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De:Lexikon:ins-0324

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Plakatwerbung für eine öffentliche Versammlung der NSDAP mit Gauleiter Robert Wagner, 1931, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 3529.

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)

Eine Ortsgruppe der 1920 in München gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gab es in Karlsruhe bereits 1922. Nach dem Verbot der Partei in Baden am 4. Juli 1922, also noch vor dem Erlass des reichsweiten Republikschutzgesetzes vom 21. Juli des Jahres, versuchten die Parteianhänger im folgenden Jahr, eine Ortsgruppe der Deutschvölkischen Frei­heits­partei zu gründen, die aber ebenfalls von der Badischen Regierung verboten wurden. Seit Ende 1924 war auch der spätere Gauleiter XYZRobert Wagner wieder in Baden tätig. Am 25. März 1925 rief er die Vertreter aller in Baden bestehenden nationalsozialistischen Gruppen zu einer Versammlung in den Prinzen Carl in der XYZLammstraße zusammen und gründete den Gau Baden der inzwischen auch auf Reichsebene wiederentstandenen NSDAP mit Sitz in Karlsruhe. Noch 1928 gehörte die NSDAP aber auch hier zum Kreis der Splitterparteien, obwohl der Parteiführer XYZAdolf Hitler am 3. März 1928 in Karlsruhe dem Polizeibericht zufolge vor etwa 3.000 Zuhörern sprach.

Neben der NSDAP-Orts­gruppe gab es die in erster Linie für den Saalschutz eingesetzte Sturmabteilung (SA ) mit rund 50 Mitgliedern, deren Leitung Ende 1928 XYZFranz Moraller übernommen hatte. Außerdem existierte seit dem 21. Sep­tember 1928 eine Orts­gruppe des Deutschen Frauenor­dens, der 1931 in der NS-Frauenschaft aufging, sowie eine kleine Ortsgruppe der Hitlerjugend (rund 20 Mitglieder Anfang 1928). Die Partei, deren Mitgliederzahl in Karlsruhe bis 1929 auf über 500 ange­wachsen war, verfügte also über weitere Hilfstruppen, die im Landtags­wahlkampf 1929 aktiv werden konnten. Bei dieser Wahl ­­trat die NSDAP erstmals aus dem Kreis der Splitterparteien heraus und zog mit sechs Landtagsabgeordneten in das traditions­reiche badische XYZStändehaus ein. In Karlsruhe hatten überdurchschnittliche 11,2 % der Wählerinnen und Wähler NSDAP gewählt. Relativ stark waren die Nationalsozialisten in der XYZWeststadt, in der XYZSüdweststadt, in der XYZwestlichen Innenstadt und in Teilen der XYZAltstadt, relativ schwach in XYZDaxlanden, XYZMühlburg und XYZRintheim.

Über die Demokratie diskreditierenden Auftritte der NSDAP-Abgeordneten im Ständehaus berichte­te das nationalsozialistische Gauorgan XYZDer Führer stets in aller Ausführlichkeit. 1930 war Karlsruhe die zweitgrößte badische Ortsgruppe mit über 1.000 Mitgliedern. Die NSDAP hatte sich damit endgültig in dem Kreis der größeren Parteien etabliert und war organisatorisch für die anstehenden Wahlen in der Endphase der XYZWeimarer Republik vorbereitet, in der es auch in Karlsruhe Verletzte und auf Seiten der NSDAP einen Toten gab. Schon 1928 waren Versammlungen der Friedensgesellschaft gesprengt worden. ­Die Karlsruher XYZFesthalle war am 23. April 1929 Schauplatz, als die Rede des Kommunisten XYZMax Hölz immer wieder durch die zahlreich erschie­nenen Karlsruher Nationalsozialisten unterbrochen wurde und es zu einer Schlägerei kam. Und auch in Karlsruhe gab es einen Toten, als am 26. Mai 1931 der Lahrer SA - Mann XYZPaul Billet bei einem Propagan­daumzug unter nicht ganz ge­klärten Umständen zu Tode kam.

Im XYZBürgerausschuss und im XYZStadtrat änderte sich das Klima ebenfalls nachhaltig. Hier war die NSDAP schon am 16. Novem­ber 1930 mit 28 von 84 Stadtver­ordneten bzw. 8 von 24 Stadträten stärkste Fraktion. Auch hier kam es zu Radauszenen z. B. in der so genannten XYZRathausschlacht 1931.

Nach der XYZMachtübernahme wurde die NSDAP im Zuge der Gleichschaltung zur einzigen Partei, deren Gaudienststellen bis 1940 alle in Karlsruhe angesiedelt waren. In der XYZGauhauptstadt Karlsruhe war auch die Kreisleitung unter dem einflussreichen Kreisleiter XYZWilli Worch angesiedelt. 1933 gab es darüberhinaus 15 Ortgruppen, 1943 waren es 41. Dazu kamen viele weitere Dienststellen wie der XYZNationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) auf Ortsgruppenebene, die flächendeckend auf die Stadt verteilt waren. 1945 wurde die Partei aufgelöst und verboten.

Ernst Otto Bräunche 2015

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 357-502.