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Marc Rosenberg


Marc Rosenberg

Kunsthistoriker, Kunstsammler, * 22. August 1851 Kamjanez-Podilskyj/Russisches Kaiserreich/heute Ukraine, † 4. September 1930 Baden-Baden, jüd., ∞ 1. Minna von Neuschotz († 1880), 2. 1882 Mathilde Warburg (1863-1922), 1 Sohn aus erster Ehe, 2 Töchter aus zweiter Ehe.

Aufgewachsen in St. Petersburg, Kiew und Paris lernte Rosenberg zunächst Kaufmann und Bankier, bevor er in Bonn und Heidelberg Kunstgeschichte und Archäologie studierte. 1877 wurde er bei Karl Bernhard Stark, Ordinarius für Klassische Archäologie in Heidelberg, promoviert. Nach einer Station am Kunstgewerbemuseum Leipzig und seiner maßgeblichen Beteiligung am Katalog der Kunst- und Kunstgewerbeausstellung in Karlsruhe 1881 folgte 1883 die Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten für die Geschichte des Kunsthandwerks an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe. 1887 wurde Rosenberg zum außerordentlichen Professor ernannt, 1893 erhielt er eine ordentliche Honorarprofessur für dekorative Malerei, Kunstgewerbe und Kleinkunst. 1911 beendete Rosenberg seine Lehrtätigkeit in Karlsruhe.

Internationale Bekanntheit als Kunsthistoriker erlangte Rosenberg durch sein 1890 erstmals erschienenes Nachschlagewerk Der Goldschmiede Merkzeichen. Darin legte er eine umfassende Übersicht von Beschau- und Meisterzeichen in der Goldschmiedekunst (Dritte Auflage 10.000 Zeichen) vor. Die Arbeit, die in der Kunstgeschichte zu einem unentbehrlichen Orientierungsmittel avancierte, beeindruckt vor allem wegen ihrer internationalen Ausrichtung sowie ihrer beispielhaften Systematik und Typographie.

Als leidenschaftlicher Kunstsammler betätigte sich Rosenberg in der Sammlung von Zeugnissen zur badischen Geschichte sowie zur Kunst und Kultur. Die finanziellen Möglichkeiten hierzu bekam er durch seinen Vater, der im Holzhandel und Zuckergeschäft tätig war, und durch familiäre Verbindungen zu den Bankhäusern Günzburg und Warburg. Seine berühmt gewordene Badische Sammlung umfasste Urkunden und Auszeichnungen, Lehr- und Gesellenbriefe, Autographen, Bilder badischer Uniformen, Bauerntrachten und historische Naturdenkmäler sowie Gedenkblätter an Personen und Ereignisse. Etwa die Hälfte dieser kostbaren Sammlung wurde 1915 in seinem Anwesen auf dem Schmiedsberg in Schapbach (heute Bad Rippoldsau-Schapbach) durch Brandstiftung vernichtet, die andere Hälfte erwarb das Generallandesarchiv Karlsruhe 1923. Neben diesem erheblichen materiellen Verlust hatte Rosenberg den vorzeitigen Tod seiner beiden Ehefrauen und seiner drei Kinder zu beklagen. Er selbst starb – in Deutschland und im Ausland allseits hoch geschätzt – 1930 in Baden-Baden, wurde allerdings in Würzburg begraben.

An Auszeichnungen erhielt Rosenberg 1891 das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, 1893 die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. e. h) der TH Karlsruhe sowie 1906 das Ritterkreuz des russischen St. Annen-Ordens. Außerdem wurde er 1903 zum Badischen Hofrat und 1908 zum Geheimen Hofrat ernannt.

René Gilbert 2015

Quelle

GLA 60 Nr. 915, Sammlung Rosenberg.

Werk

Der Hochaltar im Münster zu Altbreisach, nebst einer Einleitung über die Baugeschichte des Münsters und drei Excursen, Diss. Heidelberg 1877; Alte kunstgewerbliche Arbeiten auf der Badischen Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung zu Karlsruhe 1881, Frankfurt a. M. 1882; Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, Heidelberg 1882; Der Goldschmiede Merkzeichen 1890; Die Kunstkammer im Grossherzoglichen Residenzschlosse zu Karlsruhe, Karlsruhe 1892; Schwedische Merkzeichen, Karlsruhe 1910; Der Goldschmiede Merkzeichen, 4 Bände 1922-1928; Geschichte der Goldschmiedekunst auf technischer Grundlage, 3 Bände 1910-1922; Von Paris von Troja bis zum König von Mercia: Die Geschichte einer Schönheitskonkurrenz, Darmstadt 1930.

Literatur

N. N.: Trauerfeier am 9. September 1930 in Baden-Baden – Geh. Hofrat Professor Dr. Marc Rosenberg Dr.-Ing. e.h. starb am 4. September 1930 im 80. Lebensjahr, Darmstadt 1930; Josef Sauer: Marc Rosenberg, in: Oberrheinische Kunst – Jahrbuch der oberrheinischen Museen 5 (1932), S. 241-244; Klaus-Peter Hoepke: Hochschullehrer-Biographien, in: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. von Heinz Schmitt/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch, Karlsruhe 1988, S. 439-450, hier S. 448-450 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8), Buch zum Download (PDF); Johann Michael Fritz: Rosenberg, Marc, in: Badische Biographien NF, Bd. IV, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1996, S. 240-242, https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116622423/biografie (Zugriff am 11. Mai 2022).