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De:Lexikon:ereig-0250

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Zeitungen

Erst gut 40 Jahre nach der XYZStadtgründung 1715 erschien in Karlsruhe im Jahr 1756 eine erste Zeitung. XYZMichael Macklot, der die 1747 in Karlsruhe gegründete Filiale des Tübinger Buchhändlers Johann Georg Cotta leitete, gab am 29. Dezember 1756 eine Probenummer des neuen XYZ"Carlsruher Wochenblatt oder Nachrichten zum Behuf der Polizei, des Haushaltungs- und Handlungswesens, wie auch der Gelehrsamkeit" heraus. 1758 erschien ebenfalls bei Macklot zunächst zweimal, seit 1759 dreimal in der Woche die XYZKarlsruher Zeitung (1758-1933).

Als drei Jahre nach der Vereinigung der badischen Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach die baden-badische Landeszeitung "Rastatter Wochenblatt" im Jahr 1774 ihr Erscheinen einstellte, legte Macklot beide badischen Blätter ab dem 27. April 1775 als "Allgemeines Intelligenz und Wochenblatt für sämtliche Hochfürstliche badische Lande" zusammen. Konkurrenz erhielt er Ende des 18. Jahrhunderts durch den Buchhändler und Drucker XYZChristian Friedrich Müller. Es sollte neben der Regierungszeitung, die sich Macklot vorbehielt, auch einen Provinzialanzeiger geben, das XYZKarlsruher Intelligenz- und Wochenblatt, aus dem nach verschiedenen Umbenennungen und Zeiten des Verbots 1843 das XYZKarlsruher Tagblatt (1843-1937) hervorging. Seinen Charakter als mit Texten angereichertes Anzeigenblatt behielt es bis 1910 bei.

Diese erste Konkurrenzsituation wurde durch Napoleon beendet, der durchsetzte, dass am 31. Oktober 1810 alle politischen Blätter im Großherzogtum Baden mit Ausnahme der Karlsruher Zeitung, die ab 1. Januar 1811 bis 1817 Großherzogliche Badische Staatszeitung hieß, ihr Erscheinen einstellen mussten.

Eine Episode blieb im XYZVormärz die Zeitschrift "Der Zeitgeist, ein Volksblatt für Deutschland", dessen Verleger der Buchdrucker XYZFriedrich Wilhelm Hasper und dessen Redakteur der junge XYZKarl Mathy waren. Schon am 5. Juli 1832 beschloss die Bundesversammlung auf Druck Österreichs und Preußens, dass das badische Gesetz nicht mit der Bundesgesetzgebung vereinbar sei. Der nun streng zensierte Zeitgeist stellte Mitte des Jahres 1834 sein Erscheinen ein.

Mit Beginn der 1840er-Jahre wurde die Karlsruher Presselandschaft vielfältiger, aus reinen Anzeige- und Verkündungsblättern wurden nun Zeitungen mit einer zunehmenden Zahl an Berichten und Meldungen. Zu der inzwischen von XYZChristian Friedrich Müller verlegten Karlsruher Zeitung, und dem Tagblatt kam der Karlsruher XYZStadt- und Landbote (1843-1849) im Verlag des Artistischen Instituts Gutsch u. Rupp, der zunehmend die Seite des politischen Fortschritts einnahm. Bei Macklot erschien als neues Blatt seit dem 25. Juli 1848 Die Biene, die 1850 kurz Badische Landesblätter hieß und am 1. Juni des Jahres in XYZBadische Landeszeitung (1850-1922) umbenannt wurde und zunehmend nationalliberale Positionen vertrat.

Im Zuge der beginnenden Parteienbildung wurden nun auch weitere Parteiblätter gegründet wie 1863 der großdeutsch ausgerichtete XYZBadischer Beobachter (1863-1935), der auf den 1859 angekauften Karlsruher Anzeiger (1858-1863) zurückging und zum Hauptorgan des Badischen XYZZentrums wurde. 1876 folgten die Konservativen mit der Badischen Post, später XYZBadische Landpost (1876-1904). Seit 1874 verfügten auch die Linksliberalen über eine eigene Zeitung. Der XYZBadische Landesbote (1874-1914) erschien zuletzt als Organ der XYZFreisinnigen Volkspartei. 1888 erweiterte die XYZBadische Presse (1888-1944) das Spektrum der liberal ausgerichteten Blätter. Das Blatt, nach eigener Angabe "gemäßigt liberal" wurde bald die auflagenstärkste Karlsruher Zeitung. Am 1. April 1899 hatte auch die nach dem Fall des Sozialistengesetzes allmählich erstarkende ÞSozialdemokratische Partei eine eigene Zeitung, als der zunächst seit 1881 in Offenburg als "Rheinbote" erscheinende XYZVolksfreund (1890-1933) nach Karlsruhe verlegt wurde.

Die Karlsruher Presselandschaft spiegelte also zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Vielfalt der Parteien wider. Zu den Partei- bzw. parteinahen Zeitungen waren 1870 die eher lokal ausgerichteten XYZKarlsruher Nachrichten (1870-1894) von XYZFriedrich Gutsch hinzugekommen. 1918 wurde aus dem im Juli 1916 von XYZChristian Faaß begründeten Karlsruher Fremdenblatt - Konzert- und Theater-Zeitung der XYZResidenz-Anzeiger (1916-1935).

Nach dem Ende des XYZKaiserreichs kam in der XYZWeimarer Republik wieder Bewegung in die Karlsruher Presselandschaft. Die XYZUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) gab seit dem 1. Januar 1919 in Karlsruhe eine eigene Zeitung, die "Sozialistische Republik", heraus, die seit dem 1. Januar 1920 als Tageszeitung erschien. Nach der Vereinigung der USPD und der XYZKommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zunächst als "Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands" (VKPD) stellte die XYZ"Sozialistische Republik" Ende 1920 ihr Erscheinen ein, das neue Organ der VKPD für ihren "Bezirk Baden und Pfalz" wurde die regionale "Rote Fahne" (1922-1933: "Arbeiter-Zeitung") für Mannheim und Baden mit Verlagsort Mannheim. 1924 erschien die XYZBadische Zeitung - Karlsruher Volksblatt für nationale und christliche Politik (1924-1934), das Hauptorgan der badischen XYZDeutschnationalen Volkspartei (DNVP). Am 1. November 1927 schließlich erhielt die 1925 wieder gegründete ÞNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit der Gauzeitung XYZDer Führer (1927-1945) ein eigenes "Kampfblatt". Der XYZGeneral-Anzeiger für Süddeutschland (1927-1935) dagegen war ein Kopfblatt des Rastatter Tagblatts, der sich in Karlsruhe eine Stammleserschaft erwarb, die 1932/33 zu einer Auflage von 20.000 Exemplaren führte.

Diese später nie mehr erreichte Pressevielfalt in Karlsruhe mit durchaus respektablen Auflagen wurde nach der XYZnationalsozialistischen XYZMachtübernahme durch Zeitungsverbote und Druck massiv eingeschränkt. Generell gingen die Auflagen der nicht nationalsozialistischen Zeitungen zum Teil massiv zurück. Die Badische Presse und das Karlsruher Tagblatt verloren zum Beispiel innerhalb eines Jahres ein Drittel ihrer Auflage.

Bis 1943 erschien in dem 1938 nach Karlsruhe eingemeindeten Stadtteil XYZDurlach das XYZDurlacher Tagblatt (1829-1943, 1950-1964). 1944 bestand neben der Gauzeitung Der Führer, die 1933 auch Staatsanzeiger geworden war, nur noch die Badische Presse, die ihr Erscheinen aber auch mit dem 31. August des Jahres einstellte.

Nach dem XYZZweiten Weltkrieg dauerte es bis zum 1. März 1946, als Karlsruhe mit den XYZBadischen Neuesten Nachrichten (BNN) wieder eine eigene Zeitung erhielt. Lizenzinhaber waren der Mitbegründer der XYZChristlich-Demokratischen-Partei (CDP) und CDU-Gemeinderat XYZWilhelm Baur und XYZWalter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat einzog. Schwerdtfeger schied 1948 aus der Zeitung aus. Ein städtisches XYZAmtsblatt erhielt Karlsruhe erst zum 7. Februar 1947. Den beiden sozialdemokratischen Zeitungen, der XYZSüdwestdeutschen Allgemeinen Zeitung (1947-1949) und der XYZAllgemeinen Zeitung (1950 - 1968) war ebenso wie der XYZBadischen Volkszeitung (1953 – 1968) als Nachfolgerin des katholischen Zentrumsblatts Badischer Beobachter nur eine begrenzte Lebensdauer beschieden. Als einzige bereits vor 1933 existierende Zeitung wurde 1950 das Durlacher Tagblatt wieder gegründet, das aber auch 1964 sein Erscheinen endgültig einstellte. So sind seit 1968 die Badischen Neuesten Nachrichten bis heute die einzige Tageszeitung, sieht man einmal von der kurzlebigen XYZKarlsruher Rundschau ab, die 1982 bis 1984 erschien.

Auch der seit dem 12. Februar 1985 als Plattform für die alternative Szene gegründeten und monatlich erscheinenden XYZGegendruck. Stadtzeitung für Karlsruhe erschien nur bis zum Mai 1990 und kam nicht über den Status einer Monatszeitung hinaus.

Die historischen Karlsruher Zeitungen werden in Kooperation mit dem XYZStadtarchiv von der XYZBadischen Landesbibliothek digitalisiert.

Karlsruher Zeitungen im Stadtarchiv Karlsruhe

Allgemeine Staatszeitung (Aug.-Dez. 1936) Badische Landeszeitung (1842-Mai 1922) Badische Neueste Nachrichten (1946, 1948 ff.) Badische Landpost (1890-1901) Badische Presse (1890-1944) Badische Volkszeitung (1954-1968) Badische Warte (1914-1919) Badische Wochenzeitung (1899, 1902-1920) Badische Zeitung (1924-1934) Badisches Unterhaltungsblatt (1889-1890) Badischer Beobachter (1858-1935) Badischer Generalanzeiger (1888-1890) Badischer Landesbote (1874-1914) Deutsche Volkszeitung (April 1848) Deutscher Zuschauer (1847-1848) Du findest hier jede Woche (1947-1948) Durlacher Blatt (1981 ff.) Durlacher Tagblatt (1831-Febr. 1943) Frankfurter Journal (1848) Freie Presse (Aug.-Sept. 1919) Der Führer 1931, 1932, [Mai - Juli, Okt. - Dez.] 1935 [Juli - Sept.], 1936 [3 Bde.], 1937 [4 Bde.], 1938 - 1939, 1940 [Mai. - Dez.] 1941 - 1944, 1945 [Jan. - März] Führer am Sonntag (1934-1940) Gegendruck. Stadtzeitung für Karlsruhe (1985 ff.) General-Anzeiger (1927-1935) XYZKarlsruher Beobachter (1848) Karlsruher Tagblatt (1843-April 1937) Karlsruher Intelligenzblatt (1810-1842) Karlsruher Nachrichten (Juni 1870-Juni 1894) XYZKarlsruher Neue Zeitung (1948-1949) Karlsruher Rundschau (1982-1984) Karlsruher Unterhaltungsblatt (1890) Karlsruher Wochenblatt oder Nachrichten zum Behuf der Policey, des Haushaltungs- und Handlungswesens, wie auch der Gelehrsamkeit (Dez. 1756 - Dez. 1758, Jan. 1774 - April 1775 Zeitung (Febr.-April 1808, 1820-1821, 1824, 1837, 1840-1849, 1863, 1871-1872, 1874, 1882-1885, 1887-1933) Residenz-Anzeiger (1916-1935) Sozialistische Republik (1919-1920) XYZSüddeutsche Conservative Correspondenz (Okt. 1913-Dez. 1915, 1917) XYZSüddeutsche Zeitung (1914-1918) XYZSüdwestdeutsches Volksblatt (Aug.-Okt. 1890) Volksfreund (1890, 1901, 1905-1922, 1924-1932)

Ernst Otto Bräunche 2016

Quellen

http://www.stadtarchiv-karlsruhe.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3747#382f5a6520756e6420382f5a6545 (Zugriff am 3. August 2016); http://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/nav/classification/296549 (Zugriff am 3. August 2016)

Literatur

Literatur: Konrad Dussel: Pressebilder in der Weimarer Republik. Entgrenzung der Information, Münster 2012; Konrad Dussel: Die Nazifizierung der deutschen Presse. Eine Fallstudie am Beispiel der Presse Badens 1932 bis 1944, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 161, 2013, S. 427-456 http://www.boa-bw.de/bsz469296682.html (Zugriff am 3. August 2016); Ludger Syré: Digital stöbern. Karlsruher Zeitungen als Geschichtsquelle, in Badische Heimat 2/2016, S. 207-224.