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De:Lexikon:bio-0197: Unterschied zwischen den Versionen

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=Curjel, Robert=
=Curjel, Robert=


Architekt, *17. Dezember 1859 St. Gallen, †18. August 1925 Schönegg/Schweiz, jüd., verh. 1890 Marie, geb. Hermann, 1 Tochter, 1 Sohn.
Architekt, * 17. Dezember 1859 St. Gallen, † 18. August 1925 Schönegg/Schweiz, jüd., 1890 Marie Hermann, 1 Tochter, 1 Sohn.<br/ ><br/ >
Der Vater von C., ein jüdischer Kaufmann aus Dänemark, der in der Schweiz zu einem Vermögen gekommen war, ließ sich 1869 in K nieder. Hier besuchte C. das <lex id="XX">Realgymnasium</lex> und begann um 1880 das Studium der Architektur am <lex id="XX">Polytechnikum</lex> u. a. bei <lex id="XX">Josef Durm</lex>, <lex id="XX">Heinrich Lang</lex> und <lex id="XX">Otto Warth</lex>. Nach einigen Semestern in München kehrte er nach K zurück. Während eines Praktikums in Wiesbaden 1885/86 befreundete er sich mit dem ebenfalls aus der Schweiz stammenden <lex id="XX">Karl Moser</lex>. Mit ihm eröffnete er in K 1888 das <lex id="XX">Baubüro Curjel & Moser</lex>. In dem Tandem war C. derjenige, der neben der Entwurfsarbeit sich mehr um die organisatorischen Aufgaben kümmerte.
Der Vater von Curjel, ein jüdischer Kaufmann aus Dänemark, der in der Schweiz zu einem Vermögen gekommen war, ließ sich 1869 in Karlsruhe nieder. Hier besuchte Curjel das <lex id="XX">Realgymnasium</lex> und begann um 1880 das Studium der Architektur am <lex id="XX">Polytechnikum</lex> u. a. bei <lex id="XX">Josef Durm</lex>, <lex id="XX">Heinrich Lang</lex> und <lex id="XX">Otto Warth</lex>. Nach einigen Semestern in München kehrte er nach Karlsruhe zurück. Während eines Praktikums in Wiesbaden 1885/86 befreundete er sich mit dem ebenfalls aus der Schweiz stammenden <lex id="XX">Karl Moser</lex>. Mit ihm eröffnete er in Karlsruhe 1888 das <lex id="XX">Baubüro Curjel & Moser</lex>. In dem Tandem war Curjel derjenige, der neben der Entwurfsarbeit sich mehr um die organisatorischen Aufgaben kümmerte.
In den 1890er-Jahren übernahm das Atelier Aufträge für Wohn- und Geschäftshäuser in K. Es avancierte zu den wichtigsten Architekturbüros in Baden, das auch Aufträge in der Schweiz übernahm. Bis 1915 standen über 400 Bauten und Projekte auf ihrer Werkliste, darunter die <lex id="XX">Christuskirche</lex> (1896-1900), die <lex id="XX">Lutherkirche</lex> (1901-1907), das Bankhaus <lex id="XX">Veit L. Homburger</lex> an der <lex id="XX">Karlstraße</lex> (1898-1901), das <lex id="XX">Konzerthaus</lex> und die <lex id="XX">Ausstellungshalle</lex> (1913-1915) in K, das Empfangsgebäude Badischer Bahnhof (Basel, 1907-1910), das Hauptgebäude der Universität Zürich (1908-1914). In K entstanden zudem zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser in der <lex id="XX">Kaiserstraße</lex> und in den neuen Villenquartieren im Westen der Stadt. 1901 wurde C. Vorstandsmitglied der <lex id="XX">Westendbaugesellschaft</lex> in K. Zeitweise beschäftigte das Büro mit Zweigstellen u. a. in der Schweiz ca. 50 Mitarbeiter.
In den 1890er-Jahren übernahm das Atelier Aufträge für Wohn- und Geschäftshäuser in Karlsruhe. Es avancierte zu den wichtigsten Architekturbüros in Baden, das auch Aufträge in der Schweiz übernahm. Bis 1915 standen über 400 Bauten und Projekte auf ihrer Werkliste, darunter die <lex id="XX">Christuskirche</lex> (1896-1900), die <lex id="XX">Lutherkirche</lex> (1901-1907), das Bankhaus <lex id="XX">Veit L. Homburger</lex> an der <lex id="XX">Karlstraße</lex> (1898-1901), das <lex id="XX">Konzerthaus</lex> und die <lex id="XX">Ausstellungshalle</lex> (1913-1915) in Karlsruhe, das Empfangsgebäude Badischer Bahnhof (Basel, 1907-1910), das Hauptgebäude der Universität Zürich (1908-1914). In Karlsruhe entstanden zudem zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser in der <lex id="XX">Kaiserstraße</lex> und in den neuen Villenquartieren im Westen der Stadt. 1901 wurde Curjel Vorstandsmitglied der <lex id="XX">Westendbaugesellschaft</lex> in Karlsruhe. Zeitweise beschäftigte das Büro mit Zweigstellen u. a. in der Schweiz ca. 50 Mitarbeiter.
Nachdem Moser 1915 einem Ruf als Professor an die ETH Zürich folgte, wurde das Büro aufgelöst. C. blieb in K und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück, wirkte aber als Aufsichtsratsvorsitzender der <lex id="XX"> Badischen Baubund GmbH</lex> und war Gründungsmitglied des <lex id="XX">Mieter- und Bauvereins</lex>.
Nachdem Moser 1915 einem Ruf als Professor an die ETH Zürich folgte, wurde das Büro aufgelöst. Curjel blieb in Karlsruhe und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück, wirkte aber als Aufsichtsratsvorsitzender der <lex id="XX"> Badischen Baubund GmbH</lex> und war Gründungsmitglied des <lex id="XX">Mieter- und Bauvereins</lex>.
1907 erhielt C. von Großherzog <lex id="XX">Friedrich I.</lex> das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen. Seine Ehefrau entzog sich 1940 durch Freitod der Deportation der badischen Juden nach <lex id="XX">Gurs</lex>, seine Tochter wurde 1943 in Auschwitz ermordet. am
1907 erhielt Curjel von Großherzog <lex id="XX">Friedrich I.</lex> das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen. Seine Ehefrau entzog sich 1940 durch Freitod der Deportation der badischen Juden nach <lex id="XX">Gurs</lex>, seine Tochter wurde 1943 in Auschwitz ermordet.<div style="text-align:right;">''am 2012''</div>





Version vom 10. November 2014, 13:46 Uhr


Curjel, Robert

Architekt, * 17. Dezember 1859 St. Gallen, † 18. August 1925 Schönegg/Schweiz, jüd., ∞ 1890 Marie Hermann, 1 Tochter, 1 Sohn.

Der Vater von Curjel, ein jüdischer Kaufmann aus Dänemark, der in der Schweiz zu einem Vermögen gekommen war, ließ sich 1869 in Karlsruhe nieder. Hier besuchte Curjel das Realgymnasium und begann um 1880 das Studium der Architektur am Polytechnikum u. a. bei Josef Durm, Heinrich Lang und Otto Warth. Nach einigen Semestern in München kehrte er nach Karlsruhe zurück. Während eines Praktikums in Wiesbaden 1885/86 befreundete er sich mit dem ebenfalls aus der Schweiz stammenden Karl Moser. Mit ihm eröffnete er in Karlsruhe 1888 das Baubüro Curjel & Moser. In dem Tandem war Curjel derjenige, der neben der Entwurfsarbeit sich mehr um die organisatorischen Aufgaben kümmerte. In den 1890er-Jahren übernahm das Atelier Aufträge für Wohn- und Geschäftshäuser in Karlsruhe. Es avancierte zu den wichtigsten Architekturbüros in Baden, das auch Aufträge in der Schweiz übernahm. Bis 1915 standen über 400 Bauten und Projekte auf ihrer Werkliste, darunter die Christuskirche (1896-1900), die Lutherkirche (1901-1907), das Bankhaus Veit L. Homburger an der Karlstraße (1898-1901), das Konzerthaus und die Ausstellungshalle (1913-1915) in Karlsruhe, das Empfangsgebäude Badischer Bahnhof (Basel, 1907-1910), das Hauptgebäude der Universität Zürich (1908-1914). In Karlsruhe entstanden zudem zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser in der Kaiserstraße und in den neuen Villenquartieren im Westen der Stadt. 1901 wurde Curjel Vorstandsmitglied der Westendbaugesellschaft in Karlsruhe. Zeitweise beschäftigte das Büro mit Zweigstellen u. a. in der Schweiz ca. 50 Mitarbeiter. Nachdem Moser 1915 einem Ruf als Professor an die ETH Zürich folgte, wurde das Büro aufgelöst. Curjel blieb in Karlsruhe und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück, wirkte aber als Aufsichtsratsvorsitzender der Badischen Baubund GmbH und war Gründungsmitglied des Mieter- und Bauvereins.

1907 erhielt Curjel von Großherzog Friedrich I. das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen. Seine Ehefrau entzog sich 1940 durch Freitod der Deportation der badischen Juden nach Gurs, seine Tochter wurde 1943 in Auschwitz ermordet.

am 2012


Quelle

GLA G-S Curjel & Moser; GLA G Karlsruhe 666-786; Nachlass Karl Moser im Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich.

Werke

Wilfried Rößling: Curjel & Moser: Architekten in Karlsruhe/Baden. Eine Werkübersicht unter besonderer Berücksichtigung der Christuskirche und der Lutherkirche in Karlsruhe, Karlsruhe 1986.

Literatur

Robert Curjel & Karl Moser. Ein Karlsruher Architekturbüro auf dem Weg in die Moderne, Ausstellungskatalog Städtische Galerie Karlsruhe 2011.

Bildnachweis

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