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Jahnstraße


Postkarte von 1906, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 395/477.
Villa Schönleber, Fotoarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 26.
Villa Schönleber, von der Reinhold-Frank-Straße aus gesehen, Fotoarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 26.

Jahnstraße

Den Namen erhielt die Straße nach dem Begründer der deutschen Turnerbewegung Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852). Der Pädagoge außerte sich in seinen Werken auch nationalistisch und völkisch-rassistisch. Die 1882 angelegte kurze Wohn- und Villenstraße verläuft von Osten nach Westen; sie verbindet die Fichtestraße mit der Riefstahlstraße und wird von der nordsüdlich verlaufenden Reinhold-Frank-Straße geschnitten. Anfang der 1880er-Jahre dehnte sich die Stadt nach Westen aus. Dabei entwickelte sich südlich der Moltkestraße bis zum Haydnplatz ein Wohngebiet mit Villen, großbürgerlichen Wohnungen, prächtigen landesherrlichen Bauten und großen Kasernen. Das Areal sollte laut Bauordnung von 1898 frei von gewerblicher Nutzung bleiben. Während der östliche Teil der Jahnstraße bis zur Reinhold-Frank-Straße in den 1880er-Jahren erschlossen wurde, ist die Fortsetzung der Straße bis zur Riefstahlstraße erst etwa zehn Jahre später angelegt und bebaut worden. Die Wohnbebauung wird auf der südlichen Straßenseite durch den von 1888-1892 als Grünanlage gestalteten Scheffelplatz aufgelockert. Hier befindet sich das von Hermann Volz geschaffene Denkmal des Karlsruher Dichters Joseph Victor von Scheffel.

Bemerkenswert sind die prächtigen historistischen Villen am östlichen Teil der Straße, wie das Palais des Privatiers Chrismar (Ecke Schirmerstraße 4a), das 1882 durch den Architekten Gustav Ziegler für den Major a. D. Heinrich Hübsch errichtet wurde. Am westlichen Ende der Straße entstanden um 1900 qualitätvolle Villen und Doppelwohnhäuser, darunter frühe Bauten der Architekten Hermann Billing sowie Robert Curjel und Karl Moser. Hier sticht die mit Wandmalereien geschmückte und im Stile toskanischer Landsitze gestaltete Villa für den Landschaftsmaler und Akademieprofessor Gustav Schönleber (Nr. 18) hervor, die 1888/89 nach Plänen des Stuttgarter Architekten Otto Tafel gebaut wurde. Die Jahnstraße ist eine der wenigen Straßen von Karlsruhe, die im Zweiten Weltkrieg vergleichsweise wenig zerstört wurde.

Antje Gillich 2012

Literatur

Susanne Asche: Residenzstadt – Bürgerstadt – Großstadt. Auf dem Weg von der Residenz zum Industrie- und Verwaltungszentrum, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 191-356, S. 309-312; Manfred Koch: Auf dem Weg zur Großstadt. Karlsruhe in Plänen, Karten und Bildern 1834-1915, Karlsruhe 1997, S. 36 f.