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Knielingen

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Knielingen

Knielingen ist mit über 1.200 Jahren Geschichte der älteste Karlsruher Stadtteil und mit seiner Ausdehnung zum XYZRhein zwischen den Raffinerien der XYZMineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) im Norden und dem XYZRheinhafen im Süden und landwirtschaftlich genutzten und unter Naturschutz stehenden Gebieten rund um den XYZKnielinger See flächenmäßig der zweitgrößte nach XYZDurlach. Seine Ersterwähnung als Cnutlinga im Jahre 786 (neuere Forschungen nehmen sogar das Jahr 776 an) geht auf die Schenkung eines fränkischen Gaugrafen von Ackerland aus seinem Besitz in Knielingen an das Kloster Lorsch zurück, die im Codex des Klosters verzeichnet ist. Der Ortsname weist auf die Sippe des Germanen Cnutilo hin, dessen Angehörige sich hier niedergelassen haben, und nicht auf die Lage des Dorfes an einem Knie des Rheins, wie mitunter behauptet wurde.

Siedlungsspuren der Kelten wurden auf der Gemarkung Knielingen durch Grabungsfunde bis in die Latène-Zeit (circa 400 v. Chr.) nachgewiesen, es fanden sich aber auch Artefakte aus der Römerzeit. Urkundlich fassbar wird das Dorf wieder 1110, als das XYZKloster Gottesaue hier Besitzungen erwarb. Auf einer frühen Panoramakarte des 16. Jahrhunderts wird der Ort zwischen Schloss XYZMühlburg und dem Rhein erstmals dargestellt. Aus der hier schon zu erkennenden Struktur des Straßendorfs ragt der Turm der XYZKirche (seit 1480 erbaut) hervor, die heute zu den ältesten Kulturdenkmälern der Stadt Karlsruhe zählt.

Sein heutiges Aussehen hat der alte Ortskern nach seiner fast vollständigen Zerstörung im XYZPfälzischen Erbfolgekrieg 1688 bekommen. Die Kirche wurde wiederhergestellt, das Rathaus neu erbaut und es entstanden die Fachwerkhäuser an der XYZSaarlandstraße und der XYZUnteren Straße, von denen heute noch einige erhalten sind und unter Denkmalschutz stehen. Wenig später wurde der Viehtrieb an der XYZRheinbergstraße bebaut und 1815 die XYZNeufeldstraße angelegt. Durch neue Methoden im Ackerbau und in der Viehzucht wuchs der Wohlstand an, so dass der Knielinger Ortsvorsteher schon 1816 von der "reichsten Landgemeinde im Landamtsbezirk" Karlsruhe sprach.

Bereits ein Jahr später begann XYZJohann Gottfried Tulla auf Knielinger Gemarkung mit dem Knielinger Durchschnitt die XYZRheinregulierung, die sehr einschneidend für Knielingen war, gerieten doch dadurch wertvolle Ackerböden und Fisch- und Goldgründe auf die andere Rheinseite oder wurden von dem neuen Strombett verschlungen, was den Widerstand der Bauern herausforderte. Zwischen dem neuen Rheinbett und einem Altrheinarm entstand eine Insel, die Markgraf XYZMaximilian von Baden erwarb, der hier sein XYZHofgut Maxau errichtete. Daneben wurde 1840 die erste Karlsruher Schiffbrücke über den Rhein gebaut, die Jahre später die pfälzischen Freischärler der XYZRevolution von 1848/49 zur Flucht vor den preußischen Truppen benutzten. Schon 1865 wurde dieser Rheinübergang von einer Eisenbahnschiffbrücke abgelöst, die den Zugverkehr über Mühlburg und Knielingen in die Pfalz leitete. Die über diese Brücke führende XYZMaxaubahn begünstigte die industrielle Entwicklung nicht nur in Knielingen. Der Ort war aber noch lange von der Landwirtschaft geprägt und war vor allem für seinen Hanfanbau und seine Pferde- und Viehzucht bekannt. Nach 1870 wurde ein neues Baugebiet nordöstlich der alten Bahntrasse, der heutigen XYZRheinbrückenstraße, ausgewiesen, das aber zunächst nur langsam wuchs. Es entstanden dort einige schöne Villen an breit angelegten Straßenzügen und 1913 wurden hier die XYZViktor-von-Scheffel-Schule und 1961 die katholische XYZHeilig-Kreuz-Kirche errichtet. Im 1902 teilweise auf ehemals Knielinger Gemarkung eröffneten Rheinhafen gaben viele neue dort angesiedelte Industriebetriebe auch der Knielinger Bevölkerung Arbeit. Diese Entwicklung wurde unterbrochen, als französische Truppen nach dem Ruhrkampf 1923 den Rheinhafen XYZbesetzten.

Als Knielingen 1935 von den XYZNationalsozialisten zwangsweise in die Stadt Karlsruhe XYZeingemeindet wurde, war schon mit den XYZNotstandsarbeiten an der neuen festen XYZRheinbrücke begonnen worden, die auch zahlreiche Arbeitslose beschäftigten. Wenige Jahre später wurde mit einer Bunkerlinie am Rhein der XYZWestwall errichtet, der jedoch nicht vor den XYZBombardierungen im XYZZweiten Weltkrieg schützen konnte, denen vor allem Maxau und die Rheinbrücke sowie das Industriegebiet im Rheinhafen zum Opfer fielen, während sich die Schäden im Ort selbst in Grenzen hielten. Das Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit wurde schon wenige Jahre nach Kriegsende in Knielingen durch die Ansiedlung der riesigen Werksanlagen der XYZSiemens AG am südlichen Ortsrand unterstützt. Für die Beschäftigten wurden Wohnungen erstellt und es entstand ein kleines Geschäftszentrum am XYZElsässer Platz. Der Charakter des Ortsbildes veränderte sich auch durch die neue Verkehrsplanung mit der XYZSüdtangente bzw. der B 10, die über die 1966 neu erbaute Rheinbrücke führt. Trotzdem ist bei diesen Veränderungen der alte Ortskern nicht angetastet worden, so dass nach dem Karlsruher Stadtentwicklungsplan seine "Bedeutung für die Bürger erhalten" blieb.

Mit der deutschen Einheit 1990 und dem Abzug der amerikanischen Truppen eröffneten sich auch für Karlsruhe und Knielingen neue Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Die noch während der nationalsozialistischen Herrschaft errichteten Bauten der XYZRheinkaserne im Norden des Stadtteils wurden abgerissen und es entstand dort ein Baugebiet aus Wohnhäusern für 1.500 Menschen. Zudem wurde dort mit einem Senioren- und Pflegeheim, Kindergärten, Spielplätzen, Gastronomie und einem Nahversorgungszentrum auch eine neue Infrastruktur für den ganzen Stadtteil geschaffen. Von der alten Bebauung blieben lediglich das Offizierscasino, heute Sitz einer Brauereigaststätte, und die unter Denkmalschutz stehende XYZGarnisonskirche der Amerikaner übrig. 2020 erhielt Knielingen auch dort einen XYZStraßenbahnanschluss. Begleitet wurde dieser Stadtteilentwicklungsprozess durch ein Bürgerbeteiligungsverfahren, an dem sich unter anderem auch der XYZBürgerverein beteiligte. Heute ist die Einwohnerzahl des Stadtteils auf über 11.000 Menschen gewachsen, während sie nach der ersten gesicherten Einwohnerzahl im Jahre 1714 noch bei lediglich 570 Personen lag. Er wird noch heute durch ein lebendiges Vereinsleben geprägt, das auf alten Traditionen aufbaut und sich in der Errichtung der Sängerhalle, der Pferderennbahn und weiterer Sport- und Vereinsstätten südlich und nördlich der XYZAlb manifestiert hat.

Peter Pretsch 2022

Quellen

Vorortarchiv Knielingen im Stadtarchiv Karlsruhe 5/Knielingen.

Literatur

Herbert Peter Henn u. a.: 1200 Jahre Knielingen 786-1986, hrsg. vom Bürgerverein Knielingen, Karlsruhe 1986; Peter Pretsch: Karlsruher Stadtteile Knielingen, Begleitband der Ausstellung zur 1200-Jahr-Feier, Karlsruhe 1986; ders.: Spazierwege durch Karlsruhe 3. Knielingen, hrsg. vom Stadtplanungsamt, Karlsruhe 1987; Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, S. 15-63, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. Mai 2023); Knielingen 2030 - Stadtteilentwicklungsprozeß, hrsg. 2015 von der Stadt Karlsruhe, https://web6.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/PDF/BME/Knielingen-SWOT.pdf; Datenbank der Kulturdenkmale: Knielingen, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/index.php?stadtteil=Knielingen&vid=100 (jeweils Zugriff am 23. September 2022).