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De:Lexikon:ort-0030

Foto: Marianne Störlein 1987.

Denkmal für die gefallenen Studenten des Polytechnikums (1870/71)

Eingangshalle (Ostwand) des Polytechnikums (heute Karlsruher Institut für Technologie), Kaiserstraße 12.

Das Denkmal für die gefallenen Studenten des Polytechnikums zählt zu den ersten in Karlsruhe errichteten Ehrenmalen, die an Gefallene des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 erinnern. Unmittelbar nach Kriegsende beschlossen Direktion und Verwaltungsrat des Polytechnikums, den sechs gefallenen Studenten ein Denkmal zu setzen. Mit der Konzeption wurde Baurat Heinrich Lang, seit 1855 Professor am Polytechnikum, betraut. Lang entwickelte allerdings nur skizzenhaft verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, ihre endgültige Ausarbeitung einschließlich Kostenberechnung überließ er seinem ehemaligen Schüler Wilhelm Strieder, der seit 1871 in Langs Baubüro tätig war. Im März 1872 lagen dem Badischen Innenministerium die Entwürfe vor, aus denen es die preiswerteste Konzeption, deren Anfertigung rund 950 Gulden betrug, zur Ausführung bestimmte.

Das als Epitaph gestaltete Gefallenendenkmal zeigt eine Ädikula im damals gängigen Neorenaissancestil. Die hochrechteckige Namenstafel und die halbkreisförmige Widmungstafel, beide aus weißem Marmor, werden von einem architektonischen Rahmenwerk aus Sandstein gefasst. Zwei mächtige Wandvoluten tragen ein profiliertes Sockelgesims, von dem zwei kannelierte Pilaster aufsteigen, auf deren Kompositkapitellen ein kräftiges Gebälk ruht, das den profilierten Rundbogengiebel aufnimmt, der an Scheitel und Bogenanfang mit Akroterien geschmückt ist. Die Denkmalarchitektur fügt sich vollkommen in die aus Arkaden bestehende Eingangshalle ein, wird sie doch gleichermaßen von Wandpilastern mit Kompositkapitellen und Rundbogengewölbe rahmend überfangen. Figurative und vegetabile Elemente sind zurückhaltend verwendet. So rahmen Lorbeerranken die Widmungsinschrift und gibt eine von Eichenlaub gefasste und mit dem Eisernen Kreuz versehene Kartusche den einzigen bildlichen Hinweis auf ein Gefallenendenkmal.

Am 18. Januar 1873, dem zweiten Jahrestag der Reichsgründung, wurde das Denkmal in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I. von Baden, General August Graf von Werder, Staatsminister Julius Jolly sowie Vertretern von Militär und Hochschule enthüllt. Nach 1945 mussten kleinere Schäden an der Ädikula ausgebessert werden; dabei erhielt die sandsteinerne Denkmalarchitektur vermutlich ihren Farbanstrich.

Katja Förster 2015

Literatur

Ursula Merkel: Denkmal für die gefallenen Studenten des Polytechnikums (1870/71), in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 297-300 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7) http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmmY1PdXpuoNV/Denkm%C3%A4ler%20Brunnen%20und%20Freiplastiken%20in%20Karlsruhe%201715-1945.pdf (Zugriff am 28. Juli 2016).