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De:Lexikon:ins-0243

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Automobil-Centrale Schoemperlen & Gast in der Amalienstraße 63, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 626.

Schoemperlen & Gast Automobil AG

1898 schloss der technik- und automobilbegeisterte Ernst Schoemperlen mit den Bergmann Industriewerken in Gaggenau (ab 1905 Süddeutsche Automobil-Fabrik Gaggenau (SAG)), welche seit 1894 auch Automobile produzierten, einen Generalvertretungsvertrag ab. Seine 1900 im Hinterhof der Akademiestraße 23 gegründete Automobil-Centrale, Anlaufstelle für Automobilinteressierte und Reparaturwerkstatt, ließ Schoemperlen 1905 ins Handelsregister eintragen. 1908 nahm er Walter Gast als gleichberechtigten Teilhaber in die Firma auf, die von nun an als Automobil-Centrale Schoemperlen & Gast (S&G) firmierte und in der Amalienstraße 63 neue Geschäftsräume einschließlich einer Automobilhalle bezog. Infolge der 1910 vollzogenen Fusion von Benz & Cie, Mannheim, mit SAG zu Benzwerke Gaggenau, vormals SAG übernahmen S&G seit diesem Jahr auch die Generalvertretung für Benz-Fahrzeuge. Der steigende Verkauf an Automobilen und Nutzfahrzeugen, auch durch die vom Reichskriegsministerium ab 1908 getätigte Subvention privater militärtauglicher Lastwagen, wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Der rasche Aufwärtstrend im Automobilbereich in den 1920er-Jahren verlangte nach einer geräumigen Werkstatthalle mit zahlreichen Reparaturplätzen für Pkw und Lkw. 1926 fusionierte die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit Benz & Cie zur Daimler-Benz AG. Im selben Jahr ließen S&G nach Plänen des Architekten Fritz Rössler eine bereits 1924 im schlesischen Liegnitz günstig erworbene Flughalle an der neu hergestellten Hans-Sachs-/Ecke Sofienstraße errichten. Dort gehörten der Firma bereits die angrenzenden Anwesen Sofienstraße 74-78. 1928 gründeten Schoemperlen&Gast die erste Zweigniederlassung in Offenburg. 1936 schieden beide aus dem Betrieb aus, den nun Kurt Schoemperlen und Emil Melchers weiterführten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem der Betrieb wiederum militärischen Zwecken unterstellt worden war, erfolgte der eigentliche Aufschwung von S&G. Zwischen 1957 und 1969 entstanden Filialen in Bruchsal, Achern, Wolfach, Kehl und Ettlingen sowie 1960/61 ein neuer Firmenkomplex in Knielingen und 1970/71 ein weiterer in Hagsfeld. 1986 eröffnete die neue Zentralverwaltung im Treffpunkt der Mercedes-Benz-Freunde in Knielingen. Anlässlich des 90-jährigen Betriebsjubiläums 1988 wurde zur Erinnerung an den Firmengründer die Ernst-Schoemperlen-Stiftung gegründet, die alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen bezüglich Kraftfahrzeugtechnik und -wirtschaft vergibt. 1990 kam es zur Gründung der Tochtergesellschaft S&G Automobilgesellschaft Halle/Merseburg in Halle a. d. Saale; 1995 und 1996 wurden die dortigen neu erbauten Betriebskomplexe eröffnet. Der Umwandlung der S&G Automobilgesellschaft mbH & Co in eine Aktiengesellschaft 1998 folgte ab 2000 die Eröffnung zweier weiterer Tochtergesellschaften und eines Mitsubishi-Betriebs in Pforzheim sowie mehrerer Mercedes-Benz-Betriebe und smart-center in Baden und Sachsen-Anhalt. Die 2000 gegründete S&G-Stiftung unterstützt Opfer von Verkehrsunfällen und deren Angehörige. Der älteste Vertragspartner der Daimler AG ist heute an elf Standorten in Baden (S&G Automobil AG) und acht Standorten in Sachsen-Anhalt (S&G Automobilgesellschaft mbH) vertreten.

Katja Förster 2015

Literatur

Sabine Lehmkühler: Geschichten aus einem bewegten Jahrhundert. Schoemperlen & Gast. 1898-1998, Karlsruhe 1998; Alois Obert: Christian Ehregott Schoemperlen, der Lahrer Druckereiunternehmer 1834-1924. Ernst Schoemperlen, der Automobilpionier 1872-1960. 90 Jahre Automobilgesellschaft Schoemperlen & Gast in Karlsruhe. 60 Jahre Niederlassung in Offenburg, in: Geroldsecker Land, 32, 1990, S. 82-91; S&G Automobil AG, http://www.sug.de/de/unternehmen.html (Zugriff am 29. Juli 2015); Peter Pretsch / Meinrad Welker: Carl Benz und Carlsruhe, hrsg. vom Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte und dem Stadtarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 2011.