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Anton Haizinger


Anton Haizinger, um 1860, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 550.

Anton Haizinger

Kammersänger (Tenor), * 14. März 1796 Wilfersdorf/Niederösterreich, † 31. Dezember 1869 Karlsruhe, ∞ 1827 Amalie Neumann, geb. Morstadt, 1 Sohn, 2 Stieftöchter.

Anton Haizinger, Sohn eines Dorflehrers, erhielt bereits als Knabe väterlichen Gesangs- und Klavierunterricht. Daneben sang er in kirchlich-musikalischen Aufführungen seiner Heimatregion. Obgleich seine Stimme sich bereits als Jüngling zu einer außerordentlichen Reife ausgebildet hatte, verzichtete Haizinger zunächst auf eine Gesangskarriere und wurde ebenfalls Lehrer. In seiner Freizeit setzte er seine Gesangausbildung freilich bei Ludwig Schwarzböck und Joseph Mozatti fort. Damit einhergehende vermehrte Bühnenauftritte führten zu einem Wiederaufleben seiner Leidenschaft zum Singen. Zum Beruf wurde diese, als ihm 1821 nach einem Auftritt im Theater an der Wien Graf Palffy eine gut bezahlte Stelle an gleicher Bühne anbot. Haizinger sang daraufhin dramatische Rollen wie den Gianetti in Gioachino Rossinis Die diebische Elster oder den Lindoro in Die Italienerin in Algier, womit er glänzende Erfolge erzielte. Zudem sang er Tenor-Soli bei der Uraufführung von Ludwig van Beethovens Neunter Sinfonie am 7. Mai 1824 im Wiener Theater am Kärntertor.

Nach weiterbildenden Studien bei Antonio Salieri beendete Haizinger 1825 seine Tätigkeit in Wien und gab Gastspiele in Frankfurt a. M., Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe. Sein Auftritt in der badischen Residenz begeisterte den damaligen Intendanten des Großherzoglichen Hoftheaters Joseph von Auffenberg so sehr, dass dieser ihm ein lebenslanges Engagement am Karlsruher Hoftheater offerierte. Haizinger nahm das Angebot an und hatte als großherzoglicher Kammersänger entscheidenden Anteil an der Neuorganisation der Oper. Obgleich Haizinger aufgrund seiner meisterhaften Sangeskunst in der Folgezeit der unbestrittene Star der Karlsruher Oper wurde, bezeichneten manche Kritiker Haizingers Darstellung als mangelhaft. Dennoch führten ihn mehrere Tourneen nach Paris (1828-1830), London (1830/31) und St. Petersburg (1835).

1858 wurde Haizinger auf eigenen Wunsch pensioniert und trat nur noch gelegentlich auf. Mit seiner nun eingerichteten Gesangsschule verstärkte er die bereits während seiner Bühnentätigkeit in geringem Umfang begonnene Ausbildung des Sängernachwuchses. Zudem gab er mehrere gesangspädagogische Werke heraus. Haizinger förderte das musikalische Leben in Kirchen, Vereinen und Schulen. Er wirkte darüber hinaus an der Gründung des Musikbildungsvereins, der ersten Karlsruher Musikschule, mit.

1903 wurde nach Haizinger und seiner Frau Amalie, die bis 1845 ebenfalls am Badischen Hoftheater engagiert war, in der Oststadt die Haizingerstraße benannt.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 56/289, 57/197.

Werk

Handbuch des Gesangs, o. O. o. J.

Literatur

Heinrich Giehne: Haizinger, Anton, in: Badische Biographien, Bd. I, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 330-332 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Joseph Kürschner: Haizinger, Anton, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Bd. 10, Leipzig 1879, S. 394; Wilhelm Kosch (Begr.): Artikel Haizinger, Anton, in: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 1, Klagenfurt 1953, S. 675; Günther Haass: Theater am großherzoglichen Hof 1806-1846, in: Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, hrsg. vom Badischen Staatstheater Karlsruhe und Generallandesarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 1982, S. 28-43, hier S. 38 f.; Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Artikel Haizinger, Anton, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. II, Wien 1993, 2. Aufl., S. 155; Karl J. Kutsch: Großes Sängerlexikon, 4., erweit. und aktual. Aufl., Bd. 3: Franc – Kaidonoff, München 2003, S. 1931 f.