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Johann Evangelist Brandl


Johann Evangelist Brandl, um 1820, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 148.

Johann Evangelist Brandl

Komponist, Violinist, Musikdirektor, * 14. November 1760 Rohr/Lkr. Kelheim, † 25. Mai 1837 Karlsruhe, kath., ∞ 1793 Christina Ott, 1 Tochter.

Johann Evangelist Brandl, Sohn eines Jägers, erhielt zunächst Musikunterricht im Kloster Rohr und kam mit neun Jahren ins Priesterseminar München. 1774 wurde Brandl Seminarist in Neuburg/Donau, wo er die Entscheidung traf, eine musikalische Laufbahn einzuschlagen. Durch Vermittlung des Abts des Benediktinerklosters Donauwörth kam Brandl 1778 für ein Jahr an das Collegium Willibaldinum in Eichstätt und ging nach einem weiteren Jahr im Kloster Heiligkreuz in Donauwörth 1779 nach Freiburg i. Br., um Jura zu studieren. Aus finanziellen Gründen gab er diesen Wunsch allerdings auf und verdiente sich stattdessen den Lebensunterhalt mit Gesangsunterricht. Parallel dazu verbesserte Brandl sein Violinspiel, so dass er öffentliche Konzerte geben konnte, die ihn bis in die Schweiz führten.

1784 holte Fürst Ludwig zu Hohenlohe-Waldenburg Brandl als Kapellmeister an seinen Hof in Bartenstein. Hier blieb er fünf Jahre, ehe ihn 1789 eine erfolgreiche Bewerbung als Musikdirektor an den Hof des Fürstbischofs von Speyer, August von Limburg-Stirum, nach Bruchsal führte. Da der Regent kein besonderer Musikliebhaber war und von seiner Hofkapelle nur ein Minimum an Aufführungen verlangte, blieb Brandl viel Zeit zum Komponieren.

Im Zuge der Französischen Revolution flohen der Fürstbischof und mit ihm Brandl im Oktober 1792 nach Veitshöchheim, Augsburg und Freising und kehrten im April 1793 nach Bruchsal zurück. In der Folgezeit reduzierte der Fürstbischof die Konzerte der Hofkapelle stark und nach der Besetzung des Bistums durch französische Truppen 1799 wurde der Betrieb gänzlich eingestellt. Brandl sah sich daraufhin nach einer anderen Tätigkeit um, scheiterte jedoch 1802 mit seiner Bewerbung als Kapellmeister an der Stuttgarter Oper. Erst nach Auflösung des Bruchsaler Orchesters 1806 und der teilweisen Übernahme der Musiker durch die Badische Hofkapelle erhielt er eine Stelle als zweiter Musikdirektor und erster Geiger in Karlsruhe. 1810 wurde Brandl zum Ersten Musikdirektor (Hofmusikdirektor) ernannt und 1824 pensioniert.

Die Fülle an Anregungen für das eigene Schaffen, die Brandl in Karlsruhe antraf, drückte sich unter anderem in der Komposition bzw. den Uraufführungen (UA) der drei Opern "Triumph des Vaterherzens" (UA 15. Januar 1811), "Omar der Gute" (UA 24. August 1811) und "Nanthild, das Mädchen von Valbella" (UA 19. Mai 1813) aus. Brandls weiteres Werk, das Vokal-, Kammer- und Orchestermusik umfasst und deutliche Bezüge zu Mozart und Haydn aufweist, erfreute sich insbesondere im Ausland hoher Beliebtheit. Hervorzuheben sind hierbei die Streich- und Flötenquartette sowie die Quintette für Fagott.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 390/1979 (Bild 146); StadtAK 7/Nl Zollner 776.

Werk

Germania, Singspiel 1800; (Opern) Triumph des Vaterherzens, 1811; Omar der Gute, 1811; Nanthild, das Mädchen von Valbella, 1813; Fagottquintette op. 14 & op. 52 Nr. 1 & 2; Quintette für Fagott, Klavier & Streichtrio opp. 13, 61, 62.

Literatur

Friedrich Leinert: Johann Evangelist Brandl als Lieder- und Kammermusikkomponist, Wolfenbüttel 1937; Günter Birkner: Brandl, Johann, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 2, Berlin 1955, S. 528; Klaus Häfner/Friedrich Leinert: Brandl, Johann Evangelist, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Bd. 3, 2. neu bearb. Aufl., hrsg. von Ludwig Finscher, Kassel 2000, Spalte 735-737; Bruno Jahn (Bearb.): Deutsche biographische Enzyklopädie der Musik, Bd. 1, München 2003, S. 100.