Christian Gerthsen
Physiker, * 21. November 1894 Hörup auf Alsen/Dänemark, † 8. Dezember 1956 Karlsruhe, ∞ 1922 Elisabeth Tönsfeldt, 2 Söhne.
Der Sohn eines Hauptlehrers studierte seit 1913, unterbrochen durch den Militärdienst 1914-1918 und englische Kriegsgefangenschaft, Physik in Heidelberg, München, Göttingen und Kiel. In Kiel wurde er 1922 bei Walther Kossel promoviert und blieb dessen Assistent bis 1930. 1929 habilitierte er sich. Es folgte eine Anstellung als Privatdozent an der Universität Tübingen, ehe er 1932 einen Ruf als ordentlicher Professor für Experimentalphysik an der Universität Gießen annahm. 1939 erfolgte ein Wechsel an die Universität Berlin, wo er Direktor des I. Physikalischen Instituts und des Vierjahresplaninstituts für Atombauforschung wurde. Da der Wiederaufbau des Institus nach der völligen Kriegszerstörung über seine Kräfte ging, nahm Gerthsen 1948 den Ruf an die Technische Hochschule Karlsruhe an.
Hier betrieb er den Wiederaufbau des Fachbereichs Physik und des Physikalischen Instituts, dessen Direktor er bis zu seinem Tod 1956 blieb und setzte sich für den Bau eines modernen Physikhörsaales ein. Nach ihm wurde der 1956 fertiggestellte Gerthsen-Hörsaal benannt. Obwohl Gerthsen die theoretische Physik umfassend beherrschte, lag seine eigentliche Stärke im Experiment. Schwerpunkte seiner Arbeit bildeten die Anregung von Röntgenstrahlen durch Protonen und Alphateilchen und die Streuung von Protonen an Atomkernen. Bekannt ist Gerthsen als Verfasser eines Physik-Lehrbuchs, das zu den Standardwerken dieses Fachs gehört.
René Gilbert 2014
Werk
Ueber die elektrostatische Deutung der Eigenschaften von Lösungen, Diss. 1922; Prüfung des Feldverlaufes an der K-Schale mittels H-Strahlen, Habilitation 1929; Gerthsen Physik. Einführung in das physikalische Praktikum, Heidelberg 1960; zusammen mit Karl Bechert: Atomphysik, 4 Bde. 1944, 1954 (mehrere Neuauflagen).
Literatur
Otto Haxel: Gerthsen, Christian, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 6, Berlin 1964, S. 332 f.