 schieden Rupp bzw. Daler altersbedingt aus der Firma aus. An ihrer Stelle nahm Joseph Zuber um 1854/55 seinen Sohn Carl als Teilhaber in das Unternehmen auf. 1857/58 ernannte Großherzog Friedrich von Baden Joseph Zuber, vermutlich in der Nachfolge des verstorbenen Hofjuweliers Carl Bachmaier (auch Bachmeyer), zum Hofjuwelier. Mit der Herstellung von Orden, Bruststernen und sonstigen Ehrenzeichen kam ein neuer wichtiger Produktionszweig hinzu.

In der zweiten Jahreshälfte 1865 wurde das Fabrikgelände in der Zähringer Straße an den Karlsruher Kaufmann und Agenten Carl Jaith verkauft. Während Carl Zuber wohl 1866 die Residenzstadt verließ, eröffnete sein Vater noch 1865 ein Ladengeschäft in der Langen Straße (heute Kaiserstraße) 153, welches er bis 1872/73 führte. 1874 verstarb der Hofjuwelier.

Katja Förster 2020

Quellen

Karlsruher Adressbücher 1818 ff. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 23. Dezember 2020).

Literatur

Heinrich Thalmann (Hrsg.): Das Gruftenbuch Carlsruhe. Schüler recherchieren Biografien / Friedrich-List-Schule Karlsruhe, Karlsruhe 2011, S. 52 f.; Eugen H. Th. Huhn: Karlsruhe und seine Umgebungen. Geschichte und Beschreibung, Karlsruhe 1843, S. 138, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/pageview/3100037 (Zugriff am 15. Januar 2020); Geographisch-statistisch-topographische Beschreibung des Großherzogthums Baden nach den Bestimmungen der Organisation im Jahre 1832, größtentheils nach officiellen Quellen bearbeitet von A. J. V. Heunisch, S. 372; Leopold Oelenheinz: Die Oelenheinz / Nachkommen des Reformators Johannes Brenz, Coburg (StadtAK 8/ZGS).