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Werner Buckel


Werner Buckel, 1968, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A16/89/7/9.

Werner Buckel

Physiker, * 15. Mai 1920 Nördlingen, † 3. Februar 2003 Heidelberg, ∞ Maria.

Werner Buckel legte in Augsburg das Abitur ab und studierte anschließend in München und Erlangen Physik. Das Studium, das durch Kriegsdienst, Verwundung und Lazarettaufenthalt unterbrochen wurde, schloss er 1946 mit dem Diplom ab. Nach erfolgreicher Promotion 1948 in Erlangen bei Rudolf Hilsch wurde Buckel dessen Assistent und habilitierte sich 1954 an der Universität Göttingen. 1959 erhielt er eine Berufung an die Technische Hochschule (TH) Aachen, die er aber bereits im Folgejahr verließ, um an der TH Karlsruhe Direktor des Physikalischen Instituts zu werden. Trotz eines Rufs an die Universität München sowie Angeboten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig und des AEG-Forschungslaboratoriums in Frankfurt a. M. lehrte und forschte Buckel bis zu seiner Emeritierung 1985 in Karlsruhe. Eine Ausnahme stellte seine Freistellung in der Zeit von 1970 bis 1973 dar, als er an der Kernforschungsanlage Jülich (heute Forschungszentrum Jülich) das Institut für Supraleitung aufbaute.

Buckel galt zu seiner aktiven Zeit als einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der amorphen und ungeordneten Supraleiter. Bereits als Assistent entdeckte er zusammen mit seinem Doktorvater, dass Supraleitung auch in amorphen Metallen auftreten kann und nicht an die kristalline Struktur gebunden ist. Außerdem lieferte er wichtige Beiträge zur Struktur sowie zu elektronischem und magnetischem Verhalten amorpher und ungeordneter Metalle.

Für die TH Karlsruhe machte sich Buckel um den qualitativen Ausbau der Werkstatt des Physikalischen Instituts mit angeschlossener Lehrlingsausbildung sowie der Inbetriebnahme einer Heliumverflüssigungs- und Rückgewinnungsanlage verdient. Ebenfalls engagiert zeigte sich Buckel in der akademischen Selbstverwaltung. So arbeitete er an der Grundordnung der TH Karlsruhe, dem Physik-Stundenplan und an dem Entwurf der Leitungsstruktur des Physikalischen Instituts mit. Des Weiteren amtierte er von 1974 bis 1976 als Dekan der Fakultät für Physik. Außeruniversitär bekleidete er die Präsidentenämter der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (1971-1973) und der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (1986-1988). Von 1989 bis 1992 war er leitender Herausgeber der Fachzeitschrift Europhysics Letters.

Buckel galt als Kritiker der Kernenergie für zivile Zwecke ohne ausreichende Sicherheitsmaßnahmen und als Verfechter des Ausbaus der Solarenergie. Für seine wissenschaftliche Arbeit wurde Buckel mehrfach geehrt. So erhielt er 1982 und 1985 die Ehrendoktorwürden der Universitäten Gießen und Göttingen. Die Internationale Union für Reine und Angewandte Physik (IUPAP) verlieh ihm 1984 den Fritz London Memorial Award, die höchste Auszeichnung im Fachbereich Tieftemperaturphysik. 1985 wurde Buckel Ehrenmitglied des Indian Cryogenic Council, einem Gremium zur Beratung der indischen Regierung in Fragen der Tieftemperaturforschung und Kühltechnik. 1990 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1968 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, wurde Buckel 1999 Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und 2000 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

René Gilbert 2015

Quelle

KIT-Archiv 28002/55.

Werk

Die Physik in Karlsruhe, Rückblick und Ausblick, in: Die Fridericiana 1963 – Gedanken und Bilder aus einer Technischen Hochschule, Hans Freudenberg zum 75. Geburtstag, hrsg. von Otto Kraemer/Klaus Lankheit/Rolf Lederbogen/Johannes Wissinger, Karlsruhe 1964, S. 89-92; Supraleitung – Grundlagen und Anwendungen, Weinheim 1972; Phononenspektroskopie bei sehr hohen Frequenzen, in: Physikalische Blätter 29 (1973), S. 68-70; Supraleitung – ein makroskopisches Quantenphänomen, in: Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht Nr. 1, 1974; Nachdenken statt Nachrüsten – Wissenschaftler für den Frieden, Karlsruhe 1984 (als Hrsg.).

Literatur

Kurzbiographie Werner Buckel, in: Die Fridericiana 1963 – Gedanken und Bilder aus einer Technischen Hochschule, Hans Freudenberg zum 75. Geburtstag, hrsg. von Otto Kraemer/Klaus Lankheit/Rolf Lederbogen/Johannes Wissinger, Karlsruhe 1964, S. 161; Günter Albrecht: Nachruf Werner Buckel, in: Leibniz-Sozietät/Sitzungsberichte 60 (2003) 4, S. 30 f.; Hilbert von Löhneysen; Werner Buckel, in: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2003, S. 168-170.