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De:Lexikon:top-2327

Das Ständehaus mit Erweiterung, um 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1250.
Foto: Roland Feitenhansl 2014.
Foto: Roland Feitenhansl 2014.
Foto: Roland Feitenhansl 2014.

Ritterstraße

Die Ritterstraße ist eine der neun Fächerstraßen, die strahlenförmig vom Schloss ausgehen und zusammen den für Karlsruhe charakteristischen Fächergrundriss bilden. Am Südrand des Schlossplatzes beginnend, verläuft sie zunächst in südwestlicher Richtung, passiert den Zirkel, die Kaiserstraße und die Erbprinzenstraße, überquert die Kriegsstraße als Fußgängerbrücke und führt ab hier in südlicher Richtung über die Hermann-Billing-Straße/Gartenstraße weiter bis zur Mathystraße.

Die Ritterstraße trägt seit 1820 diesen Namen. Zu Anfang (1718) hieß sie Alt-Dresen (Draisen)-Gasse nach einem der Gründungsmitglieder des am 17. Juni 1715 von Markgraf Karl Wilhelm (1679-1738) gegründeten Fidelitas-Ordens, danach Graf Leiningensche Gasse und schließlich Rittergasse nach dem ehemaligen Gasthaus Zum Ritter.

Die Straße endete zunächst an der heutigen Kaiserstraße, dann an der Kriegsstraße, damals die südliche Stadtgrenze. Einen ersten Ansatz zur Verlängerung in direkter südlicher Richtung zur Gemarkungsgrenze von Beiertheim gab es nach 1846. Dieser anfangs namenlose Abschnitt wurde um 1900 ebenfalls Ritterstraße genannt. Ab 1920 wurde er bis zur Mathystraße verlängert. Im Zweiten Weltkrieg gab es angesichts der zentralen Lage relativ wenige Zerstörungen, nur der Bereich der Kaiserstraße sowie das Ständehaus (Nr. 12) und das Pfarrhaus der katholischen Stadtkirche St. Stephan (Nr. 14) waren betroffen.

Vom Schlossplatz bis zur Kriegsstraße bestimmen überwiegend Behörden-, Verwaltungs- und Geschäftshäuser das Straßenbild. Am Anfang der Straße hatten die Müllersche Hofdruckerei und das Kontor des Karlsruher Tagblatts ihr Domizil (Nr. 1). An der Kreuzung mit der Kaiserstraße befand sich links das Museum, rechts das Hotel Erbprinz. Südlich der Kaiserstraße säumen mit Ausnahme der Feuerwache ausschließlich Wohnhäuser in überwiegend viergeschossiger Blockrandbebauung die Straße. Einzelne Gebäude nach 1945, zum Beispiel das „Baden-Carré“ am früheren „Opel-Gelände“, wurden auch höher ausgeführt.

Bemerkenswerte Einzelbauten sind am Schlossplatz beginnend, das Innenministerium, heute Westflügel des International Department, 1792 von Wilhelm Jeremias Müller (Schlossplatz 19), und der Ostflügel der Staatsbank für Baden-Württemberg (L-Bank), 2008 von Gesine Weinmiller (Schlossplatz 21). Südlich der Kaiserstraße war in einem 1955 erbauten Geschäftshaus bis 2013 das alteingesessene Spielwarengeschäft Doering beheimatet (Nr. 5). Jenseits des Bankhofes steht das Haus Köchlin, ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in Ecklage mit zwei zweigeschossigen Erkern in Jugendstilformen, erbaut 1901/02 (Nr. 7). Das ehemalige Abgeordnetenhaus gegenüber, 1907 in neuklassizistischer Formensprache errichtet, gehörte als Dienstgebäude zum Badischen Ständehaus. Es ist heute der letzte erhaltene Teil des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten und 1962 abgebrochenen Ständehauses. Seit 1954 ist es Sitz des Arbeitsgerichts (Nr. 12). Anstelle des 1822 erbauten Ständehauses steht heute das Neue Ständehaus mit der Zentrale der Stadtbibliothek und der Erinnerungsstätte Ständehaus (1993 von Jürgen Schroeder, Ständehausstraße 2).

Südlich der Erbprinzenstraße folgen der Ostflügel des ehemaligen Badischen Staatsministeriums, 1804 von Friedrich Weinbrenner (Nr. 16, 18) und der Ostflügel des Evangelischen Oberkirchenrats, 1907 von Curjel & Moser (Blumenstraße 1). Südlich des Naturkundemuseums liegt der Nymphengarten, der Rest des früheren Erbprinzengartens aus dem 18. Jahrhundert (1967 Neugestaltung für die damalige Bundesgartenschau durch Walter Rossow) mit dem Bau der Badischen Landesbibliothek (1961) und dem Sockelrudiment des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Amalienschlösschens, 1802 von Friedrich Weinbrenner. In diesem Bereich ist die Ritterstraße noch mit historischen Basaltpflastersteinen versehen. Das Ende des Abschnitts südlich der Kriegsstraße mit reiner Wohnhausbebauung markiert die Feuerwache Karlsruhe, 1926 von Hermann Billing und Friedrich Beichel (Nr. 48).

Roland Feitenhansl 2013

Literatur

Literatur: Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche, Jochen Karl Mehldau: Straßennamen in Karlsruhe, Karlsruhe 1994, S. 210 (= Karlsruher Beiträge Nr. 7); Udo Theobald (Hrsg.): Das badische Ständehaus in Karlsruhe. Eine Dokumentation über das erste deutsche Parlamentsgebäude. Mit Beiträgen von Ernst Otto Bräunche, Gerhard Everke, Heinrich Hauß u. a., Karlsruhe 1988; Erich Lacker: Zielort Karlsruhe. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, Karlsruhe 20052 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 18); Edmund Sander: Karlsruhe. Einst und Jetzt in Wort und Bild, Karlsruhe 1911, S. 87-88.