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De:Lexikon:ereig-0038: Unterschied zwischen den Versionen

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Karlsruhe verändert sich in der Zeit des Kaiserreichs (1871-1918) wie andere Städte im Deutschen Reich rasant. Im Zuge der an Fahrt gewinnenden <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Industrialisierung wuchs die Stadt von knapp 37.000 Einwohnern im Jahr 1871 auf gut 142.000 im Jahr 1918. Wichtigste Quelle war dabei die Binnenwanderung, der Karlsruhe zwischen 1871 und 1910 eine Zunahme um etwa 53.5000 Einwohner verdankte. Ein Teil des Bevölkerungszuwachses war auch auf die <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Eingemeindungen von <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Mühlburg (1886), <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Beiertheim, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Rintheim, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Rüppurr (1907), <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Grünwinkel (1909) und <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Daxlanden (1910) zurückzuführen.
Karlsruhe verändert sich in der Zeit des Kaiserreichs (1871-1918) wie andere Städte im Deutschen Reich rasant. Im Zuge der an Fahrt gewinnenden <lex id="ereig-0008">Industrialisierung</lex> wuchs die Stadt von knapp 37.000 Einwohnern im Jahr 1871 auf gut 142.000 im Jahr 1918. Wichtigste Quelle war dabei die Binnenwanderung, der Karlsruhe zwischen 1871 und 1910 eine Zunahme um etwa 53.5000 Einwohner verdankte. Ein Teil des Bevölkerungszuwachses war auch auf die <lex id="ereig-0214">Eingemeindungen</lex> von <lex id="top-1955">Mühlburg</lex> (1886), <lex id="top-3073">Beiertheim</lex>, <lex id="top-2321">Rintheim</lex>, <lex id="top-2374">Rüppurr</lex> (1907), <lex id="top-1022">Grünwinkel</lex> (1909) und <lex id="top-0506">Daxlanden</lex> (1910) zurückzuführen.


Arbeit fanden die Menschen in neuen oder expandierenden Industriebetrieben, die unter anderem in eigenen Industriegebieten angesiedelt wurden, ab 1890 in der <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Oststadt, seit 1899 im <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Bannwaldbezirk im Westen. Karlsruhe wurde zu einer Stadt, in der die Industrie ihren festen Platz mit Schwerpunkten in der Metallverarbeitung und dem Maschinenbau hatte. Mit der wachsenden Zahl der industriellen Arbeitsplätze konnte sich die Stadt zunehmend aus der Abhängigkeit vom badischen Hof emanzipieren. Politisch blieb Karlsruhe im Kaiserreich trotz der Zunahme der Arbeiterschaft und auch nach der Gründung der <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Sozialdemo�kratischen Partei Deutschlands (SPD) eine bürgerlich, vor allem nationalliberal geprägte Stadt.
Arbeit fanden die Menschen in neuen oder expandierenden Industriebetrieben, die unter anderem in eigenen Industriegebieten angesiedelt wurden, ab 1890 in der <lex id="top-2109">Oststadt</lex>, seit 1899 im Bannwaldbezirk im Westen. Karlsruhe wurde zu einer Stadt, in der die Industrie ihren festen Platz mit Schwerpunkten in der Metallverarbeitung und dem Maschinenbau hatte. Mit der wachsenden Zahl der industriellen Arbeitsplätze konnte sich die Stadt zunehmend aus der Abhängigkeit vom badischen Hof emanzipieren. Politisch blieb Karlsruhe im Kaiserreich trotz der Zunahme der Arbeiterschaft und auch nach der Gründung der <lex id="ins-0330">Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)</lex> eine bürgerlich, vor allem nationalliberal geprägte Stadt.


Aus der eher noch kleinen und überschaubaren Residenz wurde aber eine Großstadt, deren Wohngebiete in der <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Süd-, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>West- und Oststadt kontinuierlich wuchsen und deren alte <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Stadttore dem zunehmenden Verkehr weichen mussten. Zugleich entstanden Plätze in der Stadt, die bis heute ihr Erscheinungsbild wesentlich prägen, unter anderem: <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Friedrichsplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Stephanplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Festplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Werderplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Gutenbergplatz und <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Scheffelplatz.
Aus der eher noch kleinen und überschaubaren Residenz wurde aber eine Großstadt, deren Wohngebiete in der <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Süd-, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>West- und Oststadt kontinuierlich wuchsen und deren alte <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Stadttore dem zunehmenden Verkehr weichen mussten. Zugleich entstanden Plätze in der Stadt, die bis heute ihr Erscheinungsbild wesentlich prägen, unter anderem: <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Friedrichsplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Stephanplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Festplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Werderplatz, <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Gutenbergplatz und <lex id="ABCDE">XYZ</lex>Scheffelplatz.

Version vom 28. November 2015, 12:45 Uhr

Kaiserreich

Karlsruhe verändert sich in der Zeit des Kaiserreichs (1871-1918) wie andere Städte im Deutschen Reich rasant. Im Zuge der an Fahrt gewinnenden Industrialisierung wuchs die Stadt von knapp 37.000 Einwohnern im Jahr 1871 auf gut 142.000 im Jahr 1918. Wichtigste Quelle war dabei die Binnenwanderung, der Karlsruhe zwischen 1871 und 1910 eine Zunahme um etwa 53.5000 Einwohner verdankte. Ein Teil des Bevölkerungszuwachses war auch auf die Eingemeindungen von Mühlburg (1886), Beiertheim, Rintheim, Rüppurr (1907), Grünwinkel (1909) und Daxlanden (1910) zurückzuführen.

Arbeit fanden die Menschen in neuen oder expandierenden Industriebetrieben, die unter anderem in eigenen Industriegebieten angesiedelt wurden, ab 1890 in der Oststadt, seit 1899 im Bannwaldbezirk im Westen. Karlsruhe wurde zu einer Stadt, in der die Industrie ihren festen Platz mit Schwerpunkten in der Metallverarbeitung und dem Maschinenbau hatte. Mit der wachsenden Zahl der industriellen Arbeitsplätze konnte sich die Stadt zunehmend aus der Abhängigkeit vom badischen Hof emanzipieren. Politisch blieb Karlsruhe im Kaiserreich trotz der Zunahme der Arbeiterschaft und auch nach der Gründung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) eine bürgerlich, vor allem nationalliberal geprägte Stadt.

Aus der eher noch kleinen und überschaubaren Residenz wurde aber eine Großstadt, deren Wohngebiete in der XYZSüd-, XYZWest- und Oststadt kontinuierlich wuchsen und deren alte XYZStadttore dem zunehmenden Verkehr weichen mussten. Zugleich entstanden Plätze in der Stadt, die bis heute ihr Erscheinungsbild wesentlich prägen, unter anderem: XYZFriedrichsplatz, XYZStephanplatz, XYZFestplatz, XYZWerderplatz, XYZGutenbergplatz und XYZScheffelplatz.

Die XYZOberbürgermeister XYZWilhelm Florentin Lauter (1870-1892), XYZKarl Schnetzler (1892-1906) und XYZKarl Siegrist (1906-1919) gestalteten diesen auch die Stadtverwaltung einschließenden Modernisierungs- und Wachstumsprozess entscheidend mit. Investiert wurde vor allem in die Infrastruktur. Der Verbesserung der Hygiene diente die Korrektion des XYZLandgrabens (1878-1885) und der Ausbau der XYZKanalisation. Die Versorgung mit Gas, Strom und Wasser wurde gestärkt durch das XYZWasserwerk (1871), das neue XYZGaswerk am XYZMühlburger Tor (1886) und die Anlage des XYZLauterbergs mit einem Wasserreservoir (1893) sowie mit dem XYZElektrizitätswerk (1901). 1912 brannten die ersten elektrischen Straßenleuchten in der XYZKaiserstraße.

Wichtige verkehrspolitische Entscheidungen für die Mobilität der Bevölkerung wurden umgesetzt: eine XYZPferdebahn (1877) und eine XYZDampfbahn nach XYZDurlach (1881), die beide seit 1900 als elektrische XYZStraßenbahn und seit 1901 im Besitz der Stadt betrieben wurden; die XYZKraichgaubahn nach Eppingen (1878); die XYZLokalbahn nach Durmersheim (1890), Spöck (1891) und von Grünwinkel nach Daxlanden (1913); die XYZAlbtalbahn (1898). Das von dem Karlsruher XYZCarl Benz erfundene Automobil hielt Einzug in die Stadt. Die beiden bedeutendsten Infrastrukturprojekte waren der Bau des Städtischen XYZRheinhafens (1901/02) und die Verlegung des XYZHauptbahnhofs (1913).

Die Stadt investierte in zahlreiche neue Schulbauten, die ihr den Ruf einer "Schulstadt" einbrachten: XYZGymnasium (1874), XYZUhlandschule (1886), XYZFriedrichschule (1896), das erste 1893 gegründete deutsche XYZMädchengymnasium (1898), XYZGutenbergschule (1908), XYZGoetheschule (1908), XYZLessingschule (1911) und die XYZTullaschule (1916). Die Gründung der XYZBaugewerkeschule (1878) hat bis heute nachhaltige Wirkung über ihre Nachfolgerin, die XYZHochschule Karlsruhe – Wirtschaft und Technik.

Kasernenneubauten wie die XYZKadettenanstalt 1892 und die XYZInfanteriekaserne an der XYZMoltkestraße stärkten den Garnisonsstandort Karlsruhe.

Der Versorgung der Bevölkerung dienten der Bau des XYZVierordtbades (1873), ein moderner XYZSchlacht- und Viehhof (1887), das XYZVincentius-Krankenhaus (1900), das neue XYZStädtische Krankenhaus an der Moltkestraße (1907), der neue XYZHauptfriedhof (1874) und das neue städtische Kinderheim, das XYZSybelheim (1912). Mit dem XYZStadt- und Tiergarten unterhielt die Stadt seit 1877 eine Freizeiteinrichtung für die Bevölkerung.

Nicht zuletzt entstanden einige bis heute stadtbildprägende Kirchenneubauten: die XYZSt. Peter und Paul Kirche in Mühlburg (1889), die XYZChristuskirche (1900), die XYZBernharduskirche (1901), die XYZLutherkirche (1907), die XYZBonifatiuskirche (1908) und die XYZHeiliggeistkirche Daxlanden (1912).

Großherzogliche Institutionen wie das XYZHoftheater, das eine Blütezeit erlebte, die XYZKunsthalle, die Bibliothek und Sammlungen im neuen XYZSammlungsgebäude (1874) und das neue Großherzogliche XYZKonservatorium (1884) dominierten zwar das kulturelle Angebot. Es entstanden nun aber auch für Kultur und andere Veranstaltungen neue Gebäude bzw. Institutionen: die XYZstädtische Festhalle (1877), das XYZStadtarchiv als erste von der Stadt allein getragene Kultureinrichtung (1885), das Gebäude des XYZKunstvereins (1900), die Ausstellungshalle und das XYZKonzerthaus (1915) der Stadt am XYZFestplatz. Zudem trug das ausdifferenzierte Vereinsleben zur kulturellen Vielfalt der Stadt bei.

Neue XYZSportarten wie XYZFußball ab 1889 hielten ihren Einzug und führten zu einer Intensivierung des Vereinslebens. Karlsruhe wurde vor dem XYZErsten Weltkrieg eine Fußballhochburg mit zwei gewonnenen deutschen Meisterschaften, XYZFC Phoenix 1909 und XYZKarlsruher Fußballverein (KFV) 1910.

Insgesamt war die Zeit des Kaiserreichs für Karlsruhe eine Zeit des Wachstums, in der viele bis heute funktionsfähige Bauten und Institutionen entstanden, wegweisende Entscheidungen im Bereich des Aufbaus und der Weiterentwicklung der städtischen Infrastruktur getroffen wurden und eine leistungsfähige Verwaltung wichtige Aufgaben im Bereich der städtischen Daseinsvorsorge übernahm.

Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch 2015

Literatur

Susanne Asche: Residenzstadt-Bürgerstadt-Großstadt. Auf dem Weg von der Residenz zum Industrie- und Verwaltungszentrum 1806-1914, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 191-353; Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1992 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14).