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Engländerplatz

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Bild von Egon Itta zu Walther Bensemanns 60. Geburtstag mit idealisierender Darstellung des Engländerplatzes um 1890, 1933, aus Bernd-M. Beyer: Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte, Göttingen 2003, nach S. 464.
Fußballspiel mit dem FC Phönix – in schwarzen Hosen – auf dem Engländerplatz um 1904, Foto aus Thomas A. Staisch: Die Deutschmeister, Rastatt 2014, S. 14.
Die Karlsruher Feuerwehr vor dem Steighaus auf dem Engländerplatz 1908, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIc 28/1.
Oberbürgermeister Hüssy spricht vor angetretenen NS-Formationen auf dem Skagerrakplatz (Engländerplatz), 20. April 1941, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 5/377b.

Engländerplatz

Der Engländerplatz ist ein Teil des Kleinen Exerzierplatzes an der heutigen Moltkestraße, auf dem in Karlsruhe zum ersten Mal Fußball gespielt wurde. 1860 pachtete die Stadt den Platz von der Domäne als Übungsgelände für die Feuerwehr und errichtete ein Steighaus. Eine Hochdruckleitung für Feuerlöschzwecke führte parallel an der Knielinger Allee entlang. Großherzog Friedrich I. überließ ihn 1894 offiziell "der gesammten studierenden Jugend Karlsruhes als Spielplatz". Seit Mitte der 1880er-Jahre hatten Gymnasiasten, zu denen auch Prinz Max von Baden und einige Engländer gehörten, hier zunächst Rugby gespielt; der Spielbetrieb war aber bald wieder eingeschlafen. Ob der Platz schon nach diesen englischen Rugbyspielern seinen Namen erhielt oder von den englischen Fußballspielern, die sich dem von Walther Bensemann 1889 gegründeten International Footballclub anschlossen, kann nicht mehr ermittelt werden. Er ist auf jeden Fall der Geburtsort des Karlsruher Fußballs, auf dem alle Karlsruher Fußballvereine in den Anfangsjahren des Fußballs spielten.

Hier fand am 28. November 1899 gegen England eines der sieben so genannten Ur-Länderspiele vor der Gründung des Deutschen Fußballbundes statt. Später hatten die meisten Fußballvereine eigene Fußballplätze bzw. Stadien, so dass 1911 noch der FC Victoria, der FC Neuoststadt und der FC Hertha dort spielten. 1919 erging der Auftrag an das städtische Gartenamt, das 11.300 Quadratmeter umfassende kreisförmige Gelände für den Männerturnverein (MTV) herzurichten, der einen Fußballplatz suchte. Die holprige Fläche sollte für das Fußballspiel eingeebnet und zwei transportable Fußballtore angeschafft werden. Da der MTV zu diesem Zeitpunkt aber keinen Fußballbetrieb mehr hatte, wurde der Plan aufgegeben und lediglich das ehemalige Feuerwehrhaus mit Umkleidekabinen versehen. Ansonsten wurde der Platz wieder von Schülern bespielt. Seine Bedeutung als Fußballplatz hatte der Engländerplatz mit dem Bau eigener Spielfelder oder Stadien für die größeren Fußballvereine seit 1905 zunehmend verloren.

1913 wurde der Name Engländerplatz durch Beschluss des Stadtrats offiziell übernommen. 1933 benannten ihn die Nationalsozialisten in Skagerrakplatz um und nutzten ihn für verschiedene Aufmärsche, 1946 bekam er wieder seinen alten Namen. 1954 wurde an seinem westlichen Ende das Haus der Jugendverbände, das Anne-Frank-Haus, eröffnet. Direkt nördlich davon war 1953 bereits die Jugendherberge errichtet worden. 1984 richtete der Kulturverein Tollhaus auf dem Platz sein erstes Zeltival auf als Auftakt für sein Ziel, eine dauerhafte Kulturstätte zu etablieren.

2007 wurde auf einem Teil des Engländerplatzes die Mensa Moltke der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft gebaut. Auf dem verbliebenen Teil des Engländerplatzes wurden die Sportanlagen neu angelegt, auf ihnen findet der Außensportunterricht der umliegenden Schulen statt. Auch Freizeitkicker spielen dort.

Ein Gedenkstein des Badischen Fußballverbandes auf dem Platz erinnert an die deutsche und Karlsruher Fußballgeschichte. Seit 2018 erinnert die Stadt Karlsruhe zudem mit einer Sandsteinstele an den Karlsruher Fußballpionier Bensemann und an die Bedeutung des Engländerplatzes. Initiiert und finanziert wurde sie über das Fanprojekt im Stadtjugendausschuss von dem Supporters Karlsruhe 1986 e. V., dem Dachverband der KSC-Fanclubs.

Ernst Otto Bräunche/René Gilbert 2018

Quellen

StadtAK 1/GA 5; 1/H-Reg 1283, 4525, 5285, 5288-5289; 6/BZA; Karlsruher Gedenkstelen, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stelen.de (Zugriff am 3. Mai 2018).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Fußballhochburg Karlsruhe, in: Ders./Volker Steck (Hrsg.): Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, Karlsruhe 2006, S. 168-218 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28).