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Ludwig Christian Wiener


Christian Wiener, um 1885, KIT-Archiv Karlsruhe 10001, 2518.

Ludwig Christian Wiener

Mathematiker, Physiker, Philosoph, * 7. Dezember 1826 Darmstadt, † 31. Juli 1896 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1855 Pauline Hausrath (1835-1865), 2. 1869 Leopoldine Katharine Josepha von Froben (1834-1919), 3 Söhne aus erster Ehe, 1 Sohn aus zweiter Ehe.

Christian Wiener, Sohn eines großherzoglich hessischen Kriminalrichters, studierte nach dem Abitur, das er mit 16 Jahren ablegte, ab 1843 Architektur und Ingenieurwesen in Gießen. Nach der Staatsprüfung 1847 erhielt Wiener einen Lehrauftrag für Physik, Mechanik, Hydraulik und darstellende Geometrie an der Höheren Gewerbeschule (später Technische Hochschule) in Darmstadt. 1850 folgten die Promotion und die Habilitation im Fach Mathematik in Gießen. Anschließend absolvierte Wiener ein Aufbaustudium in Maschinenbau am Karlsruher Polytechnikum bei Ferdinand Redtenbacher. Der Rückkehr nach Gießen und kurzer Tätigkeit als Privatdozent folgte im Januar 1852 die Erteilung eines Lehrauftrags für darstellende und praktische Geometrie am Polytechnikum und im Juli die Ernennung zum Professor für dieses Fach als Nachfolger von Guido Schreiber.

In seiner fast viereinhalb Jahrzehnte währenden Tätigkeit in Karlsruhe beschäftigte sich Wiener neben seinem eigentlichen Lehrfach auch mit Physik und philosophischen Fragen in dem Bestreben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Viele seiner auf diesen Gebieten gewonnenen Erkenntnisse stellte er im Naturwissenschaftlichen Verein zu Karlsruhe der Öffentlichkeit vor.

Als sowohl bei Studenten wie Kollegen geachteter Wissenschaftler zeichnete sich Wiener durch einen integren Charakter, einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit sowie eine herzliche Liebenswürdigkeit aus. Das hierdurch erworbene Vertrauen verschaffte ihm die Möglichkeit, aktiv in der Organisation des Polytechnikums bzw. der Technischen Hochschule Karlsruhe mitzuwirken und zwar als Direktor, zu dem er dreimal gewählt wurde (1869/70, 1881/82, 1891/92). Zusätzlich fungierte Wiener als Gewerbeschulvisitator, als Mitglied des Großherzoglichen Gewerbeschulrats und als außerordentliches Mitglied des Großherzoglichen Oberschulrats. Außerdem galt sein Interesse einer Reform der Mittelschule, die er im Hinblick auf die Bedürfnisse künftiger Techniker unterstützte.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Wiener 1875 zum Hofrat und 1880 zum Geheimen Hofrat ernannt. Bereits 1869 hatte er das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen erhalten.

René Gilbert 2015

Quellen

Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1896, Jg. 12, Karlsruhe 1897, S. 108, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 7. September 2022); GLA 448/7, 76/10086, 235/4237; KIT-Archiv 28002/512.

Werk

Bestimmte Lösung der Aufgabe über die Vertheilung eines Drucks auf mehr als drei Stützpunkte, Diss. Gießen 1850; Rein geometrische Theorie der Darstellung binärer Formen durch Punktgruppen auf der Geraden, Habil.-Schrift Gießen 1850; Die Grundzüge der Weltordnung, Leipzig 1863; Erklärung des atomistischen Wesens des tropfbar-flüssigen Körperzustandes und Bestätigung desselben durch die sogenannten Molekularbewegungen, in: Annalen der Physik und Chemie 118 (1863), S. 79-94; Über Vielecke und Vielfläche, Leipzig 1864; Über die Stärke der Bestrahlung der Erde durch die Sonne in ihren verschiedenen Breiten und Jahreszeiten, in: Zeitschrift für Mathematik und Physik 22 (1877), S. 341-368; Begründung der Sittenlehre, Darmstadt 1879; Lehrbuch der darstellenden Geometrie, 2 Bde., Leipzig 1884, 1887; Die Freiheit des Willens, Karlsruhe 1891; Über die Schönheit der Linien, in: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe 11 (1896), S. 47-73.

Literatur

N.N.: Zur Erinnerung an Dr. Christian Wiener, Karlsruhe 1896; Hermann Wiener: Wiener, Christian, in: Allgemeine deutsche Biographie (ADB), Bd. 42, Leipzig 1897, S. 790-792; Otto Wiener: Christian Wiener zum hundertsten Geburtstag, in: Die Naturwissenschaften, Heft 4/1927, S. 81-84; Alexander von Brill/Leonhard Sohncke: Christian Wiener, in: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 6 (1897), S. 46-69.