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Wilhelmine Theodore Friderike Schrickel


Wilhelmine Schrickel, Lithographie 1846, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1417.

Wilhelmine Theodore Friderike Schrickel

Kammersängerin (Sopran), * 16. September 1813 Karlsruhe, † Oktober 1895 Baltimore/Maryland/USA, ev., ∞ 1844 Joseph Steinmüller (1810-1853), 2 Söhne.

Wilhelmine Schrickel wurde als eine von drei Töchtern des Medizinalrats und Karlsruher Hofapothekers Karl Wilhelm Schrickel geboren. Ihre frühe Neigung zur Musik veranlasste die Eltern, dem Mädchen, das von allen Mina genannt wurde, zunächst Klavier- und später Gesangsunterricht zu ermöglichen. Letzteren erhielt sie von dem Tenor Heinrich Schütz und dem Generalchordirektor des badischen Hoftheaters, Ludwig Schwarzböck. Als im Sommer 1834 Stéphanie von Baden Karlsruhe besuchte und Schrickel ihr zu diesem Anlass etwas vorsang, zeigte sich die frühere badische Großherzogin von ihrer Sangeskunst so begeistert, dass sie sich spontan zur Finanzierung ihrer weiteren Gesangsausbildung bereit erklärte. Von 1834 bis 1838 konnte Schrickel daher ihre Studien in Paris bei dem bekannten Opernsänger und Gesangslehrer Giulio Marco Bordogni fortsetzen. Nach erfolgreichen Auftritten in England, wo sie in London bei einem Hofkonzert vor Queen Victoria sang, ging Schrickel zur weiteren Ausbildung nach Mailand und wurde dort Schülerin von Alessandro Micheroux. Außerdem hielt sie sich mehrere Wochen in der Villa der gefeierten Sopranistin Giuditta Pasta (Primadonna assoluta) am Comer See auf.

Ihr Debüt in Deutschland gab Schrickel 1838 am Hoftheater in Mannheim als Amina in Vincenzo Bellinis La Sonnambula. Nach Gastspielen am Hoftheater in Darmstadt, am Theater von Mainz und an der Hofoper in München 1839 begab sie sich im folgenden Jahr auf eine große Italien-Tournee mit Gastspiel- und Konzertauftritten in Venedig. Doch bereits an ihrer zweiten Station in Florenz erkrankte Schrickel und brach die Tournee ab. Auf ihrer Rückreise gab sie am Theater am Kärntnertor in Wien unter der Leitung von Gaetano Donizetti mehrere Vorstellungen. 1840 folgten Gastrollen in Karlsruhe, Mannheim und Hannover, ehe sie 1842 einem Ruf an das Hoftheater von Hannover folgte, an dem sie bis 1851 blieb. Während dieser Zeit hatte sie weitere Gastspiele und Konzerte in Paris, Wien und St. Petersburg. In Hannover lernte sie auch ihren Mann, den Sänger Joseph Steinmüller (Bass-Bariton), kennen.

Große Bühnenrollen hatte Schrickel in den Opern Der Freischütz und Euryanthe von Carl Maria von Weber, in denen sie die Agathe bzw. die Titelfigur Euryanthe verkörperte. Hinzu kamen Frauenrollen aus Mozart-Opern: die Donna Anna aus Don Giovanni, die Susanna aus Figaros Hochzeit sowie die Königin der Nacht und die Pamina aus Die Zauberflöte.

1864 nahm Schrickel ihren Wohnsitz in Karlsruhe in der Langen Straße, heute Kaiserstraße 124 und erteilte bis 1875 Gesangsunterricht. Anschließend übersiedelte sie zu ihren beiden Söhnen nach Baltimore.

René Gilbert 2015

Quelle

GLA 390 Nr. 1936, 1. Bd. (Bild 315).

Literatur

Heinrich Giehne: Schrickel, Wilhelmine, in: Badische Biographien AF, Band II, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1875, S. 284 f. https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/152281 (Zugriff am 21. Juli 2022); Karl J. Kutsch: Großes Sängerlexikon, 4., erweit. und aktual. Aufl., Band 6: Rasa - Sutton, München 2003, S. 4271.