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Friedrich Wilhelm Karl Ernst Schröder


Friedrich Schröder, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1418.

Friedrich Wilhelm Karl Ernst Schröder

Mathematiker, Logiker, * 25. November 1841 Mannheim, † 16. Juni 1902 Karlsruhe, ev., ledig.

Ernst Schröder wurde als ältester Sohn des damaligen Direktors der Höheren Bürgerschule (Realgymnasium) Mannheim geboren. Nachdem er zunächst die Bildungsanstalt des Vaters besucht hatte, war er von 1856 bis 1860 Schüler am Mannheimer Lyzeum. Nach dem Abitur studierte Schröder, der schon als Jugendlicher mehrere europäische Sprachen beherrschte, Mathematik, Physik und Chemie in Heidelberg und wurde bereits 1862 zum Doktor der Philosophie promoviert. Mit einem Stipendium setzte er seine Studien bis 1864 in Königsberg fort und bestand anschließend in Karlsruhe die Lehramtskandidatenprüfung für Mathematik und Naturwissenschaften. Statt in den badischen Schuldienst einzutreten, ging Schröder an das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich, wo er sich in Mathematik habilitierte und bis 1868 an der Kantonsschule unterrichtete. Danach kehrte Schröder ins Badische zurück und verbrachte nach einer Episode an der Höheren Bürgerschule Karlsruhe seine Referendarzeit am Pädagogium Pforzheim.

Im Deutsch-Französischen Krieg leistete Schröder von Juni bis November 1870 freiwilligen Kriegsdienst als Bedienungskanonier. Eine längere Militärzeit verhinderte die Schulbehörde, die ihn für den Schuldienst zurückforderte und zum Professor am Pro- und Realgymnasium Baden-Baden ernannte. 1874 folgte Schröder einem Ruf als Ordinarius für Mathematik an der Technischen Hochschule (TH) Darmstadt, wechselte jedoch 1876 auf den gleichen Lehrstuhl an der TH Karlsruhe. Hier lehrte er bis zu seinem Tod Zahlentheorie, Trigonometrie und höhere Analysis. Im Studienjahr 1890/91 amtierte Schröder als Rektor.

Schröder gilt als einer der bedeutendsten deutschen Mathematiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er lieferte wichtige Arbeiten zur symbolischen Logik und theoretischen Algebra. Die Schröder-Zahlen und das Ernst-Schröder-Zentrum für Begriffliche Wissensverarbeitung in Darmstadt sind nach ihm benannt. Darüber hinaus ist er einer der Namensgeber für den Satz von Cantor-Bernstein-Schröder, einer Aussage aus der Mengenlehre.

Seine bemerkenswerte Frühreife in naturwissenschaftlichen und sprachlichen Fächern brachte Schröder bereits als Kind in die Position des wenig engere Kontakte pflegenden Sonderlings, die er auch später nicht abzulegen verstand. Mit umso mehr Leidenschaft ging Schröder seinem Hobby nach. Er war begeisterter Sportler und betrieb unter anderem Wandern, Bergsteigen, Schwimmen, Reiten und besonders Fahrradfahren. Für seine Arbeit erhielt Schröder 1891 das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen und 1900 die Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaille. 1899 wurde er zum Hofrat ernannt.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 76/10053, 448/2330; KIT-Archiv 10001/2330, 28002/437.

Werk

Lehrbuch der Arithmetik und Algebra für Lehrer und Studierende, Baden-Baden/Leipzig 1873; Der Operationskreis des Logikkalküls, Karlsruhe/Leipzig 1877; Vorlesungen über die Algebra der Logik, 3 Bde., Karlsruhe 1890-1895.

Literatur

Jacob Lüroth: Ernst Schröder †, in: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 12 (1903), S. 249-265; Richard Baldus: Ernst Schröder, in: Badische Biographien, Bd. 6, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1935, S. 377-379, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/153796 (Zugriff am 16. März 2022); Randall R. Dipert: Ein Karlsruher Pionier der Logik. Ernst Schröders Beitrag zur Logik und den Grundlagen der Mathematik, in: Fridericiana 27 (1980), S. 23-44.