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De:Lexikon:bio-0028

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Anton von Stabel um 1845, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1325.

Friedrich Töpper

Kaufmann, Politiker, Oberbürgermeister, * 2. Dezember 1891 Karlsruhe, † 29. Juni 1953 Karlsruhe, ∞ 1919 Olga Pfeifer, 2 Kinder.

Töppers Vater war Schneidermeister, hatte aber 1898 nahe dem ÞRüppurrer Tor ein Zigarrengeschäft eröffnet. Das führte nach seinem Tod 1899 seine Frau weiter. Sie ermöglichte so ihrem Sohn den Schulbesuch bis zur Mittleren Reife 1908. Auch nach ihrer erneuten Hochzeit mit dem Schlosser Friedrich Kurzmann 1908 blieb das Geschäft bestehen. Töpper machte eine Kaufmannslehre, besuchte die Handelsschule, absolvierte 1911/12 seinen Militärdienst und bildete sich durch Besuche von Kursen der Handelshochschule weiter. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg übernahm er 1919 das elterliche Zigarrengeschäft. Er erweiterte es zum Tabakgroßhandel und unterhielt Filialen in der Stadt. Zudem wurde er staatlicher Lotterieeinnehmer und Landesvorsitzender der Tabakhändler.

Bereits 1908 trat Töpper der sozialistischen Arbeiterjugend bei und seit 1910 engagierte er sich in der Sozialdemokratischen Partei Dutschlands (SPD) und wurde nach 1919 Vorsitzender des badischen Arbeiter-Sängerbundes. 1919-1933 vertrat er seine Partei in der Stadtverordnetenversammlung und wurde 1922-1933 ÞStadtrat. Obwohl jüngstes Mitglied seiner Fraktion, wurde er deren Vorsitzender. Auf vielen Feldern der Kommunalpolitik, unter anderem in der Stadtgarten- und Rheinhafenkommissionen des Stadtrats, arbeitete er engagiert mit. Am 5. März 1933 kandidierte er bei den Reichstagswahlen, kurz darauf nahmen ihn die ÞNazis in Schutzhaft und entzogen ihm das Stadtratsmandat. Er verlor auch die Zulassung als Lotterieeinnehmer und der Geschäftsumfang seines Tabakgroßhandels brach deutlich ein. Seiner öffentlichen Rolle als Politiker beraubt, suchte er das vertraute Gespräch im kleinen Kreis mit Nazigegnern auch aus anderen politischen Lagern über eine Erneuerung der Demokratie in Deutschland. 1944 kam er nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler erneut in ÞSchutzhaft.

Nach Kriegsende stellte er sich vorbehaltlos für den demokratischen Wiederaufbau zur Verfügung. Die französische Militärverwaltung ernannte ihn zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer, die amerikanische zum Mitglied des im August 1945 etablierten Stadtrats. Bei der Neukonstituierung der SPD im September wurde er deren erster Vorsitzender und im gewählten Gemeinderat von 1946 Fraktionsvorsitzender. Zudem gehörte er 1946-1950 der verfassunggebenden Landesversammlung und dem Landtag von Württemberg-Baden an, dessen 2. Vizepräsident er 1949/50 war. Parallel zu diesen öffentlichen Ämtern baute er seinen Tabakgroß- und Einzelhandel neu auf.

Anfang 1947 folgte Töpper Hermann Veit als Oberbürgermeister und wurde in dem Amt 1948 für weitere sechs Jahre direkt gewählt. Töpper setzte die Arbeit der ÞTrümmer¬räu¬¬mung der Stadt und des ÞWieder¬¬auf¬¬baus erfol¬g¬reich fort. In seine Amtszeit fällt die Herrich¬tung des ÞStadt¬¬¬gar¬tens und der ÞStadthalle und es gelang die Ansiedlung mehrerer Indus¬trie¬¬be-triebe. Vor allem aber setzte er sich erfolgreich für die Ansiedlung des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ein.

Schon seit 1950 musste sich Töpper wiederholt krankheitsbedingt im Amt vertreten lassen und legte dieses Anfang 1952 endgültig nieder. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrensenator der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe ernannt und erhielt 1952 das Bundesverdienstkreuz. In der Stadt erinnerte an ihn lange Zeit das nach ihm benannte, im Rheinhafen stationierte Fahrgastschiff und die 1968 benannte Friedrich-Töpper-Straße. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.

Manfred Koch 2015

Quellen

StadtAK 1/POA 4065; 8/ZGS Persönlichkeiten; 1/Wi-Ko-Amt 5295, 6001; Adressbücher der Stadt Karlsruhe.

Literatur

Manfred Koch: Trümmerstadt – Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, S. 540-556; Rita Butendeich/Manfred Koch: Friedrich Töpper. Landesvorsitzender der badischen Tabakhändler und Oberbürgermeister, in: Manfred Koch (Hrsg.): Im Mittelpunkt der Mensch. Parlamentsreden Karlsruher SPD-Abgeordneter, Karlsruhe 2001, S. 131-137; Michael Kitzing: Töpper, Friedrich, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, Stuttgart 2013, S. 435 – 437; Wolfgang von Hippel/Frank Engehausen: 200 Jahre IHK Karlsruhe, Ubstadt-Weiher, Heidelberg, Basel, 2013, S. 256 ff.