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Wilhelm Theodor Gottlieb Sehring


Wilhelm Sehring, um 1885, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1458.

Wilhelm Theodor Gottlieb Sehring

Schriftsteller, Dichter, Lehrer, * 12. April 1816 Königsberg/Ostpreußen, † 24. April 1900 Karlsruhe, ev., ∞ 1849 Louise Auguste Katharine Hoetsch (1818/19-1903), 3 Söhne, 1 Tochter.

Wilhelm Sehring war der älteste Sohn eines ostpreußischen Kleinkaufmanns. Seine Kindheit war von großen Schicksalsschlägen geprägt. So verlor er früh Mutter und Vater, woraufhin er bis zu seinem 14. Lebensjahr in einem Waisenhaus lebte. Anschließend kam Sehring zu Verwandten nach Berlin, um in der dortigen Blindenanstalt die Ausbildung zum Lehrer zu absolvieren (Sehring hatte in seiner Kindheit ein Auge verloren). Nebenbei betrieb er literarische Studien und arbeitete nach Abschluss seiner Ausbildung kurze Zeit als Hauslehrer auf einem Gut.

Ein unstetes Wanderleben trieb Sehring nach Leipzig, Dresden und Wien. Anschließend ging er als Hauslehrer nach Baden (Löffingen, Freiburg) und in einen elsässischen Pfarrhaushalt. Doch auch hier hielt es Sehring nicht lange, sodass er auf Vermittlung des befreundeten Dichters Ferdinand Freiligrath als Privatlehrer für Geschichte und Literatur nach Stuttgart weiterzog. Seine literarischen, politischen und historischen Vorträge, die er in der württembergischen Residenzstadt hielt, brachten ihm breite Anerkennung ein. Trotz seiner Heirat mit einer Schwäbin wurde Sehring in Südwestdeutschland zunächst nicht sesshaft und kehrte 1850 in seine ostpreußische Heimat zurück. Nach Stationen in Königsberg, Memel und Elbing ließ er sich in Braunsberg (heute Braniewo) nieder.

Mitte der 1860er-Jahre unternahm Sehring eine Vortragsreise nach Baden. Seine Vorträge in der Karlsruher Museumsgesellschaft, die ein reges Interesse fanden, brachten ihm in der Folge eine Anstellung als Lehrer für Geschichte und Literatur am Privatinstitut der Adelheid (Addy) Friedländer ein. Sehring übte diese Tätigkeit 20 Jahre bis zu seinem 70. Lebensjahr aus. Nebenbei ging er weiter seiner schriftstellerischen Tätigkeit nach. Patriotische Bekundungen und die Beschäftigung mit dem deutschen Kaiserreich in all seinen Facetten bestimmen sein Werk. Außerdem zeichnete Sehring zum 70. Geburtstag des badischen Großherzogs Friedrich I. 1896 für die Neutextung der um 1844 von Ludwig Bräutigam geschriebenen Badischen Volkshymne (Komposition Felix Mottl) verantwortlich.

Anlässlich seines 80. Geburtstags ernannte der Karlsruher Schriftsteller- und Journalistenverein Sehring zu seinem Ehrenmitglied. Kurz vor seinem Tod konnte Sehring, der nach seinem Eintritt in den Ruhestand erblindet war, Goldene Hochzeit feiern. Von seinen vier Kindern überlebte ihn nur der jüngste Sohn.

Sein literarischer Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Karlsruhe.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 7/NL Sehring (Nachlass Wilhelm Sehring), 8/StS 5 Nr. 31, Nr. 35, Nr. 58; GLA 60 Nr. 339, Nr. 986.

Werk

Lust und Scherz – Jugendalbum erzählender Dichtungen humoristischen Inhalts, Berlin 1866; Freiheit und Vaterland. Gesammelte Schriften, Karlsruhe 1871; Kaiser Wilhelm I., der Siegreiche und Fürst Bismarck, sein Reichskanzler, Karlsruhe 1888; Vom Konzil zu Nicäa bis zum Westfälischen Frieden 325 bis 1648. Eine Geschichts-Dichtung in neun Büchern, Berlin 1890; Deutschland und Rom – Vaterlandsgrüße, Berlin 1890; Badenia als Tochter Germanias oder Großherzog Friedrich von Baden und die deutschen Hohenzollernkaiser – Gedenkblätter badischer Heimathfeste, 9. September 1867 bis 9. September 1890, Berlin 1890; Hie Welf! Hie Zollern! – Gedanken und Gedichte zur neuesten Geschichte Deutschlands, Berlin 1890; Die Deutsche Burschenschaft 1815-1871. Gesänge zur Vaterlandsgeschichte, Basel 1895.

Literatur

Thomas Cathiau: Sehring, Wilhelm, in: Badische Biographien AF, Band V, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 719-721; Waltraud Linder-Beroud: Wie badisch ist das Badnerlied? Zur Geschichte der Landeshymnen in Baden und Württemberg, in: Volkslied, Hymne, politisches Lied – populäre Lieder in Baden-Württemberg, hrsg. von Eckhard John, Münster [u. a.] 2003, S. 54-95, hier S. 73, S. 91.