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Friedrich Alfred Schmid (seit 1942 Schmid Noerr)


Friedrich Alfred Schmid Noerr, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 668.

Friedrich Alfred Schmid (seit 1942 Schmid Noerr)

Schriftsteller, Philosoph, * 30. Juli 1877 Durlach/Stadt Karlsruhe, † 12. Juni 1969 Percha/Lkr. Starnberg, ev., ∞ 1. 1919 Clara (Cläre) Romberg (1880-1960) o|o 1939, 2. 1941 Marie Elisabeth von Bültzingslöwen (1909-1978), 1 Sohn aus zweiter Ehe.

Friedrich Alfred Schmid Noerr, als Sohn eines Landwirtschaftslehrers in Durlach geboren, besuchte das humanistische Gymnasium in Tauberbischofsheim, wo der Vater eine Stelle im badischen Staatsdienst angenommen hatte. Nach dem Abitur 1896 studierte Schmid Noerr Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaften in Freiburg, Heidelberg, Straßburg und Berlin. 1904 wurde er in Freiburg im Fach Philosophie promoviert. 1906 erfolgte die Habilitation an der Universität Heidelberg. Anschließend lehrte Schmid Noerr als Privatdozent in Heidelberg, bis er 1911 eine außerordentliche Professur für Philosophie und Ästhetik erhielt. Diese Position gab er 1917 auf, um fortan als freier Autor zu arbeiten und siedelte nach München über. 1918 ließ er sich in Percha dauerhaft nieder.

Schmid Noerrs umfangreiches Œuvre ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen weist es eine hohe Zahl an Themen auf, zum anderen sind diese Themen in vielen verschiedenen literarischen Genres verarbeitet. So schrieb Schmid Noerr Romane, Erzählungen, Dramen, Gedichte, Essays, Sagen und Märchen, wobei die Handlungsorte der Geschichten oft in Süddeutschland angesiedelt sind. Bei den darin vorkommenden Gestalten handelt es sich sowohl um mythische Sagenfiguren als auch um historische Personen. In seinen philosophischen, kultur- und religionswissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte sich Schmid Noerr besonders mit dem Christentum und dem Einfluss desselben auf das Germanentum. Des Weiteren ging er verschiedenen Mythen und Sagen nach. Sein Buch Ehre und Glück des Volkes wurde 1933 noch vor dessen Erscheinen von den Nationalsozialisten verboten.

In Form von staatsphilosophisch-staatspolitischen Schriften beteiligte sich Schmid Noerr ab Mitte der 1930er-Jahre im Kreis um den Wehrmachtsgeneral Ludwig Beck aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus. So erarbeitete er von 1936-1939 den Entwurf einer deutschen Reichsverfassung und legte 1939 ein Aktionsprogramm zur Beseitigung der Hitler-Herrschaft vor. 1940 veröffentlichte er die Schrift Aufrufe an das deutsche Volk und die Textsammlung Reden und Vortragsentwürfe zur Volksaufklärung und Neubestimmung nationaler Zielsetzungen.

Für sein schriftstellerisches Werk erhielt Schmid Noerr 1927 den Lyrikpreis der Fastenrath-Stiftung Köln, 1929 den Carl Schünemann-Preis für den Roman Frau Perchtas Auszug sowie 1958 den Johann-Peter-Hebel-Preis. Aufgrund seiner antifaschistischen Haltung im "Dritten Reich" wurde ihm 1963 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

René Gilbert 2015

Quelle

Universitätsarchiv Heidelberg A-219/PA.

Werk

Die Philosophie Fichtes mit Rücksicht auf die Frage nach der "veränderten Lehre", Diss. Freiburg 1904; Friedrich Heinrich Jacobi. Eine Darstellung seiner Persönlichkeit und seiner Philosophie als Beitrag zu einer Geschichte des modernen Wertproblems, Habil.-schrift Heidelberg 1908; Zwiewelewick. Der Schatz- und Schutzgeist der guten Markgrafenstadt Durlach, Berlin 1908; Sechs Betrachtungen über Möglichkeit und Gegenstand der Philosophie der Kunst, Tübingen 1914; Frau Perchtas Auszug, Berlin 1928; Götter, Dämonen und Gewissen, Berlin 1938; Liebe und Wandern in schwäbischer Landschaft, 1952; Die Hohenstaufen. Mythos und Sage, Aufgang und Schicksal, Sinnbild und Untergang, Stuttgart 1955; Erlebtes und Überliefertes. Ansätze einer Lebensbeschreibung, in: Ekkhart 1963, S. 92-101; Der Mystiker. Wesensbeschreibung eines menschlichen Urbilds, München 1967.

Literatur

Wilhelm Zentner: Zum Tode von Friedrich Alfred Schmid Noerr, in: Ruperto Carola 47 (1969), S. 59-61; Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932 Bd. 2, Berlin/Heidelberg 1986, S. 236; Friedrich Alfred Schmid Noerr, in: Der Johann-Peter-Hebel-Preis 1936-1988, bearbeitet von Manfred Bosch, Waldkirch 1988, S. 168-176.