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De:Lexikon:bio-0327: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:bio-0327_8_PBS_III_848.jpg|200px|thumb|left|Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 848.]]

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Lachner stammte aus einem mittellosen, aber sehr musikalischen Elternhaus. Der Vater war Uhrmacher und Stadtorganist. Seine zwei älteren Brüder Franz und Ignaz hatten sich bereits als Musiker und Dirigenten in Wien einen Namen gemacht, als er sie nach seiner Augsburger Gymnasialzeit (1823-1827) dort aufsuchte. Bei ihnen setzte er die vom Vater bis zu dessen Tod 1820 erhaltene musikalische Ausbildung fort. 1829-1831 war er Musiklehrer im Haus des Grafen Mycielski bei Lissa in Posen. Auf Empfehlung seines Bruders Franz wurde Lachner 1831 Vizekapellmeister am Kärntnertor-Theater in Wien sowie 1836 dessen Nachfolger als leitender Kapellmeister am Hof- und Nationaltheater Mannheim. Hier wirkte Lachner bis 1873, seit 1858 in gesicherter Anstellung mit dem Titel eines Hofkapellmeisters. Sein Ruf als hervorragender Dirigent führte ihn 1842 für eine Spielzeit an die Deutsche Oper in London und 1848 für mehrere Wochen an die Oper in Frankfurt a. M. Gezielt förderte er das bürgerliche Musikleben des 19. Jahrhunderts, indem er die Gründung von Laienchören tatkräftig unterstützte und den Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens von sinfonischen und kammermusikalischen Werken auf Chormusik und Solo-Lied verlagerte.
Lachner stammte aus einem mittellosen, aber sehr musikalischen Elternhaus. Der Vater war Uhrmacher und Stadtorganist. Seine zwei älteren Brüder Franz und Ignaz hatten sich bereits als Musiker und Dirigenten in Wien einen Namen gemacht, als er sie nach seiner Augsburger Gymnasialzeit (1823-1827) dort aufsuchte. Bei ihnen setzte er die vom Vater bis zu dessen Tod 1820 erhaltene musikalische Ausbildung fort. 1829-1831 war er Musiklehrer im Haus des Grafen Mycielski bei Lissa in Posen. Auf Empfehlung seines Bruders Franz wurde Lachner 1831 Vizekapellmeister am Kärntnertor-Theater in Wien sowie 1836 dessen Nachfolger als leitender Kapellmeister am Hof- und Nationaltheater Mannheim. Hier wirkte Lachner bis 1873, seit 1858 in gesicherter Anstellung mit dem Titel eines Hofkapellmeisters. Sein Ruf als hervorragender Dirigent führte ihn 1842 für eine Spielzeit an die Deutsche Oper in London und 1848 für mehrere Wochen an die Oper in Frankfurt a. M. Gezielt förderte er das bürgerliche Musikleben des 19. Jahrhunderts, indem er die Gründung von Laienchören tatkräftig unterstützte und den Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens von sinfonischen und kammermusikalischen Werken auf Chormusik und Solo-Lied verlagerte.


Als der berufliche Erfolg zu Beginn der 1870er-Jahre durch persönliche Verleumdungen und polemische Kritiken insbesondere gegen seine gekürzt und vereinfacht wiedergegebenen Wagner-Aufführungen zunehmend untergraben wurde, bat er um vorzeitige Pensionierung. Im Juni 1873 übersiedelte der Hofkapellmeister a. D. nach Karlsruhe. Hier erteilte er privaten Musikunterricht und übernahm weiterhin auswärtige Gastdirigate. Als <lex id="bio-0334">Heinrich Ordenstein</lex> im September 1884 sein <lex id="ins-1022">Konservatorium</lex> in Karlsruher gründete, übertrug er dem 73-jährigen Musiker eine Lehrstelle für Höhere Kompositionslehre, Partiturspiel und Dirigieren.
Als der berufliche Erfolg zu Beginn der 1870er-Jahre durch persönliche Verleumdungen und polemische Kritiken insbesondere gegen seine gekürzt und vereinfacht wiedergegebenen Wagner-Aufführungen zunehmend untergraben wurde, bat er um vorzeitige Pensionierung. Im Juni 1873 übersiedelte der Hofkapellmeister a. D. nach Karlsruhe. Hier erteilte er privaten Musikunterricht und übernahm weiterhin auswärtige Gastdirigate. Als <lex id="bio-0334">Heinrich Ordenstein</lex> im September 1884 sein <lex id="ins-1022">Konservatorium</lex> in Karlsruhe gründete, übertrug er dem 73-jährigen Musiker eine Lehrstelle für Höhere Kompositionslehre, Partiturspiel und Dirigieren.


Lachners umfangreiches musikalisches Werk ist vom klassisch-romantischen Stil geprägt. Mit <lex id="bio-1035">Clara Schumann</lex>, <lex id="bio-0311">Johannes Brahms</lex> und seinem ehemaligen Mannheimer Schüler <lex id="bio-0329">Hermann Levi</lex> verbanden ihn lebenslange Freundschaften. Zu seinen Schülern am Karlsruher Konservatorium gehörten unter anderen <lex id="bio-0316">Clara Faisst</lex>, <lex id="bio-1133">Friedrich Klose</lex> und <lex id="bio-1038">Max von Pauer</lex>. 1887, noch zu seinen Lebzeiten, wurde in Anerkennung seiner Verdienste die <lex id="top-1650">Lachnerstraße</lex> beim <lex id="top-3111">Durlacher Tor</lex> nach ihm benannt.
Lachners umfangreiches musikalisches Werk ist vom klassisch-romantischen Stil geprägt. Mit <lex id="bio-1035">Clara Schumann</lex>, <lex id="bio-0311">Johannes Brahms</lex> und seinem ehemaligen Mannheimer Schüler <lex id="bio-0329">Hermann Levi</lex> verbanden ihn lebenslange Freundschaften. Zu seinen Schülern am Karlsruher Konservatorium gehörten unter anderen <lex id="bio-0316">Clara Faisst</lex>, <lex id="bio-1133">Friedrich Klose</lex> und <lex id="bio-1038">Max von Pauer</lex>. 1887, noch zu seinen Lebzeiten, wurde in Anerkennung seiner Verdienste die <lex id="top-1650">Lachnerstraße</lex> beim <lex id="top-3111">Durlacher Tor</lex> nach ihm benannt.
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Badische Landesbibliothek Karlsruhe (kleiner Teilnachlass).
Badische Landesbibliothek Karlsruhe (kleiner Teilnachlass).
==Literatur==
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Heinrich Giehne: Vincenz Lachner., in: Badische Biographien, Bd. 2, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 1-3; Stadtlexikon Augsburg (http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=4541&tx_ttnews[backPid]=133&cHash=5b8968ce4c, Zugriff am 14.12.2014).
Heinrich Giehne: Vincenz Lachner., in: Badische Biographien, Bd. 2, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 1-3; Stadtlexikon Augsburg, http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=4541&tx_ttnews[backPid]=133&cHash=5b8968ce4c (Zugriff am 14. Dezember 2014).

Aktuelle Version vom 14. November 2018, 13:32 Uhr


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 848.

Vincenz Lachner

Dirigent, Komponist, * 19. Juli 1811 Rain a. Lech/Lkr. Donau-Ries, † 22. Januar 1893 Karlsruhe, kath., ∞ 1837 Antonia Brand, 2 Söhne.

Lachner stammte aus einem mittellosen, aber sehr musikalischen Elternhaus. Der Vater war Uhrmacher und Stadtorganist. Seine zwei älteren Brüder Franz und Ignaz hatten sich bereits als Musiker und Dirigenten in Wien einen Namen gemacht, als er sie nach seiner Augsburger Gymnasialzeit (1823-1827) dort aufsuchte. Bei ihnen setzte er die vom Vater bis zu dessen Tod 1820 erhaltene musikalische Ausbildung fort. 1829-1831 war er Musiklehrer im Haus des Grafen Mycielski bei Lissa in Posen. Auf Empfehlung seines Bruders Franz wurde Lachner 1831 Vizekapellmeister am Kärntnertor-Theater in Wien sowie 1836 dessen Nachfolger als leitender Kapellmeister am Hof- und Nationaltheater Mannheim. Hier wirkte Lachner bis 1873, seit 1858 in gesicherter Anstellung mit dem Titel eines Hofkapellmeisters. Sein Ruf als hervorragender Dirigent führte ihn 1842 für eine Spielzeit an die Deutsche Oper in London und 1848 für mehrere Wochen an die Oper in Frankfurt a. M. Gezielt förderte er das bürgerliche Musikleben des 19. Jahrhunderts, indem er die Gründung von Laienchören tatkräftig unterstützte und den Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens von sinfonischen und kammermusikalischen Werken auf Chormusik und Solo-Lied verlagerte.

Als der berufliche Erfolg zu Beginn der 1870er-Jahre durch persönliche Verleumdungen und polemische Kritiken insbesondere gegen seine gekürzt und vereinfacht wiedergegebenen Wagner-Aufführungen zunehmend untergraben wurde, bat er um vorzeitige Pensionierung. Im Juni 1873 übersiedelte der Hofkapellmeister a. D. nach Karlsruhe. Hier erteilte er privaten Musikunterricht und übernahm weiterhin auswärtige Gastdirigate. Als Heinrich Ordenstein im September 1884 sein Konservatorium in Karlsruhe gründete, übertrug er dem 73-jährigen Musiker eine Lehrstelle für Höhere Kompositionslehre, Partiturspiel und Dirigieren.

Lachners umfangreiches musikalisches Werk ist vom klassisch-romantischen Stil geprägt. Mit Clara Schumann, Johannes Brahms und seinem ehemaligen Mannheimer Schüler Hermann Levi verbanden ihn lebenslange Freundschaften. Zu seinen Schülern am Karlsruher Konservatorium gehörten unter anderen Clara Faisst, Friedrich Klose und Max von Pauer. 1887, noch zu seinen Lebzeiten, wurde in Anerkennung seiner Verdienste die Lachnerstraße beim Durlacher Tor nach ihm benannt.

Katja Förster 2014

Quelle

Badische Landesbibliothek Karlsruhe (kleiner Teilnachlass).

Literatur

Heinrich Giehne: Vincenz Lachner., in: Badische Biographien, Bd. 2, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 1-3; Stadtlexikon Augsburg, http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=4541&tx_ttnews[backPid]=133&cHash=5b8968ce4c (Zugriff am 14. Dezember 2014).