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Juliana von Stockhausen


Juliana von Stockhausen

Schriftstellerin, * 21. Dezember 1899 Lahr, † 28. April 1998 Ingelheim am Rhein, kath., ∞ 1924 Ferdinand Maria Graf von Gatterburg (1899-1950), 3 Söhne, 2 Töchter.

Juliana von Stockhausen wurde 1899 in Lahr geboren, wohin ihr Vater, ein Offizier, im Jahr zuvor zum Infanterie-Regiment 169 versetzt worden war. Dessen militärische Laufbahn führte die vierköpfige Familie (zwei Töchter) 1910 nach Köln und anschließend weiter nach Kassel, Arolsen, Coburg und Meiningen. Abgesehen vom Schloss ihrer Großeltern in Eberstadt im Odenwald, hegte Stockhausen heimatliche Gefühle vor allem für Lahr und Coburg. In letztgenannter Stadt entstanden 1913 ihre ersten Texte.

Nachdem Stockhausens schriftstellerisches Talent von unabhängiger Seite bestätigt worden war, veröffentlichte sie 1918 mit Das große Leuchten ihren Debütroman. Spielte dieser zur Zeit des schwäbischen Bauernkriegs, erzählte der zwei Jahre später erschienene zweite Roman Brennendes Land von den Verheerungen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs. Mit dem 1924 erschienenen Roman Die Soldaten der Kaiserin über die österreichische Kaiserin Maria Theresia, der eine Auflage von 100.000 Exemplaren erreichte, gelang ihr schließlich der literarische Durchbruch.

Die folgenden zehn Jahre lebte Stockhausen mit ihrem Mann in Wien, wo sie an dem zweibändigen Roman Greif arbeitete. Dieses Werk über eine badische Adelsfamilie am Beginn des 19. Jahrhunderts deckt mit den Handlungsorten Mannheim, Karlsruhe, Durlach, Ettlingen und Freiburg einen Großteil des jungen badischen Mittelstaats ab. 1934 bezog die Familie das Schloss Eberstadt. Mit dem Roman Die güldene Kette (1938) kehrte Stockhausen auch literarisch in den Odenwald zurück.

Vor dem Hintergrund historischer Ereignisse werden in Stockhausens Werken meist Familiengeschichten ausgebreitet, die von starken Frauenfiguren (Sofie Rüdt von Collenberg, Maria Theresia, Camilla von Greif, Maria Heidin von Königheim) getragen werden. Die Stärke ihrer Erzählkunst liegt insbesondere in der Beschreibung des Einflusses, den Landschaft, Tradition und Kultur auf die handelnden Personen ausüben. Mitte der 1970er-Jahre führte ein Schlaganfall zu einem abrupten Ende ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Ein geplanter zweibändiger autobiographischer Roman blieb unvollendet (Auf Immerwiedersehen, 1977). Für ihr literarisches Werk erhielt Stockhausen 1960 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse sowie 1985 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

René Gilbert 2015

Werk

Das große Leuchten, 1918; Brennendes Land, 1920; Die Lichterstadt, Kempten 1921; Die Soldaten der Kaiserin, Kempten 1924; Maria und der Maler, München 1936; Die güldene Kette, Leipzig 1938; Schicksal am Meer, Reutlingen 1939; Die Nacht von Wimpfen, Straßburg 1941; Im Zauberwald, Leipzig 1943; Die Ohrringe, Hannover 1954; Bitteres Glück, Hannover 1955; Auf Immerwiedersehen, Stuttgart 1977.

Literatur

Anna Maria Renner: Juliana von Stockhausen – Werk und Schaffen der Dichterin, in: Ekkhart 1941, S. 70-78; Karl Willy Straub: Juliana von Stockhausen – Vom feudalen Weltbild zum sozialen Ethos, in: Ekkhart 1955, S. 38-40; Klaus Kaltenbach: Juliana von Stockhausen – eine Schriftstellerin aus Lahr, in: Badische Heimat 81 (2001), S. 734-737; Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen – Ein Lexikon, Köln, Weimar, Wien 2010, S. 821 f.