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Leibgrenadierdenkmal

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Leibgrenadierdenkmal 1870/71, 1896, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 144.

Leibgrenadierdenkmal (1870/71)

Moltkestraße, von 1896-1938 vor der Einfriedung der Grenadierkaserne (heute Behördenzentrum Grenadierkaserne) zwischen Wache und Kasino; seit 1938 hinter der Einfriedung ebendort.

Anlässlich des 25. Jahrestags der Schlacht bei Nuits, bei der das 1. Badische Leibgrenadier-Regiment am 18. Dezember 1870 unter großen Verlusten einen Sieg über die französische Armee errungen hatte, entstand das Leibgrenadierdenkmal. Zu seiner Realisierung hatte sich 1895 ein Denkmalkomitee gebildet, dessen Mitglieder fast alle ehemalige Einjährig-Freiwillige des 1. Badischen Leibgrenadier-Regiments Nr. 109 waren. Den Entwurf des Denkmals lieferte Hermann Götz, Direktor der Kunstgewerbeschule und erster Vorsitzender des Komitees.

Das Monument, das an die 306 gefallenen Soldaten erinnert, besteht aus einem hohen breiten Unterbau, dessen vorspringende Mitte zugleich als Postament für einen figurativ gestalteten Obelisken dient, dem damals gängigen Typus bei Kriegerdenkmalen. Der reich profilierte Unterbau wird an den Seiten, analog zum mittig hervortretenden Postament, von zwei pilasterartigen Vorsprüngen flankiert, die an ihrer vorderen Schaftseite jeweils ein nach oben gerichtetes Schwert zeigen, das von einem Eichenkranz umschlungen und von Lorbeerblättern hinterfangen ist. Auf den je drei Horizontalbändern, die Schwert und Blattwerk quasi fixieren, sind die Namen jener Orte eingraviert, an denen das Regiment 1870/71 kämpfte: Straßburg, Evital und Essertenne (links) sowie Dijon, Nuits und Lisaine (rechts). Am vorspringenden Obelisken-Postament sowie an den Wandflächen zwischen diesem und den Pilastern sind insgesamt fünf schwarze Syenittafeln angebracht, welche die Namen der 306 gefallenen Leibgrenadiere nennen, darunter sieben Offiziere, die gesondert unterhalb der zentralen Gedenkinschrift angeführt sind. Zwischen zentraler Schrifttafel und Obelisken vermittelt das in Bronze ausgeführte Porträtmedaillon des Oberst Rudolf Freiherr von Wechmar (Entwurf und Ausführung Otto Lessing), der als Generalleutnant von 1868-1873 dem 1. Badischen Leibgrenadier-Regiment vorstand. Auf der halbrunden Rahmung des Reliefbildnisses stand ein bronzener Adler mit ausgebreiteten Flügeln (beseitigt nach 1940), dessen erhobener Kopf zum plastischen Schmuck des Obelisken, dem von einem Palmzweig als Zeichen des Sieges hinterfangenen badischen Wappen, überleitete.

Bei den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Schlacht bei Nuits am 18. Dezember 1895, an denen auch Großherzog Friedrich I. teilnahm, konnte das Komitee allerdings nur den Entwurf von Hermann Götz und ein Modell des Porträtreliefs von Otto Lessing präsentieren sowie dem Regiment die Stiftungsurkunde des Denkmals überreichen. Für die Finanzierung, die dann vorwiegend aus Spenden der Ehemaligen erfolgte, und die Ausführung in rotem Sandstein durch den Karlsruher Steinmetz und Bildhauer Karl Nußberger benötigte man noch ein weiteres Jahr. Am 18. Dezember 1896 wurde in Anwesenheit von Erbgroßherzog Friedrich II. von Baden sowie führender Vertreter des badischen Militärs, der Ministerien und der Stadt das Leibgrenadierdenkmal feierlich enthüllt. Ursprünglich stand es an der Einfriedung der neuerbauten Grenadierkaserne in der Moltkestraße. Da es etwa 50 Zentimeter über die Straßenflucht herausragte, wurde es 1938 um einige Meter zurückversetzt, auf die Grünfläche zwischen ehemaliger Wache und ehemaligem Offizierskasino (heute Behördenkantine).

Katja Förster 2014

Literatur

Ursula Merkel: Leibgrenadierdenkmal (1870/71), in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl., Karlsruhe 1989, S. 394-397 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7).