Menü
Suche

Batzenhof


Batzenhof

Das Hofgut liegt auf 250 Metern Höhe südöstlich des Karlsruher Stadtteils Hohenwettersbach, zu dem es verwaltungsrechtlich und historisch gehört. Die Zufahrt erfolgt über den Thomashof, seit 2019 zusätzlich über Hohenwettersbach oder Stupferich.

Bereits 1556 wird in einer Urkunde das „Batzenhäuslein“ erwähnt. Seine Lage verdankt es der einst bedeutenden Ochsenstraße, die am Ortsende von Durlach beginnt und über mehrere Jahrhunderte bei Langensteinbach auf die ursprünglich römische Verbindungsstraße Pforzheim - Ettlingen stieß. Da das Gebäude an der Landesgrenze zur Markgrafschaft Baden-Baden (Stupferich) und zum Fürstentum Württemberg (Grünwettersbach) lag, diente der Schankwirt lange Zeit auch als Zollwächter. Der Name des Hofs ist auf den Batzen, eine im 16. Jahrhundert in Süddeutschland gebräuchliche Münze, zurückzuführen. Ihr Wert entsprach 4 Kreuzern, wofür man sich auf dem Hof einen Schoppen Wein bestellen konnte.

Das „Batzenhäuslein“ wechselte mehrmals den Eigentümer, bis es Karlsruhes Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm 1725 samt dem Gut Hohenwettersbach seiner 15jährigen unehelichen Tochter Karoline Luise schenkte, die er im selben Jahr mit dem Freiherrn Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt vermählte. Damit begann eine 250 Jahre andauernde grundherrliche Familiengeschichte. 1753 wurde das Batzenhaus durch einen Neubau ersetzt, der heute den Nordflügel bildet. 1901 entstand auf dem Platz des ehemaligen Wirtshauses ein Arbeiterwohnhaus. Im selben Jahr wurde Johannes Hotel (1879-1962) Pächter und blieb es fast 60 Jahre lang. Unter ihm spielte die Milchwirtschaft eine große Rolle.

Im Februar 1960 übernahmen Susanne geborene Schilling von Canstatt (1903-1966) und ihr Mann Adalbert von Gontard (1900-1976) den Hof. Die beiden verbrachten die Sommermonate auf ihrem Gut, lebten aber in St. Louis, USA, wo von Gontard Vizepräsident und Miteigentümer der Anheuser-Busch Brauerei (Budweiser Bier) war. Nach einer Renovierung und Umgestaltung errichteten sie eine moderne Schweine- und Hühnerfarm und legten eine Apfelplantage an, die sich zur zweitgrößten privaten Obstanlage im gesamten Landkreis Karlsruhe entwickelte. Mit der Pappelallee erschufen sie ein bis heute weithin sichtbares Wahrzeichen von Hohenwettersbach.

1976 endete mit dem Tod Adalbert von Gontards die 250jährige Ära Schilling von Canstatt. Der Hof ging über die Badische Landsiedlung an eine Landwirtschaftsfamilie, die einen Reitstall mit Pferdepension einrichtete. Die weitläufigen Getreidefelder um das Gebäudeareal wurden Teil einer 2019 eröffneten Golfanlage, auf der sich nach eigenen Angaben die längste Golfbahn Europas befindet. Gastronomie, Clubhaus und Parkplatz entstanden in direkter Nachbarschaft zu den Gutsgebäuden.

Volker C. Ihle 2021

Literatur

Siegfried Stech (Hrsg.): Hohenwettersbach und Umland. Vom Dorf zum Stadtteil - Ein Heimatbuch, Karlsruhe 1989; Volker C. Ihle: Vom Budweiser-Bier zu Batzenäpfeln. Adalbert von Gontard und der Batzenhof, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge, Nr. 129, 18. Dezember 2020, S. 1-2, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/batzenhof (Zugriff am 10. März 2023).