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Heinz Draheim


Heinz Draheim, 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A29/153/4/1.

Heinz Draheim

Geodät, * 5. November 1915 Schönfeld/Westpommern/Polen, † 25. April 2012.

Mit vier Jahren verließ Draheim seinen Geburtsort und kam nach Berlin, wo er 1935 das Abitur ablegte und anschließend Vermessungswesen (Geodäsie) an der Technischen Hochschule (TH) Berlin studierte. Ab 1939 nahm er als Soldat der Wehrmacht in Frankreich, Russland und Nordafrika am Zweiten Weltkrieg teil und geriet 1943 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 in den USA entlassen wurde.

Draheim kehrte als wissenschaftlicher Assistent an die TH Berlin zurück, wo er von 1949 bis 1959 als Oberingenieur tätig war. 1952 erfolgte die Promotion zum Doktor-Ingenieur, 1955 die Große Staatsprüfung für den höheren technischen Verwaltungsdienst und 1958 die Habilitation. 1959 erhielt Draheim einen Ruf als außerordentlicher Professor für Geodäsie an die TH Karlsruhe. Im folgenden Jahr wurde er persönlicher Ordinarius und Direktor des Geodätischen Instituts, 1962 ordentlicher Professor. 1964/65 fungierte Draheim als Leiter der Abteilung Bauingenieurwesen, 1965/66 war er Dekan der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen. 1968 wurde Draheim – zunächst für ein Jahr – zum Rektor der Fridericiana gewählt. Durch Wiederwahlen und geänderte Amtsperioden im Rahmen einer neuen Grundordnung blieb er dies 15 Jahre und war am Ende seiner Amtszeit der dienstälteste Hochschulrektor der Bundesrepublik.

Neben seiner akademischen Tätigkeit engagierte sich Draheim in zahlreichen weiteren Einrichtungen, wie dem weltweiten Dachverband der Vermessungsingenieure FIG (Fédération Internationale des Géomètres), dem er von 1970 bis 1972 als Präsident vorstand und zu dessen Ehrenpräsidenten er 1974 ernannt wurde. Außerdem war er Gründungsstifter der Dr.-Hugo-Rhein-Stiftung für Studentenunterkünfte in Karlsruhe und fungierte als erster Vorsitzender der 1972 gegründeten Gesellschaft der Freunde des Badischen Staatstheaters. Bereits 1962 hatte Draheim die Hauptschriftleitung der Fachzeitschrift für Geodäsie und Geoinformation allgemeine vermessungsnachrichten (avn) übernommen. Zudem betätigte er sich als Herausgeber der Sammlung Wichmann, einer Buch- und Schriftenreihe geodätischer Lehrbücher. Nach seiner Emeritierung war er Mitglied im Rundfunkrat des Süddeutschen Rundfunks.

Draheim erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ehrendoktortitel der TU Budapest 1973, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 1981, die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe 1982, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg 1984 sowie die Ernennung zum Kommandeur im l' Ordre des Palmes Académique 1989.

René Gilbert 2016

Quellen

KIT-Archiv 21001, 21002, 21005, 28002/84.

Werk

Allgemeine Formeln zur Berechnung der Richtungs- und Längenreduktion ausgewählter konformer Abbildungen, Diss. Berlin 1952; Aposphären als geodätische Rechenflächen, Habil.-Schr. Berlin 1958; Hochschule in der Residenz, in: Karlsruher Beiträge 6 (1991), hrsg. von der Stadt Karlsruhe 1991, S. 161-193; Nachruf des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), https://www.kit.edu/kit/pi_2012_10204.php (Zugriff am 16. März 2022).

Literatur

Heinz Gerhard Kahle (Hrsg.): Die Hochschulen in der Herausforderung der 70er Jahre – Festschrift zum 65. Geburtstag von Heinz Draheim, Karlsruhe 1980; Günter Schmitt: Heinz Draheim zum 80. Geburtstag, in: Geodätisches Institut der Universität Karlsruhe (Hrsg.): Festschrift für Heinz Draheim zum 80. Geburtstag, Eugen Kuntz zum 70. Geburtstag, Hermann Mälzer zum 70. Geburtstag, Karlsruhe 1995, S. 9 f.; Leonhard Müller: Zeitzeugen berichten: Professor Dr. ing. Dr. h. c. Heinz Draheim, in: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1998-2003, Karlsruhe 2004, S. 258 f., Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 10. März 2023); Klaus Peter Hoepke: Geschichte der Fridericiana. Stationen in der Geschichte der Universität Karlsruhe (TH) von der Gründung 1825 bis zum Jahr 2000, KIT Scientific Publishing, 2007.