Menü
Suche

De:Lexikon:top-0559

Version vom 9. Februar 2016, 12:58 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Datei:Top-0559_1.jpg|200px|thumb|left|Ortsausgang Durlach Richtung Karlsruhe; im Vordergrund links die Ecke des damaligen Hengst'schen Gartens; am Beginn der…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Ortsausgang Durlach Richtung Karlsruhe; im Vordergrund links die Ecke des damaligen Hengst'schen Gartens; am Beginn der Allee der Bahnübergang der alten Eisenbahntrasse Karlsruhe-Heidelberg, 1880, Pfinzgaumusuem Durlach U I 510/9.
Blick in die Durlacher Allee nach Westen, 1918, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 62/36b.
Blick vom neuen Hochhaus Wolfartsweierer Straße 1 Richtung Durlach mit Turmberg, August 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A38/67/4/7.
Blick vom neuen Hochhaus Wolfartsweierer Straße 1 Richtung Durlach mit Turmberg, August 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A38/67/4/7.

Durlacher Allee

Die Durlacher Allee ist Teil eines alten Verbindungsweges von der früheren Residenz XYZDurlach nach XYZMühlburg. Heute ist sie von der Karlsruher XYZOststadt, wo sie die in West-Ost-Richtung verlaufende XYZKaiserstraße in einem leichten Knick nach Südosten fortsetzt, mit ihren Hausnummern nach Durlach orientiert, wo sie in die XYZPfinztalstraße übergeht.

Die Straße beginnt am XYZDurlacher Tor und nimmt in ihrem Verlauf auf ihrer Nordseite die XYZBernhardstraße, XYZRudolfstraße, XYZMelanchtonstraße, XYZGeorg-Friedrich-Straße, XYZVeilchenstraße, XYZSeubertstraße, XYZTullastraße, XYZAm Badenwerk und den XYZWeinweg auf. Von Süden kommen XYZOstendstraße, XYZLachnerstraße, XYZDegenfeldstraße, XYZBuntestraße/XYZGottesauer Platz und XYZSchlachthausstraße/XYZAlter Schlachthof hinzu. Gekreuzt wird sie von der XYZGeorg-Friedrich-Straße/XYZWolfartsweierer Straße, dem XYZOstring und der XYZAutobahn A5.

In den Jahren 1767-1770 wurde die Straße, zusammen mit dem XYZSteinschiffkanal, als geradlinige Pappelallee neu angelegt. Jener Kanal ist ein Seitenkanal des XYZLandgrabens von 1588 und verband diesen mit der XYZPfinz in Durlach zum Transport von Baumaterial nach Karlsruhe.

Die zunächst namenlose Allee erhielt 1858 auf Karlsruher Gemarkung (damals bis zum heutigen Ostring reichend) den Namen Durlacher Chaussee. Von 1871-1886 hieß sie Durlacher Landstraße und wurde danach, mit Ausweisung der Oststadt als neuem Stadtteil, in Durlacher Allee umbenannt, um Verwechslungen mit der XYZDurlacher Straße im XYZ"Dörfle" zu vermeiden. Von 1933-1945 hieß sie XYZRobert-Wagner-Allee nach dem damaligen XYZGauleiter von Baden (nach der XYZEingemeindung Durlachs 1938 auf gesamter Länge). Seit 1945 heißt sie wieder Durlacher Allee. Noch 1900 wurde in einem Stadtplan ein weiterer Weg des Karlsruher XYZFächers im XYZHardtwald zwischen der Rintheimer Allee (heute XYZRichard-Willstätter-Allee) und der Gottesauer Allee (heute XYZEngesserstraße) als "Durlacher Allee" bezeichnet.

Trotz einiger Kriegsschäden zeigt sich die Bebauung zwischen Durlacher Tor und Gottesauer Platz noch relativ homogen mit zumeist viergeschossigen Wohnhäusern der bürgerlichen Mittelschicht aus der Zeit um 1900 im Stil des Historismus oder Jugendstils. Die Häuser der südlichen Straßenseite besitzen eine durchgehende Vorgartenzone über dem darunter verlaufenden historischen Steinschiffkanal. Weiter bis zur Tullastraße gibt es Wohnhäuser nur auf der Nordseite, einem Bereich, der von Anfang an mit gemischter Gewerbe- und Wohnnutzung ausgewiesen war. Noch weiter Richtung Durlach beherrschen ausschließlich Großbauten des Gewerbes und der städtischen Infrastruktur das Bild.

Am Beginn der Straße, am Durlacher Tor, stand bis zum Bau der gleichnamigen Haltestelle der XYZU-Strab der XYZBerlin-Gedenkstein zur Erinnerung an das geteilte Berlin mit Entfernungsangabe 700 km und den beiden Stadtwappen, einer von insgesamt über 250 derartigen Gedenksteinen weltweit seit 1954. Die XYZLutherkirche, 1907 erbaut von XYZCurjel & Moser in einer Mischung aus Neuromanik und Jugendstil, ist eine Versammlungskirche mit durchgehend rustizierter Hausteinfassade und markantem, blockhaftem Turm (Nr. 23). Sie steht umgeben von Wohnhäusern an der eigens dafür angelegten kleinen Melanchthonstraße. Im Fabrikationsgebäude der früheren Firma XYZWolff & Sohn, vor allem bekannt durch die Kosmetikmarke Kaloderma, ist heute das XYZPolizeipräsidium Karlsruhe untergebracht, in der zugehörigen Fabrikantenvilla das Polizeirevier Karlsruhe-Oststadt, beide 1891 erbaut von XYZHermann Walder (Nrn. 31 und 33). Von dem namhaften Jugendstil-Architekten XYZHermann Billing stammt neben vier anderen Bauten in der Oststadt auch ein Wohnhaus in der Durlacher Allee (1905 zusammen mit Wilhelm Stober errichtet, Nr. 59). Ein ganzes Ensemble im Stil des Späthistorismus ist die durch abwechslungsreiche Fassadenrhythmisierung besonders repräsentativ wirkende Wohnhausgruppe an der Ecke zur Tullastraße, 1904 erbaut von XYZOtto Büche (Nr. 69). Die Etagentoiletten und das Fehlen von Badezimmern zeugen jedoch davon, dass hier Wohnungen für die untere Mittelschicht gebaut wurden. Das Haupt- und Direktionsgebäude des XYZBadischen Gemeindeversicherungsverbands (BGV) wurde 1979 von Karl Heinz Götz, XYZHelmut Bätzner und Hermann Rotermund erbaut (Nr. 56). Es besaß bis zu seiner Generalsanierung 2011 einen charakteristischen polygonalen Kugelaufsatz auf einem Aufzugsschacht. Heute ist das dreigeschossige Gebäude mit Attikageschoss und einer durchgehenden, an den Ecken abgerundeten Glasfassade versehen. Direkt im Anschluss steht das sogenannte "Fächergebäude" des BGV, 2004 erbaut von Hermann Rotermund (Nr. 58).

Nach dem nördlichen Teil des XYZOtto-Dullenkopf-Parks (hier stand nördlich des 1818 zur XYZArtilleriekaserne umfunktionierten XYZSchlosses Gottesaue ein Mannschaftsbau der Kaserne, 1869 von XYZJakob Hochstetter erbaut, und nach 1945 die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle) folgen die zur Durlacher Allee gerichteten Gebäude des ehemaligen städtischen XYZSchlacht- und Viehhofs, ab 1886 erbaut von XYZWilhelm Strieder. Hier ist seit 2006 der XYZ"Kreativpark Alter Schlachthof" untergebracht.

Der 1912 angelegte XYZMessplatz musste 1958 durch die Erweiterung des Schlacht- und Viehhofes nach Osten verschoben werden. Die Nordseite der Straße bestimmen ab der Tullastraße zwei Wagenhallen (1912/50) des Betriebshofs Tullastraße der XYZVerkehrsbetriebe Karlsruhe (Tullastraße 71) und das Verwaltungsgebäude der XYZEnergie Baden-Württemberg AG (EnBW), 1997 von XYZRossmann + Partner erbaut (Nr. 93). Seinen Baukörper zur Durlacher Allee bildet ein völlig verglaster Hallenbau mit Präsentationsräumen und dem Haupteingang. Eine vorstehende Dachkonstruktion von gesamter Gebäudehöhe und -breite mit schräggestellten Stahlstützen schafft den optischen Übergang zur Straße.

Nach dem Ostring (1998) und direkt am 1911-1913 erbauten Bahndamm der Zufahrtsstrecke zum neuen XYZHauptbahnhof befindet sich die XYZLandeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA, Nr. 100). Sie steht an der Stelle des 1957 erbauten, großen sogenannten "Scheibengasbehälters" des alten Gaswerks. Das Möbel- und Einrichtungshaus XYZ"MANN" wurde 1961 von Handke, Lorenz und Burst erbaut, das vorgesetzte Lagerhochhaus 1970 von Karl und Christoph Kohlbecker zum Bürogebäude umgebaut (Nr. 109). Hier stand bis zu seinem Abriss 1868 das 1811 von XYZFriedrich Arnold errichtete Alleehaus, ein Gasthaus mit Tanzsaal und Badeanstalt, in dem später die erste Badische Zündholzfabrik eingerichtet wurde. Danach folgt das "Durlach Center Karlsruhe", 1968 als Wertkauf-Center eröffnet (später "Walmart" und "real", Nr. 111).

1877 verkehrte zum ersten Mal eine XYZPferdebahn vom XYZMühlburger Tor kommend über das Durlacher Tor bis nach Gottesaue. Ab 1881 tat dies zwischen Durlacher Tor und Durlach eine XYZDampfbahn, die 1900 von der elektrischen XYZStraßenbahn abgelöst wurde. Letztere benutzt seit 1997 eine Unterführung im Bereich des ausgebauten Ostrings, um diese Straße fortan höhenfrei zu kreuzen. Um 1895 bekam die Straße eine Brücke mit Zufahrtsrampen zur Überquerung der Güterumgehungsbahn Hagsfeld-neuer Rangierbahnhof. Diese Bahn kreuzt hier bei den Sportanlagen der XYZEisenbahner Sportgemeinschaft Frankonia den parallel zur Straße verlaufenden und an dieser Stelle offenen Steinschiffkanal des 18. Jahrhunderts. Eine zweite Brücke kam 1911 zur Überquerung der Gleise des neuen XYZDurlacher Bahnhofs hinzu. 1937/38 wurden schließlich beide Bauwerke mit einem durchgehenden Damm einschließlich dritter Brücke verbunden, um die gleichzeitig gebaute Reichsautobahn zu überqueren. Hier befindet sich seitdem die Anschlussstelle Karlsruhe-Durlach. 1957 war der vierspurige Ausbau mit eigenem Gleiskörper für die Straßenbahn fertiggestellt. 1962 erhielt die Durlacher Allee ihre erste Asphaltdecke anstelle des bisherigen Kleinpflasterbelags.

In naher Zukunft werden ein "IKEA"-Möbelhaus (Nordseite, zwischen Eisenbahnbrücke und Weinweg, 2017), die neue XYZ"dm"-Zentrale (Nordseite, Alte Karlsruher Straße, 2018, Entwurf: Büro Lederer, Ragnarsdóttir, Oei) und wohl auch das neue Finanzamt (Nordseite, Platz neben dem Polizeipräsidium) die Durlacher Allee bereichern.

Roland Feitenhansl 2015

Literatur

Rainer Beck u. a.: Industriearchitektur in Karlsruhe. Beiträge zur Industrie- und Baugeschichte der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Karlsruhe 1987 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 6); Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 17); Ulrike Plate: Der Landgraben in Karlsruhe, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 4/1998, S. 239-243; Bernhard J. Lattner, Roland Feitenhansl: Stille Zeitzeugen. 900 Jahre Karlsruher Architektur, Karlsruhe 2007; Manfred Koch (Hrsg.): Unter Strom. Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe, Karlsruhe 2007 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 20) Ernst Otto Bräunche (Hrsg.): Die Karlsruher Mess. 100 Jahre Mess auf dem Messplatz an der Durlacher Allee, Karlsruhe 2012.